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Betrug: Wirecard-Skandal: Grüne und FDP drohen mit Untersuchungsausschuss

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Wirecard-Skandal: Grüne und FDP drohen mit Untersuchungsausschuss

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    Im Fall Wirecard droht ein Untersuchungsausschuss.
    Im Fall Wirecard droht ein Untersuchungsausschuss. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Die Opposition droht im Wirecard-Skandal mit einem Untersuchungsausschuss. "Wir können uns auch gut vorstellen, dass es notwendig wird, eine weitere Sondersitzung einzuberufen, bei der man gezielt das Kanzleramt einbezieht", sagte der Grünen-Finanzexperte Stefan Schmidt unserer Redaktion. Ähnlich sieht das der FDP-Abgeordnete Florian Toncar, der seine Partei als Obmann im Ausschuss vertritt. "Die jüngst ans Licht gekommenen Verbindungen von Wirecard zu den Nachrichtendiensten und in die höchsten Ebenen des Kanzleramts müssen ebenfalls aufgeklärt werden", sagte er unserer Redaktion.

    Pleite von Wirecard: Finanzausschuss will am Mittwoch tagen

    Der Finanzausschuss will am Mittwochnachmittag zusammenkommen, um über die Konsequenzen aus der Pleite des Zahlungsdienstleisters Wirecard zu beraten. Prominentester Gast ist bisher Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD).  Offen ist bislang, ob zu dem Vorfall auch ein Untersuchungsausschuss eingerichtet wird. Die Opposition hätte die Macht dazu, FDP und Grüne wollen aber mindestens den Mittwoch abwarten. "Nur mit völliger Transparenz kann die Bundesregierung jetzt noch einen Untersuchungsausschuss abwenden", sagte Toncar unserer Redaktion. Der Grünen-Abgeordnete Schmidt erklärte ebenfalls, man werde zunächst versuchen, mit der Aufklärung im Ausschuss weiterzukommen. "Aber ein Untersuchungsausschuss bleibt im Raum", drohte er.

    So funktioniert das Geschäft von Wirecard

    Geschäftsmodell Wirecard ist eines der Unternehmen, deren Dienste Verbraucher oft in Anspruch nehmen, ohne es zu wissen. Das Unternehmen, das seinen Sitz in Aschheim bei München hat, wickelt Kartenzahlungen sowohl an Ladenkassen als auch im Onlinegeschäft ab. Zu den Kunden zählen zum Beispiel die Airline KLM, der Haushaltsartikelspezialist WMF oder der Paketdienst FedEx.

    Kooperation Für das Kerngeschäft hat Wirecard in Europa eine Bank, die als Mittelsmann dafür sorgt, dass das Geld von den Kartendiensten zu den Händlern kommt. In anderen Ländern, wo Wirecard keine solchen Lizenzen hat, arbeitet die Firma dafür mit Partnern zusammen. Dieser Teil des Geschäfts stand im Mittelpunkt der „Financial Times“-Berichte, in denen von potenziell künstlich aufgeblähten Umsätzen die Rede war.

    Dienstleistungen Zugleich bietet Wirecard eine Palette von Dienstleistungen rund ums Bezahlen an. Neben der Integration in Kassensysteme und der Unterstützung verschiedener Bezahlmethoden gehören dazu Sicherheitsvorkehrungen gegen Betrugsversuche. Ein weiterer Service ist die Auswertung von Daten, die Kunden eine bessere Steuerung ihres Geschäfts ermöglichen soll.

    Aktie Wirecard ist im Dax gelistet. Noch Mitte Juni notierte das Papier bei rund 100 Euro. Binnen eines einzigen Tages verlor die Wirecard-Aktie am vergangenen Donnerstag 61,8 Prozent an Wert. Es war der zweitgrößte Verlust in der Dax-Geschichte. Nur die Hypo Real Estate büßte noch mehr ein (73,9 Prozent am 29. September 2008). Zuletzt rutschte der Titel weiter ab – auf unter 20 Euro.

    Für die Kontrolle von Banken und Finanzdienstleistern wie Wirecard ist die Bundesanstalt für  Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zuständig. Deren Chef Felix Hufeld hat bereits Fehler eingeräumt. Die unabhängige Bürgerbewegung Finanzwende forderte nun ein engeres Korsett für die Aufsicht. "Mit einem frischen Anstrich bei der Aufsichtsbehörde BaFin ist es nicht getan, nötig ist eine Grundsanierung", sagte die BaFin-Expertin der Finanzwende, Britta Langenberg. Bei den von Scholz angekündigten BaFin-Umbauplänen bleibe allzu vieles im Unklaren, sei nicht abgestimmt oder gehe nicht weit genug. "So muss die BaFin zu Ermittlungen verpflichtet werden, wenn die Integrität des Finanzmarkts gefährdet sein könnte", forderte Langenberg. Ein bloßer Auftrag reiche nicht aus.

    Alle wichtigen Fragen und Antworten zum Wirecard-Skandal lesen Sie hier: Der Fall Wirecard: Eine Betrügerbande im Dax?

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