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Betriebsratschef: Politik statt Porsche: Uwe Hück hört auf

Betriebsratschef

Politik statt Porsche: Uwe Hück hört auf

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    Uwe Hück, Betriebsratsvorsitzender der Porsche AG, nach einer Informationsveranstaltung für die Mitarbeiter der Porsche AG im Stammsitz des Autobauers Porsche in Stuttgart-Zuffenhausen.
    Uwe Hück, Betriebsratsvorsitzender der Porsche AG, nach einer Informationsveranstaltung für die Mitarbeiter der Porsche AG im Stammsitz des Autobauers Porsche in Stuttgart-Zuffenhausen. Foto: Marijan Murat, dpa

    Bei Uwe Hück fällt auch der Rücktritt eine Nummer größer aus. Fast eine Stunde standen am Montag bei der Stuttgarter Sportwagenschmiede Porsche die Bänder still, weil der Betriebsratschef im Werkshof vor tausenden Beschäftigten seinen sofortigen Rücktritt von allen seinen Ämtern im Konzern mitteilen wollte. „Ich werde in die Politik gehen“, erklärte der Gewerkschafter mit lauter Stimme. Der 56-jährige SPD-Mann will wieder ganz unten anfangen und mit einer eigenen Liste in den Gemeinderat in Pforzheim einziehen.

    Die Kandidatur für den Landtag endete im Nichts

    In 22 Jahren als Chef des Porsche-Betriebsrats hat sich Hück einen legendären Ruf erarbeitet. Dazu beigetragen hat seine Spontaneität. Zum Beispiel als er sich 2002 selbst für den Vorsitz der IG Metall ins Gespräch brachte oder mit seiner mit niemandem abgestimmten Bewerbung als Spitzenkandidat der SPD für die baden-württembergische Landtagswahl, die im Nichts endete. Seiner Partei gab er am Montag nochmals einen Schlag mit: „Wenn die SPD so weitermacht, werden sie ihr Erbe vernichten.“

    Aber Hück ist aber weit mehr als ein Lautsprecher. Er gehört zu den Gewerkschaftern, die sich als Co-Manager verstehen. Den dicken geländegängigen Porsche hat er immer als standesgemäßen Dienstwagen angesehen. Mit seiner Mischung aus Poltern und Kooperieren hat der gelernte Lackierer für die Beschäftigten bei Porsche viel herausgeholt. Im vergangenen Jahr summierten sich die freiwilligen Sonderzahlungen auf 9656 Euro für jeden. Zuletzt hat er erfolgreich dafür gekämpft, dass die Produktion des Elektro-Modells Taycan ins Stammwerk nach Zuffenhausen kommt.

    Sitz im Pforzheimer Gemeinderat

    „Er geht auf dem Zenit seines Einflusses“, erklärt sich ein langjähriger Mitstreiter den Abschied. Es habe keine Probleme bei Porsche gegeben. Auch mit den Ermittlungen im Diesel-Skandal habe das nichts zu tun. Hück sei mit sich im Reinen. Im Weihnachtsurlaub habe er sich Gedanken über seine Zukunft gemacht. „Was soll jetzt noch kommen“, habe er sich gefragt. Was genau er beruflich plant, sagte Hück noch nicht. Von einem Sitz im Pforzheimer Gemeinderat wird er jedenfalls nicht leben können.

    Als Vollwaise auf einfachsten Verhältnissen nach oben geboxt

    Der Arbeiterführer kommt aus einfachsten Verhältnissen. Als Vollwaise wuchs er in einem Kinderheim auf. Heute engagiert er sich mit einer eigenen Stiftung für benachteiligte Jugendliche. Bei Porsche hat er stets darauf geachtet, dass es auch Lehrstellen für Hauptschüler gibt. Seine Vergangenheit als Profi-Thai-Boxer lieferte die Vorlage für viele Porträts über einen, der sich nach oben boxt. „Uwe Hück war schon immer für einen Coup gut, auch dieser ist ihm gelungen“, sagte der Stuttgarter IG Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger und lobte ihn als „wortgewaltigen Redner“, auf den in Tarifrunden immer Verlass gewesen sei.

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