Als die Raumfähre „Columbia“ zum ersten Mal am 12. April 1981 vom Kennedy Space Center ins All abhob, war Paul Allen als Augenzeuge vor Ort. Zusammen mit zwei Kollegen wollte er sich diesen Meilenstein der Geschichte nicht entgehen lassen. Ihm war egal, dass sein Unternehmen zu dieser Zeit in der heißen Phase mit dem Computergiganten IBM steckte. Er wollte sein Leben nicht bedingungslos der Firma unterordnen; der Firma mit dem Namen „Microsoft“.
Allens bester Kumpel und Gründerkollege tobte wegen dieser Entscheidung. Es war kein geringerer als der ehemals reichste Mensch der Welt: Bill Gates. Er warf Allen vor, sich nicht entschieden genug für das Unternehmen einzusetzen. Als im Jahr 1982 bei Paul Allen ein bösartiger Tumor im Lymphsystem entdeckt wurde, löste sich das Problem in Luft auf. Allen stieg im Jahr 1983 aus dem Unternehmen aus.
Doch nun schreibt der Entwickler in seiner Autobiografie „Idea Man: A Memoir by the Cofounder of Microsoft“, die am 19. April in den USA erscheinen wird, es habe damals nicht nur gesundheitliche Gründe gegeben, Microsoft zu verlassen. Der 58-jährige Allen wirft seinem alten Kompagnon vor, ihn bei der Vergabe der Firmenanteile immer wieder benachteiligt zu haben.
Außerdem besteht Allen darauf, dass viele der zündenden Ideen, die Microsoft groß gemacht haben, eigentlich von ihm stammen. Kurz nach dem Coup mit IBM, das das Betriebssystem für ihren ersten Personal Computer von Microsoft kaufte, gab es aber bereits Spannungen. So beschreibt es zumindest Allen in seiner Biografie.
Paul Allen und Bill Gates - die Biografie
Zum entscheidenden Einschnitt zwischen Allen und Gates kam es dann nach dem Ausbruch seiner Krankheit 1982. Er habe damals zufällig mitbekommen, wie Gates mit dem heutigen Microsoft-Chef Steve Ballmer diskutiert habe, Allens Anteile an Microsoft zu schmälern. Ballmer und weitere Anteilseigner sollten zusätzliche Aktienoptionen bekommen. „Das ist unglaublich! Es zeigt Euren wahren Charakter für immer und ewig“, platzte Allen seinen Schilderungen zufolge in den Raum und stellte Gates und Ballmer zur Rede. Die Beiden hätten dann von ihren Plänen abgelassen und sich später bei ihm entschuldigt.
Auch das Verhältnis zu Bill Gates normalisierte sich mit der Zeit wieder. Als Allen, ebenso einer der reichsten Männer der Welt, vor zwei Jahren erneut an Krebs erkrankte, habe Gates zu den regelmäßigen Besuchern gehört, „wie man sich das von einem Freund wünscht, fürsorglich und besorgt“. Dies hielt Allen jedoch nicht davon ab, seine Geschichte zu erzählen, die für Bill Gates wenig schmeichelhaft ausfällt. Die Freundschaft stehe jetzt wohl ernsthaft auf dem Spiel, zitierte das „Wall Street Journal“ einen gemeinsamen Bekannten. Öffentlich will Bill Gates den Fehdehandschuh jedoch nicht aufgreifen. (sehr/dpa)