Benjamin Pomberg holt ein kleines Gläschen mit rotem Inhalt aus einem heißen Wasserbad. Nachdem er den Deckel abgeschraubt hat, ist klar, was sich darin befindet. Der Geruch ist unverkennbar: Currywurst. Doch es ist nicht nur irgendeine, es ist vegane Bio-Currywurst aus Tofu. „In Wurst ist so viel Schrott drin, wir haben uns überlegt, was wirklich rein muss, damit es lecker schmeckt“, erklärt der 44-Jährige. Er und Sebastian Büchte sind die Geschäftsführer von Supasnacks aus Dortmund, die seit vergangenem Jahr mit ihrer Currywurst veganes Bio-Fast-Food für zu Hause anbieten.
Veganes Essen liegt weiter im Trend. Das wird einmal mehr auf der Biofach in Nürnberg deutlich, der weltweit wichtigsten Messe für Bio-Lebensmittel. Dort präsentieren 3500 Aussteller auf 58.000 Quadratmetern die Trends der Branche, die besonders in Deutschland erfolgreich ist. Bio boomt: Vergangenes Jahr investierten die Deutschen nach Schätzungen des Bunds Ökologische Lebensmittelwirtschaft fast 12 Milliarden Euro in Bio-Lebensmittel und -Getränke. Das waren fast zehn Prozent mehr als im Vorjahr – Tendenz weiter steigend.
Auf der Biofach in Nürnberg gibt eine Erlebniswelt für vegane Lebensmittel
Für vegane Bio-Lebensmittel gibt es auf dem Messegelände sogar eine eigene Erlebniswelt. Die aktuellsten veganen Trends bekommt der Messe-Besucher aber auch auf dem neuen „Biofach Neuheitenstand“ präsentiert. Dort stechen besonders vegane Alternativen zu Milchprodukten heraus: Mandel- oder Hafercreme statt Joghurt, Kokos-Cappuccino statt Cappuccino mit Milch oder ein Camembert auf Cashew-Basis.
Daneben wird auf dem Neuheitenstand ersichtlich, was die Biobranche gerade noch so umtreibt: Innovative Verpackungslösungen etwa, die umweltfreundlich und auf das Minimum reduziert sind. Statt Plastik- oder Alufolie, um Früchte oder Sandwiches einzupacken, sind Bienenwachstücher eine Alternative. Sie sind biologisch, lassen sich mit Wasser und Seife abwaschen und können bis zu 100 Mal wiederverwendet werden.
Kuriositäten wie Bambuspflaster oder Strohhalme aus glutenfreiem Pastateig
Auch Pommes-Schalen, die aus Karton bestehen und eine integrierte, wasserbasierte Fettbarriere besitzen, gehören dazu. Dadurch wird die übliche Kunststoffbeschichtung überflüssig. Das Behältnis lässt sich somit vollständig recyceln. Darüber hinaus sind auch Kuriositäten wie Bambuspflaster oder Strohhalme aus glutenfreiem Pastateig dort zu finden.
Ein weiterer Trend sind Produkte mit regionaler Herkunft. Das sei auch der Allgäuer Ölmühle sehr wichtig, sagt Sylvia Dopfer, Ehefrau von Inhaber Xaver Dopfer. „Was geht, beziehen wir regional, zum Beispiel Leinsamen, Hanfsamen oder Kürbiskerne“, erklärt die 60-Jährige. Bei Oliven- oder Arganöl sei das aber schwierig, da die Produkte zur Ölerzeugung nicht in Deutschland wachsen. Diese muss das 30-Mann-Unternehmen, das 2004 in Lengenwang im Ostallgäu gegründet wurde und seit 2014 in Kempten im Allgäu sitzt, importieren.
Neben Bio-Öl produziert die Allgäuer Ölmühle auch Essig und Mehl, darunter auch etwas exotischere Varianten wie Walnuss- oder Leinmehl. Diese fallen bei der Erzeugung quasi als Abfallprodukt an. „Dadurch, dass wir vom Produkt fast alles verbrauchen, vermeiden wir Müll. Das liegt uns sehr am Herzen“, sagt Dopfer. Eines der neuesten Produkte ist geschälter Hanf. Der liege im Trend und sei für Müslis oder Salate ideal geeignet.
Kosten kann man auch einen Bio-Hanf-Biermix
Den Hanf-Trend entdeckte kürzlich auch die Brauerei Unertl aus Mühldorf am Inn in Oberbayern für sich – allerdings im Zusammenhang mit Bier. Pünktlich zum Auftakt der Biofach wurde der Bio-Hanf-Biermix und der Bio-Hanf-Biermix Naturzitrone „Chill a’ bissl“ fertig, wie Geschäftsführer Wolfgang Unertl verrät. Für seine Getränke verwendet der Zwölf-Mann-Betrieb, der seine Ursprünge 1929 in Arnstorf in Niederbayern nahm, ausschließlich ökologische Rohstoffe aus der Region. Auch der Hanf werde nur 20 Kilometer von Mühldorf entfernt angebaut, erklärt Erwin Mertl vom Marketing und Vertrieb. Mitte April sollen die beiden Bio-Hanf- Biermixe auf den Markt kommen. Bis dahin haben die Biofach-Besucher noch Zeit, die Getränke exklusiv zu testen.
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