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Börse: Warum Aktien wie Facebook so verwundbar sind

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Warum Aktien wie Facebook so verwundbar sind

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    Das Gefällt-mir-Logo von Facebook vor der Facebook-Firmenzentrale in Menlo Park in Kalifornien. Zuletzt machte Facebook aber mit einem Skandal Schlagzeilen.
    Das Gefällt-mir-Logo von Facebook vor der Facebook-Firmenzentrale in Menlo Park in Kalifornien. Zuletzt machte Facebook aber mit einem Skandal Schlagzeilen. Foto: Marcio Jose Sanchez, dpa

    In zehn Tagen mehr als 100 Milliarden US-Dollar verlieren: Während sich die meisten Menschen alleine die Summe kaum vorstellen können, wurde das Szenario für Technikgigant Facebook unlängst zumindest auf dem Papier Realität. Denn um diese Summe, mit der man sich nach dem aktuellen Listenpreis immerhin etwa 247 Airbus A380 kaufen könnte, rauschte der Börsenwert des Unternehmens nach unten.

    Schuld daran ist der Datenskandal um die Analysefirma Cambridge Analytica, die Informationen von bis zu 87 Millionen Nutzern unter anderem für den US-Wahlkampf Donald Trumps missbraucht haben soll. Nutzern ist offenbar gezielt Werbung für ihn gezeigt worden, was diese bei ihrer Entscheidung beeinflusst haben könnte. Der Skandal zeigt: Die Börse reagiert gerade auf Nachrichten großer Unternehmen, insbesondere IT-Firmen, sensibel. Doch wie verwundbar sind beispielsweise die Aktienkurse von Facebook wirklich? Die Auswirkungen seien meistens von kurzer Dauer, sagt Ingo Schweitzer von der Vermögensbetreuung AnCeKa in Kaufbeuren: „Skandale haben kurzfristig eine immense Wirkung auf den Aktienkurs. Danach kann das Unternehmen beweisen, was an den Anschuldigungen dran ist.“

    Nach dem Datenskandal von Facebook: Konzern will besseren Datenschutz

    Nach der Ansicht Schweitzers ist bei Facebook der Aktienkurs vor allem deshalb so stark gesunken, weil große Firmen ihre Werbeanzeigen gestoppt haben. Also die Haupteinnahmequelle des sozialen Netzwerks. Doch der Börsenexperte beruhigt die Aktionäre: „Es gibt nur wenige Konzerne, wo man relevant Werbung schalten kann. Facebook ist so groß, dass sich in einem halben Jahr alles gelegt haben wird. “ Vorausgesetzt, es werden keine weiteren Skandale öffentlich. Schweitzer geht davon aus, dass Facebook eine neue Datenschutzregelung einführen wird, um die Aktionäre weiter zu beschwichtigen.

    Tatsächlich verspricht ein Facebook-Sprecher auf Nachfrage unserer Zeitung „stärkere Schutzmaßnahmen, um zukünftigen Missbrauch zu verhindern“. Zudem sollen die Privatsphäre-Einstellungen umfassend überarbeitet und die Nutzungsbedingungen sowie die Datenrichtlinien leichter verständlich werden.

    Der Sprecher beteuert, dass der Konzern einer Regulierung durch Gesetze positiv gegenüberstehe: „Wir wollen sicherstellen, dass die von Facebook angebotenen Dienste in Einklang mit geltenden Gesetzen stehen.“ Bei der Datenschutzgrundverordnung arbeite der US-Konzern bereits mit der EU zusammen.

    Auch die Aktie von Tesla bracht zuletzt ein

    Tesla-Chef Elon Musk mit dem neuen Tesla-Fahrzeug Model 3. 
    Tesla-Chef Elon Musk mit dem neuen Tesla-Fahrzeug Model 3.  Foto: Andrej Sokolow, dpa

    Was sinkende Aktienkurse betrifft, so befindet sich Facebook derzeit in guter Gesellschaft. Auch Elektroautohersteller Tesla musste kräftige Verluste einstecken. Tesla-Chef Elon Musk hatte daran großen Anteil: Am 1. April veröffentlichte er über Twitter die Nachricht, dass sein Unternehmen bankrott sei. Was als Aprilscherz gedacht war, stieß bei den Aktionären auf wenig Begeisterung. Börsenexperte Schweitzer sagt: „Vermeintliche Insiderinfos zu streuen, die falsch sind – dafür müsste Musk im Normalfall vor Gericht gezogen werden.“

    Für Schweitzer ist jedoch weniger der Aprilscherz Musks, als vielmehr der schwache Verkauf des „Modells 3“ für die fallenden Kurse verantwortlich. Zumal der vermeintliche Scherz auf einen Sonntag fiel, ein Tag also, an dem die Börse geschlossen hat. Aus Sicht des Experten „haben die Aktionäre mittlerweile erkannt, dass Tesla keinen einzigen Cent verdient und längst pleite wäre, wenn Musk nicht ständig Geld hineinpumpen würde“.

    Technologiewerte sind hoch bewertet

    Dass bei vielen Technologie-Riesen die Aktienkurse irgendwann fallen, war absehbar. Die Technologie-Branche ist zwar hoch bewertet und deren Firmen verdienen am meisten. Doch Schweitzer erklärt: „Wenn es einer Firma schlecht geht, tritt eine Art Sippenhaftung ein. Aktionäre denken sich: Warum soll es anderen in dem Bereich besser gehen.“ Als einen weiteren Grund für die fallenden Kurse führt der Fachmann die Steuerreform des US- Präsidenten Donald Trumps an. „Um diese finanzieren zu können, muss er Geld generieren. Gleichzeitig zahlen Unternehmen wie Amazon oder andere IT-Firmen kaum Steuern.“ Das prangerte Trump unlängst auf Twitter an. Die Folge: Einbrüche für die besagten Unternehmen an der Börse.

    Der Aktienmarkt reagiere derzeit ohnehin nervöser als noch vor einigen Jahren, bestätigt Schweitzer.

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