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Interview: Betriebsrats-Chef: "Es herrscht Unsicherheit bei Kuka"

Interview

Betriebsrats-Chef: "Es herrscht Unsicherheit bei Kuka"

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    Armin Kolb, 56, (links) ist seit 2010 Kuka-Betriebsratsvorsitzender. Er sitzt seit 2013 auch im Aufsichtsrat.
    Armin Kolb, 56, (links) ist seit 2010 Kuka-Betriebsratsvorsitzender. Er sitzt seit 2013 auch im Aufsichtsrat. Foto: Ulrich Wagner

    Die neuen Geschäftszahlen der Augsburger Kuka AG waren mit Spannung erwartet worden. Demnach schlug sich der Roboter- und Anlagenbauer im zweiten Quartal 2019 besser als in den ersten drei Monaten dieses Jahres, musste jedoch deutliche Einbußen gegenüber dem Vorjahreszeitraum hinnehmen.

    Der Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) lag also mit 23,7 Millionen Euro über dem aus dem ersten Quartal, in dem das Ergebnis bei 22,2 Millionen Euro landete. Doch im Vorjahr verzeichnete Kuka hier noch einen Gewinn von 52,1 Millionen Euro. Der Konzern spürt also deutlich die konjunkturelle Eintrübung. Was in dem Unternehmen diskutiert wird, beschreibt der Betriebsratsvorsitzende Armin Kolb.

    Herr Kolb, wie ist die Stimmung unter den Mitarbeitern?

    Armin Kolb: Die Stimmung ist nicht so richtig gut. Schließlich baut das Unternehmen rund 350 Arbeitsplätze ab. Da würde bei jeder Firma Unruhe aufkommen. Gut die Hälfte der 350 Stellen sind bereits sozial verträglich abgebaut worden.

    Wann sind diese 350 von rund 4000 Arbeitsplätzen in Augsburg dann komplett abgebaut?

    Kolb: Kuka ist auf einem sehr guten Weg, dass das – wie angepeilt – bis Ende des Jahres geschafft wird. Bisher ist kein Mitarbeiter gekündigt worden. Wie gesagt: Alles lief sozial verträglich ab. Mitarbeiter sind also etwa in Altersteilzeit gegangen oder sind dank einer Prämie, also Abfindung, freiwillig ausgeschieden. Nun wird es natürlich immer schwieriger, solche sozial verträgliche Lösungen zu finden.

    Muss Kuka in Einzelfällen kündigen?

    Kolb: Ich bin zuversichtlich, dass alles sozial verträglich über die Bühne geht. Ich habe in 40 Jahren keinen besseren Sozialplan als diesen gesehen. Nicht nur ältere, sondern jüngere Mitarbeiter verlassen Kuka, um sich im Rahmen einer Qualifizierung oder Weiterbildung neu für den Arbeitsmarkt aufzustellen. Natürlich sind viele Beschäftigte nervös, auch wenn die chinesischen Anteilseigner den eingeschlagenen Weg von Kuka mitgehen, um den Abbau der Stellen ausgesprochen sozial verträglich zu gestalten, was in anderen Unternehmen so nicht üblich ist.

    Was macht die Mitarbeiter so nervös?

    Kolb: Viele machen sich Gedanken, wo die Reise hingeht. Sie fragen sich: Wie sehen die Pläne für die nächsten Jahre aus? Was passiert, wenn die Investorenvereinbarung, die noch bis 2023 gilt, ausläuft. Gelten dann all die Versprechen noch? Fallen weitere Arbeitsplätze weg? Was sind die Zusagen, dass die Chinesen an Augsburg als Sitz des Unternehmens und als Produktions- wie Innovationsherz festhalten, dann noch wert? Solche Fragen treiben die Beschäftigten naturgemäß um, auch wenn ich das anders sehe.

    Wie sehen Sie es?

    Kolb: Die Investition des chinesischen Eigentümers Midea ist meiner Meinung nach auf Dauer angelegt.

    Trotzdem herrscht Unsicherheit.

    Kolb: Ja, es herrscht Unsicherheit bei Kuka. Es ist jedoch keine Endzeitstimmung. Im Gegenteil: Die Hausmesse im Juli war ein voller Erfolg. Kunden, die zu uns gekommen sind, waren zufrieden und begeistert von den Kuka-Produkten. Das macht den Mitarbeitern auch wieder Mut.

    Was brauchen die Beschäftigten jetzt?

    Kolb: Vor allem Orientierung. Das versucht Vorstandschef Peter Mohnen mit großem Engagement. Er arbeitet hart und gibt Vollgas. Er ist ein Manager, der die Ärmel hochkrempelt. Er macht seinen Job mit Leib und Seele. Und genau so einen Managertyp brauchen wir auch als Technikvorstand, also CTO. Wir brauchen hier keinen Konzern-Manager mit Allüren, sondern einen Manager, der Kuka versteht und mittelständischen Geist verkörpert.

    Haben Sie den Ärmel-Hochkrempler für die CTO-Stelle schon gefunden?

    Kolb: Sie müssen noch etwas Geduld haben. Wir sind auf der Zielgeraden.

    Sind auch die Chinesen mit der Arbeit Mohnens zufrieden?

    Kolb: Ja, sie sind zufrieden mit seiner Performance. Sie vertrauen ihm, dass er die richtigen Maßnahmen ergreift. Generell ist das Verhältnis zwischen deutschen und chinesischen Aufsichtsräten gut. Die Chinesen arbeiten auch gut mit uns Arbeitnehmervertretern im Betrieb und der Gewerkschaft IG Metall zusammen. Ich sehe das als einen positiven Umstand.

    Manchen geht die Nähe zwischen Arbeitnehmer-Vertretern und Midea-Leuten bei Kuka zu weit. Schließlich werden Arbeitsplätze abgebaut, obwohl das in der Investorenvereinbarung ausgeschlossen war. Sind Sie ein softer China-Versteher?

    Kolb: Zum Thema „Investorenvereinbarung“ kann ich nur immer das Gleiche sagen: Es war immer schon klar, dass solche Entscheidungen nicht durch unsere Anteilseigner getroffen werden dürfen, sondern alleine in der Hand des Vorstands liegen. Und das hat auch Herr Mohnen mehrmals so dargestellt.

    Da bliebe noch der Vorwurf des China-Verstehers. Ist da was dran?

    Kolb: Kritikern halte ich entgegen, dass das gute Verhältnis ein Grund dafür ist, das die Arbeitgeberseite im Aufsichtsrat den Vorstand bei seinen Entscheidungen unterstützt. Ein Sozialplan kostet immer viel Geld, in dem Fall viel Kuka-Geld. Wir Arbeitnehmer brauchen ein konstruktives Verhältnis auf Augenhöhe zu unseren chinesischen Kollegen im Aufsichtsrat, schließlich sind die mit 94,6 Prozent der dominante Aktionär. Da bringt es nichts, wenn wir als Arbeitnehmervertreter auf Konfrontationskurs gehen. Die Chinesen wollen Geld verdienen. 

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