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Bilanz: SGL Carbon schreibt rote Zahlen – und sieht Perspektiven

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SGL Carbon schreibt rote Zahlen – und sieht Perspektiven

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    SGL Carbon hat einen Standort in Meitingen. Für das Jahr 2020 schreibt das Unternehmen rote Zahlen.
    SGL Carbon hat einen Standort in Meitingen. Für das Jahr 2020 schreibt das Unternehmen rote Zahlen. Foto: Marcus Merk

    SGL Carbon ist ein Unternehmen mitten im Wandel. Der international aufgestellte Kohlefaser-Spezialist muss einerseits sparen, steckt in den roten Zahlen, baut insgesamt rund 500 Stellen ab und hat am wichtigsten deutschen Standort in Meitingen rund 160 Stellen gestrichen. Zugleich aber stieg das Unternehmen Anfang März in den SDax auf und machte zuletzt gerade in Meitingen positive Schlagzeilen, weil dort ein Batterie-Projekt mit vielen Millionen Euro von der Bundesregierung gefördert wird – was wiederum Jobs sichert beziehungsweise weitere schafft.

    Bilanz für 2020: Minus von rund 132 Millionen Euro

    In dieser Situation legte das Unternehmen mit Stammsitz in Wiesbaden die Bilanz für 2020 vor. Ergebnis: Unterm Strich steht ein Minus von rund 132 Millionen Euro (2019, minus 90 Millionen). Der Konzernumsatz lag 2020 bei 919,4 Millionen Euro und damit um 15 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Finanzvorstand Thomas Dippold erklärte das mit einer wegen Corona deutlich reduzierten Nachfrage, die Pandemie habe das Geschäftsjahr geprägt. Hinzu kamen Kosten für den Konzernumbau und eine Wertminderung (80 bis 100 Millionen Euro) im Geschäftsbereich Composites – Fibers & Materials (CFM).

    SGL Carbon setzt für 2021 auf "moderate Erholung"

    Zugleich aber blickt das neue Management zuversichtlich in die Zukunft. Torsten Derr, seit vergangenem Juli Vorstandsvorsitzender der SGL Carbon, begründet das damit, das man das vergangene Corona-Jahr nicht verschenkt, sondern das Unternehmen von Grund auf erneuert habe. Dazu gehört das bereits laufende Sparprogramm (bis 2023 sollen über 100 Millionen Euro gespart werden) und die Neustrukturierung der Geschäftsbereiche. Dazu gehört auch die E-Offensive in der Automobilindustrie, die dazu beitragen könnte, SGL Carbon wieder zu einem Gewinner zu machen.

    Derr erklärt das so: „Bei jeder Batterie gibt es eine Anode. Und dafür braucht es Anodenmaterial. Das ist Grafit und da gehören wir zu den wenigen Herstellern, die es in Europa gibt.“ Ein Wachstumsfeld, denn Batterien werden durch den Strukturwandel in der Autoindustrie künftig in Massen gebraucht werden. Auch der Ausbau der Windenergie ist perspektivisch weiter ein Gewinnbringer. Nach dem starken wirtschaftlichen Einbruch geht Derr für das Geschäftsjahr 2021 von einer „moderaten Erholung“ des Unternehmens aus. Die Umsatzerlöse sollten über dem Vorjahresniveau zwischen 920 und 970 Millionen Euro liegen. Das Nettoergebnis soll 2021 im Bereich zwischen minus 20 Millionen und Schwarzer Null liegen.

    SGL Carbon will Standorte analysieren – Meitingen soll "keineswegs" geschlossen werden

    Derr kündigte bei der Bilanz-Pressekonferenz auch an, dass der Vorstand die Standorte analysieren werde. 31 gibt es derzeit weltweit. Auf Nachfrage unserer Redaktion, was das für Meitingen bedeutet, wo SGL rund 1000 Mitarbeiter (ohne Joint-Venture Brembo-SGL) beschäftigt, antwortete Derr: „Meitingen ist unser Kernstandort und unser Technologiestandort. Ehrlich gesagt, kann ich mir zum jetzigen Zeitpunkt eine SGL ohne diesen Kernstandort nicht vorstellen.“ Das wichtige Batterieentwicklungsprojekt laufe im nördlichen Kreis Augsburg. Derr weiter: „Ich will nicht ausschließen, dass es in Meitingen Bereiche gibt, wo wir auch weitere Personalreduktionen sehen werden. Es wird aber auch andere Bereiche geben, wo wir aufbauen werden, und das wird insbesondere dieser Bereich Gasdiffusionsschichten für die Brennstoffzelle und das Batterielabor sein. Zum jetzigen Zeitpunkt denken wir keineswegs an eine Schließung des Standortes. Und das wird sich mittelfristig, so weit wir nach vorne sehen können, auch nicht ändern.“

    In Meitingen werden auch Komponenten für Brennstoffzellen hergestellt, hier sollen die Kapazitäten ausgeweitet werden – ein Signal für die Zukunft des Standorts.

    Die Börse reagierte zunächst nicht gut auf die Zahlen. Der Kurs von SGL Carbon fiel zwischenzeitlich stark, erholte sich dann aber wieder etwas und lag am Abend bei 5,67 Euro pro Aktie.

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