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Berufswahl: Lehrstellenoffensive: Hier muss man zupacken können

Berufswahl

Lehrstellenoffensive: Hier muss man zupacken können

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    Ausbilderin Sonja Epple, 33, arbeitet im Hotel-Landgastthof Hirsch in Finningen bei Neu-Ulm. Sie erklärt, worauf es in einer Ausbildung in Gastronomie und Hotellerie ankommt.
    Ausbilderin Sonja Epple, 33, arbeitet im Hotel-Landgastthof Hirsch in Finningen bei Neu-Ulm. Sie erklärt, worauf es in einer Ausbildung in Gastronomie und Hotellerie ankommt. Foto: Fred Schöllhorn

    Warum eine Lehre beginnen? Welche Karrierechancen habe ich in den einzelnen Berufen? Was muss ich an Kompetenzen mitbringen? Antworten können am besten die Ausbilder selbst geben. Einige von ihnen wollen wir Ihnen in unserer Lehrstellenoffensive vorstellen. Und wir lassen andere Experten wie Lehrer und Berufsberater zu Wort kommen. Die

    Sonja Epple trägt als Arbeitskleidung ein weinrotes Dirndl. Sie lächelt. Ihr Händedruck ist fest und zeigt: Diese Frau kann zupacken. Die 33-Jährige ist Restaurantmeisterin und Personalchefin beim Hotel Landgasthof Hirsch in Finningen bei Neu-Ulm. Begonnen hat sie ihre Karriere 1996 mit einer Ausbildung zur Restaurantfachfrau beim „Löwen“ in Weißenhorn. Ganz freiwillig, wie sie selbst sagt, obwohl ihr Werdegang als Tochter des langjährigen Landgasthof-Geschäftsführers Johann Britsch vorgezeichnet schien. Der Betrieb ist bereits in der sechsten Generation familiengeführt.

    Bereitschaft zu dienen als Schlüssel zum Erfolg

    Auch jetzt als Personalchefin ist Epple sich nicht zu schade, selbst die Gläser zu polieren. Die Bereitschaft, zu dienen. Das sieht die 33-Jährige als Schlüssel zum Erfolg in ihrem Gewerbe an. „Ich muss Freude daran haben, anderen eine Freude zu machen“, sagt sie. Als Beispiel nennt sie Hochzeiten. Ihr mache es einfach Spaß, dem Brautpaar einen unvergesslichen Tag zu bereiten. „Unser Beruf ist nicht immer schön. Er ist oft auch sehr anstrengend.“ Doch dafür bekäme man von vielen Gästen auch etwas zurück, Dankbarkeit zum Beispiel.

    Diese positive Einstellung versucht Epple auch den 18 Auszubildenden zu vermitteln, um die sie sich zurzeit im Landgasthof kümmert. Für das kommende Lehrjahr, das am 1. August beginnt, sucht sie noch zwei Hotelfachkräfte und fünf Köche. Um geeignete Lehrlinge zu finden, gibt es seit kurzem eine Kooperation zwischen dem Finninger Landgasthof und der Inge-Aicher-Scholl-Realschule in Pfuhl. Das bedeutet zum einen, dass die Schüler Betriebsführungen und Praktika beim „Hirsch“ machen können, zum anderen, dass Epple an der Schule über Berufe ihrer Branche erzählt und zum Beispiel Unterricht in Menükunde und angemessenem Auftreten erteilt.

    Nicht alle Lehrstellen können besetzt werden

    Trotz dieses großen Engagements und der Tatsache, dass der Landgasthof 2013 von der Industrie- und Handelskammer Schwaben als Top-Ausbildungsbetrieb ausgezeichnet wurde, tut sich die 33-Jährige schwer, alle Lehrstellen zu besetzen. Die Ansprüche beim „Hirsch“ seien hoch, gibt die Personalchefin und Mitinhaberin zu. Dennoch hätten sie sehr wenige Abbrecher. Denn wenn Epple jemanden einstellt, will sie im Bewerbungsgespräch sichergehen, dass der- oder diejenige diesen Beruf auch wirklich will. Am liebsten sei es ihr, wenn die Eltern die Jugendlichen zum Gespräch begleiten, sagt Epple. Denn auch sie sollten wissen, was auf sie zukommt. Dass es zum Beispiel passieren kann, dass sie ihre Kinder zu Zeiten, in denen kein Bus mehr fährt, abholen müssen.

    Die 33-Jährige möchte außerdem, dass den jungen Menschen von vornherein klar ist, dass sie oft am Samstagabend, wenn ihre Freunde auf eine Party gehen, arbeiten müssen. Das sei anfangs problematisch, denn in dem Alter wird der Freundeskreis immer wichtiger. Doch irgendwann würden die Auszubildenden die Vorteile zu schätzen wissen, sagt Epple. „Sie können beispielsweise unter der Woche mit ihren Kollegen frühstücken gehen oder am Donnerstag in die Disco, wenn es nicht so voll ist.“

    Trotz Vorurteilen: Bezahlung erfolgt nach Tarif

    Entgegen dem Vorurteil, dass Beschäftigte in der Hotellerie und Gastronomie so wenig verdienen würden, bezeichnet Epple den Lohn als „zufriedenstellend“. Die Bezahlung erfolge nach Tarif. Im ersten Lehrjahr seien es derzeit 580 Euro, im zweiten 720 Euro, im dritten 800 Euro, plus Sonntagszuschlag. Danach käme es darauf an, wie sehr jemand sich engagiere.

    Eine Ausbildung beim „Hirsch“ hat auch Yvonne Wolff aus Ulm gemacht, die inzwischen eine ganze Etage im Sieben-Sterne-Hotel Burj al Arab in Dubai leitet. Das sei der Vorteil an diesem oft stressigen Job, sagt Epple, die selbst einige Zeit bei einem Spitzenhotel im Allgäu beschäftigt war. „Wenn man den Beruf solide gelernt hat, kann man auf der ganzen Welt einen Arbeitsplatz finden.“

    www.leo-bayern.de

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