Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Berufswelt: "Speed-Dating": Vorstellungsgespräch über den Dächern Augsburgs

Berufswelt

"Speed-Dating": Vorstellungsgespräch über den Dächern Augsburgs

    • |
    Hoch über dem Augsburger Plärrer hat sich Alina Springer (Mitte) bei Stefanie März (rechts) und Annika Woodcock um einen Ausbildungsplatz beworben.
    Hoch über dem Augsburger Plärrer hat sich Alina Springer (Mitte) bei Stefanie März (rechts) und Annika Woodcock um einen Ausbildungsplatz beworben. Foto: Peter Fastl

    Alina Springer wirkt still, als sie am Fuß des City Skyliners steht. Aus den Boxen schallt die Titelmusik von Star Wars und gibt den Wartenden das Gefühl, dass gleich etwas Großes passiert. Stattdessen senkt sich nur langsam die gläserne Kabine des Aussichtsturms zum Boden herab. Wenn sie gleich wieder abhebt, wird die 17-Jährige einsteigen und mit nach oben fahren. Dabei hat sie Höhenangst. Doch die Schülerin hofft, 72 Meter über dem Boden des Augsburger Plärrers ihre Zukunft zu finden.

    Job-Speed-Dating auf dem Augsburger Plärrer

    Springer möchte gerne Arzthelferin werden und in der luftigen Höhe könnte sie ihren neuen Arbeitgeber kennenlernen. Denn im Inneren der Aussichtsplattform warten etwa 15 Firmen auf rund 150 Jugendliche, die sich für eine Lehrstelle interessieren. Job-Speed-Dating nennt sich das. Es ist die Idee von Reinhold Demel, Geschäftsführer der Arbeitsagentur Augsburg, und Josef Diebold, Chef des Schwäbischen Schaustellerverbandes. „Wir machen solche Veranstaltungen regelmäßig“, erzählt Demel. Allerdings in den Räumen der

    Die 17-jährige Alina Springer findet die Idee gut. Sie hat schon einige Bewerbungen geschrieben, geklappt hat es bislang noch nicht. In der Gondel wird sie sich in den nächsten 20 Minuten nun bei zwei Praxen vorstellen: der Zahnklinik Amedis und der Gynäkologie-Praxis Dörte Fuchs-Prinz. Um einen guten Eindruck zu hinterlassen hat sie ihre Bewerbungen mitgebracht. Foto, Anschreiben, Zeugnisse – alles liegt ordentlich eingepackt in einer schwarzen Bewerbungsmappe in ihrer Handtasche. Und die Höhenangst? „Ich bin extra gestern schon mal gefahren, um mich einzustimmen“, erzählt sie. Trotzdem ist ihr ein wenig flau im Magen.

    Ungezwungene Atmosphäre beim ersten Kennenlernen

    Das Prinzip Speed-Dating, das ursprünglich bei der Partnersuche helfen sollte, gibt es in der Arbeitswelt schon seit Jahren. Arbeitsagenturen, Unis und Berufsinformationszentren organisieren Veranstaltungen für Hartz-IV-Empfänger, Studenten, Auszubildende und Praktikanten. Alle funktionieren nach den gleichen Regeln: In einer vorgegebenen Zeitspanne lernen sich die Partner kennen. Finden sie sich sympathisch, werden Unterlagen ausgetauscht. Ein Vertrag kommt in den seltensten Fällen schon beim ersten Treffen zustande. Aber häufig ergibt sich ein Termin für ein weiteres Gespräch und dann vielleicht ein Vertrag. Das Schöne an den Veranstaltungen sei, dass Bewerber mit ihrer Persönlichkeit überzeugen können und nicht nur die Noten zählen, sagt der Augsburger-Arbeitsagentur-Chef Demel.

    Die Zahnklinik Amedis hat Stefanie März und Annika Woodcock zum Speed-Dating geschickt. Sie haben so schon einmal Auszubildende gefunden, erzählen die beiden. „Wir sind eigentlich immer auf der Suche nach Lehrlingen“, sagt Woodcock. Aber es sei gar nicht so leicht, geeignete Bewerber zu finden. Ihre Kollegin, Susanne Layher von der Frauenarzt-Praxis Fuchs-Prinz, bestätigt das. In der Gondel sitzt sie gleich neben den beiden Zahnarzthelferinnen. Alle drei Frauen sind vom Speed-Dating angetan. Die Gesprächssituation sei viel natürlicher als in der Praxis, sagt Layher. Die Bewerber würden mehr über sich erzählen und wirkten entspannter, ergänzt Woodcock.

    Vorstellungsgespräche in 72 Metern Höhe

    Springer ist inzwischen eingestiegen. Als der City Skyliner sich langsam in die Höhe erhebt, setzt sich die 17-Jährige zwischen die beiden Zahnarzthelferinnen. Sie erzählen ihr, was sie bei einer Ausbildung erwartet und die Schülerin berichtet von sich. Oben angekommen wechselt die Schülerin den Platz und spricht mit Layher. Zeit, die Aussicht anzugucken oder an ihre Höhenangst zu denken, bleibt ihr gar nicht. So schnell ist die Vorstellungs-Fahrt wieder vorbei.

    Und ihr Fazit? „Es war gut, beide haben gesagt, dass sie sich bald melden“, sagt die 17-Jährige, als sie wieder festen Boden unter den Füßen hat.

    Lesen Sie auch:

    Wie hoch die Zahl der offenen Lehrstellen wirklich ist

    Probezeit, Urlaub, Krankmeldung: Das müssen Azubis beachten 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden