Das ist das Kernergebnis einer Analyse zu den Top-50 börsennotierten Unternehmen hierzulande, die die Wirtschaftsprüfer und -berater von Ernst & Young auf Basis der ersten neun Monate 2012 erstellten. Die Untersuchung lag der Nachrichtenagentur dpa an den Feiertagen in Stuttgart vor.
Demnach legten die Erlöse der 50 umsatzstärksten Börsenriesen zusammengenommen trotz Schuldenkrise in den ersten neun Monaten spürbar zu. Die Gewinnseite zeigte jedoch das Gegenteil. So wuchsen zwar die Gesamtumsätze der erlösstärksten Konzerne zweistellig um 10 Prozent und knackten schon nach drei Quartalen die Billionenhürde: 1026 Milliarden Euro nach 934 Milliarden Euro im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Doch das Gesamtergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) bei diesen Unternehmen mit der starken Umsatzentwicklung brach um 18 Prozent ein. Aus dem laufenden Geschäft blieben nur 60,4 Milliarden Euro, nach 73,9 Milliarden Euro im Vorjahresabschnitt.
Dass die Gewinne nicht weiter stiegen, sondern insgesamt sogar rückläufig waren, liegt nach Ernst-&-Young-Lesart nicht nur an Sondereffekten wie hohen Abwertungen bei der Deutschen Telekom und ThyssenKrupp. Ursächlich sei auch eine schwindende Nachfrage. "In einem so schwachen konjunkturellen Umfeld lässt sich der Absatz oft nur noch über Preisnachlässe steigern - was dann aber auf Kosten des Gewinns und der Marge geht", sagt Ernst-&-Young-Partner Thomas Harms.
Zudem hätten es einige Unternehmen nach dem starken Wachstum 2011 und der damals noch guten Gewinnentwicklung versäumt, rechtzeitig auf die Kostenbremse zu drücken. Bei der Gruppe der "Gewinnmaschinen" sieht das Bild dagegen ein wenig anders aus: Vergleicht man die Reihe der 50 Unternehmen mit den absolut höchsten Ergebnissen vor Zinsen und Steuern (Ebit), dann legte diese Gruppe im Neunmonatsvergleich um sechs Prozent zu: von knapp 81 auf gut 85 Milliarden Euro. Doch auch hier mussten immerhin 18 der Unternehmen Gewinneinbußen hinnehmen, beim Rest der 32 übrigen Konzerne gab es Ebit-Zuwächse.
Nach dem Umsatzkönig Volkswagen - der nicht zuletzt dank der Komplettübernahmen von MAN und Porsche 144 Milliarden Euro und damit 24 Prozent mehr einnahm - folgen der Energieriese Eon und der Autobauer Daimler mit 94 beziehungsweise 85 Milliarden Euro Erlösen. In den Top-10 nach Umsatzstärke sind gleich vier Autobauer vertreten: Neben VW und Daimler sind das noch BMW und die VW-Tochter Audi. Den höchsten Umsatzsprung verzeichnete der Sportwagenhersteller Porsche, der seit Sommer zu VW gehört: 28 Prozent Plus (auf 10,2 Mrd Euro).
Das Gesamtbild von steigenden Umsätzen und unter Druck stehenden Ergebnissen zeigt sich jedoch auch bei VW, wo das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) um ein Prozent auf 8,9 Milliarden Euro nachgab - auch wenn das vor dem Chemieriesen BASF (7,4 Mrd Euro) und dem Versicherungskonzern Allianz (7,2 Mrd Euro) ein klarer Abstand ist.
Während die Unternehmen aus der Automobilbranche ihren Gesamtgewinn nur um zwei Prozent steigerten, verzeichneten vor allem die Versicherer große Verbesserungen, wie die Studie resümiert: Im industrielastigen Ranking der 50 gewinnstärksten Unternehmen Deutschlands sind sechs Versicherungen platziert. Deren operatives Ergebnis stieg um 73 Prozent von 8,2 auf 14,2 Milliarden Euro.
Ganz generell wertet Ernst-&-Young-Experte Harms die Ergebnisse als Indiz dafür, dass sich die Mehrheit der Großunternehmen trotz widriger Konjunkturbedingungen nach wie vor auf Kurs befinde."Die meisten Unternehmen in Deutschland verzeichnen Umsatzzuwächse - dem nach wie vor starken Export ins außereuropäische Ausland sei Dank."
Das Maß der Dinge ist VW auch bei der Belegschaftsgröße: Die Wolfsburger zählen global 549 300 Beschäftigte und sind damit der größte deutsche börsennotierte Arbeitgeber vor der Deutschen Post (426 104 Mitarbeiter) und Siemens (370 000 Mitarbeiter).
Auch bei der sogenannten Marktkapitalisierung - also dem an der Börse ermittelten Unternehmenswert - ist VW spitze: Vor Weihnachten lag Europas größter Autobauer mit fast 80 Milliarden Euro vor SAP und Siemens. Diesen Aspekt verglich die Studie allerdings nicht. (dpa)
Studienergebnisse mit Tabellen und Folien