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Berufsleben: Ein Drittel der Arbeitslosen ist älter als 50 Jahre

Berufsleben

Ein Drittel der Arbeitslosen ist älter als 50 Jahre

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    Das an jeder Arbeitsagentur prägende rote A ist das Logo für die „Verwaltungsträgerin der deutschen Arbeitslosenversicherung“ wie es ganz formal heißt.
    Das an jeder Arbeitsagentur prägende rote A ist das Logo für die „Verwaltungsträgerin der deutschen Arbeitslosenversicherung“ wie es ganz formal heißt. Foto: Foto: dpa

    Wer über 50 ist, womöglich gesundheitlich angeschlagen, seinen erlernten Beruf nicht mehr ausüben kann oder keine Ausbildung hat, ist das Sorgenkind der Arbeitsvermittler. Selbst als die Arbeitslosenzahlen dieses Jahr sanken, stiegen sie bei der Gruppe der 50- bis 64-Jährigen weiter. Sie machen ein Drittel aller Jobsuchenden aus. Jetzt änderte sich dieser Trend im Arbeitsagenturbezirk Augsburg.

    Experten führen diesen Erfolg unter anderem auf die Beschäftigungsinitiative Bins 50plus zurück, ein Projekt von Jobcenter und Stadt Augsburg. Es hilft den Erwerbslosen nicht nur bei der Jobsuche, sondern macht sie auch wieder fit für die Anforderungen des Berufslebens. In besonderen Fällen bekommen sie sogar Lauftraining.

    Hoffnungsschimmer für ältere Arbeitslose

    Ursache dafür ist das neue Logistikzentrum des Internethandels Amazon im Landkreis Augsburg. 1000 Stellen entstehen dort, Hoffnungsschimmer für viele Arbeitslose. Der Großteil der Jobs ist im Lager – mit über 50, wenn die Knochen oft schon verschlissen sind, eine heikle Aufgabe. Damit die neu Eingestellten nicht nach zwei Wochen wegen Schmerzen wieder das Handtuch werfen, erhalten sie zur Vorbereitung Kurse in „Heben, Laufen und Tragen“, berichtet Eckard Wieja, Geschäftsführer des Jobcenters. Angeboten wird eine Kombination von Rückenschule und Lauftraining. „Wer lange körperlich nichts mehr getan hat und plötzlich bis zu acht Kilometer am Tag im Lager herumlaufen muss, sollte gut vorbereitet sein“, sagt Wieja. Weitere Bestandteile von Bins 50plus setzten gezielt an Bedürfnissen dieser Klienten an: Sie werden bei der Arbeitssuche intensiver betreut. Es gibt Begleitung bei der Unternehmensgründung für Menschen, die den bisherigen Beruf nicht mehr ausüben können, Motivationscoaching, Nachschulungen, notfalls Beratung bei Ernährung und Körperpflege.

    Um Menschen, die lange arbeitslos, sozial isoliert und dadurch lethargisch sind, wieder zu aktivieren, rief das Jobcenter ein Kursfinde-Projekt mit der örtlichen Volkshochschule ins Leben. Die Klienten müssen dort einen Gesundheits- und einen weiterbildenden Kurs absolvieren, einen dritten dürfen sie sich frei aussuchen. Der Gedanke dahinter: Berufliche Integration funktioniert nur, wenn Menschen auch sozial integriert sind.

    Seit 2005 konnte 50plus so 2900 Personen vermitteln, allein 2011 über 1100. Etwa die Hälfte der Vermittelten behält den Job dauerhaft.

    Sozialministerin lobt das Projekt als beispielhaft für Bayern

    Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU) lobte die Initiative als beispielhaft für den Freistaat. Augsburg habe mit einer schwierigen Bevölkerungsstruktur und einer vergleichsweise hohen Arbeitslosenquote (6,3 Prozent; Bayern gesamt: 3,3 Prozent) viel geleistet. Beleg dafür ist, dass sich immer mehr Landkreise dem Modell anschließen. Finanziert wird es aus Bundesmitteln; 2011 fließen 5,6 Millionen Euro. Als Problem sieht die Politikerin, dass der Bund wegen des Aufschwungs die Mittel der Jobcenter kürzt. Um bis zu 25 Prozent gehen sie laut Augsburgs Arbeitsagenturdirektor Reinhold Demel zurück. Haderthauer: „Das ist verantwortungslos.“ Es gelte den Aufschwung zu nutzen, Problemgruppen in Arbeit zu bringen.

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