Die verschobene Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens Berlin Brandenburg (BER) wird weltweite Auswirkungen auf den Luftverkehr haben. "Wir müssen alle betroffenen Fluggesellschaften weltweit darüber informieren, dass sie ihre Abläufe ändern müssen", sagte der Geschäftsführer der Deutschen Flugsicherung (DFS), Ralph Riedle, der Financial Times Deutschland (Mittwochausgabe). Das sei für alle Beteiligten ein erheblicher Aufwand. Der Fall sei wegen der kurzfristigen Informationspolitik der BBI-Betreibergesellschaft sehr ungewöhnlich.
Berliner Flugverkehr läuft weiter über Tegel und Schönefeld
Die für die Koordinierung und Kontrolle der Flugrouten und Sicherheit der Flüge zuständige Gesellschaft sei erst am Dienstag darüber informiert worden, dass der geplante Termin am 3. Juni nicht gehalten werden kann, sagte der DFS-Geschäftsführer. Ebenfalls am Dienstag hatte die Flughafen-Gesellschaft angekündigt, dass der Eröffnungstermin wegen Problemen beim Brandschutz nicht eingehalten werden könne. Der Flugverkehr soll nun zunächst weiter über die beiden bestehenden Flughäfen Tegel und Schönefeld abgewickelt werden.
Eine gemeinsame Pressekonferenz des Brandenburger Kabinetts und des Berliner Senats wurde abgesagt. Es wurde auf eine Pressekonferenz der Flughafengesellschaft um 13.00 Uhr verwiesen.
Flughafen Berlin Brandenburg BER: Probleme mit Belüftung
Noch vor zwei Wochen, am 24. April, hatte Technik-Geschäftsführer Manfred Körtgen, gesagt, die Genehmigungen auch für den Brandschutz seien auf dem Weg. Schon damals gab es Berichte, die Belüftungsanlage für den Brandfall im Terminal funktioniere nicht ordnungsgemäß.
Schon zum zweiten Mal verschoben
Der Weg zum Berliner Hauptstadtflughafen
Dezember 1991: Gründung der Berlin Brandenburg Flughafen Holding (BBF). Gesellschafter sind die Länder Berlin und Brandenburg.
Januar 1992: Beginn der Planungen für den Flughafen mit dem Projektnamen Berlin Brandenburg International, BBI.
Juni 1996: Die Gesellschafter entscheiden sich für den Ausbau des Flughafens Schönefeld und die Schließung der Flughäfen Tegel und Tempelhof.
August 2004: Zum Abschluss des Genehmigungsverfahrens gibt der Planfeststellungsbeschluss grünes Licht: Der BBI darf unter Auflagen gebaut werden. Im Oktober reichen tausende Gegner beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig Klagen ein.
April 2005: Das Gericht gibt Eilanträgen mehrerer Anwohner statt und verhängt einen weitgehenden Baustopp bis zu seiner endgültigen Entscheidung. Zulässig sind nur Bauvorbereitungen.
März 2006: Das Gericht genehmigt in letzter Instanz den Bau des BBI unter verschärften Lärmschutzauflagen.
Juli 2008: Erster Spatenstich für die Inbetriebnahme des Flughafens.
Oktober 2009: Das Brandenburger Verkehrsministerium erlässt eine neue Nachtflugregelung: Keine Starts und Landungen von Mitternacht bis 5.00 Uhr, Ausnahme Post- und Regierungsmaschinen, Notfälle. In den Randzeiten davor und danach ist die Zahl begrenzt.
Juni 2010: Wegen der Pleite einer Planungsfirma und verschärften Sicherheitsbestimmungen wird die für November 2011 geplante Eröffnung des Flughafens auf den 3. Juni 2012 verschoben.
September 2010: Die Deutsche Flugsicherung legt einen ersten Flugrouten-Vorschlag vor. Tausende Betroffene gehen dagegen auf die Straße. Es gibt neue Klagen gegen den Planfeststellungsbeschluss.
Juli 2011: Nach monatelangen Beratungen in der Fluglärmkommission folgt die Flugsicherung mit einem neuen Vorschlag dem Kompromiss des Gremiums. Rund um den Berliner Müggelsee geht der Protest weiter.
Oktober 2011: Das Bundesverwaltungsgericht gibt grünes Licht für nächtliche Flüge in den Randzeiten. Der Airport kann ohne weitere Einschränkungen an den Start gehen.
Januar 2012: Das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung legt die Flugkorridore fest. Bürgerinitiativen kündigen weitere Klagen an.
Mai 2012: Wegen Problemen beim Brandschutz wird die Anfang Juni geplante Eröffnung des Flughafens erneut verschoben.
September 2012: Die Eröffnung wird wieder verschoben - diesmal auf den 27. Oktober 2013.
Es wäre bereits die zweite Verschiebung der Flughafen-Eröffnung in Schönefeld. Ursprünglich sollte er im November 2011 in Betrieb gehen. Wegen der Insolvenz eines der drei Generalunternehmer, die für die Planung des Flughafenterminals verantwortlich sind, wurde der Termin damals nicht gehalten.
Die bisherigen Berliner Airports Tegel und Schönefeld werden schließen, wenn BER öffnet. Berlin Brandenburg soll eine Startkapazität von 27 Millionen Passagieren haben. 2011 flogen rund 24 Millionen Passagiere von Berliner Flughäfen. Der neue Flughafen wird 2,5 Milliarden Euro kosten.
Keine Entschädigung für Fluggäste
Fluggästen steht wegen der verschobenen Flughafeneröffnung in Berlin keine finanzielle Entschädigung zu. "Die Qualität des Flughafens ändert nichts an der Qualität des Fluges", sagt Reiserechtler Paul Degott. Der Fluggast könne lediglich gegenüber der Airline oder dem Reiseveranstalter Kosten für höhere Anfahrtkosten geltend machen. AZ/afp