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Diesel-Skandal: Opel muss sich in der Abgas-Affäre erklären

Diesel-Skandal

Opel muss sich in der Abgas-Affäre erklären

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    Auch bei Opel sollen Abgaswerte manipuliert worden sein. Zwei Wochen habe der Konzern nun Zeit, sich zu äußern, so ein Bericht.
    Auch bei Opel sollen Abgaswerte manipuliert worden sein. Zwei Wochen habe der Konzern nun Zeit, sich zu äußern, so ein Bericht. Foto: Andreas Arnold, dpa (Symbolbild)

    Im Diesel-Skandal um Manipulationen bei der Abgasreinigung rückt Opel stärker in den Fokus der Behörden. Der Autobauer muss sich innerhalb der nächsten Tage zur Funktionsweise einer Abschalteinrichtung in verschiedenen Modellen äußern. Betroffen sind einem Bericht der "Bild am Sonntag" zufolge rund 60.000 Insignia, Zafira und Cascada. Das Bundesverkehrsministerium bestätigte "eine amtliche Anhörung gegen Opel" wegen drei Fahrzeugmodellen.

    Abgas-Affäre: Hat auch Opel Diesel-Autos manipuliert?

    "Vor dem Ergebnis dieser Anhörung kann zur Unzulässigkeit der Abschalteinrichtung noch nichts abschließend gesagt werden", hatte ein Ministeriumssprecher am Freitagabend gesagt. Abschalteinrichtungen dienen dazu, die Abgasreinigung herunterzuregeln. 

    Autobauer begründen das mit dem Motorschutz etwa bei Kälte oder Hitze. Bei vielen Modellen gibt es aber Zweifel daran, ob dies wirklich notwendig ist. Wenn die Abgasreinigung nicht richtig arbeitet, stoßen die Diesel mehr gesundheitsschädliche Stickoxide aus. Da die Luft-Grenzwerte in vielen Städten überschritten sind, drohen Fahrverbote für Dieselautos. In Hamburg gibt es schon Einschränkungen, in Stuttgart sollen sie ab 2019 kommen.

    Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) hat dem Bericht der "Bild am Sonntag" zufolge Opel in den vergangenen Tagen zu einer Stellungnahme innerhalb von zwei Wochen aufgefordert. Ein Opel-Sprecher wollte sich dazu nicht äußern. Das Unternehmen teilte am Freitagabend lediglich mit: "Opel liegt kein Bescheid des KBA vor. Offene Verfahren, die vor mehr als zwei Jahren begonnen haben, können wir nicht kommentieren."

    Kraftfahrtbundesamt fordert Nachbesserungen bei 90.000 Opel

    Im Kern geht es bei dem Verfahren um die Frage, wie wirksam die Abgasreinigung bei bestimmten Fahrzeugen ist, in welchen Bereichen diese voll zum Einsatz kommt und ob sie damit zulässig ist. Bei Fahrzeugen mit auffälligen Abgaswerten hatte das KBA 2016 Nachbesserungen verordnet. Betroffen waren insgesamt 630.000 Autos verschiedener Hersteller, davon 90.000 von Opel. Dabei handelt es sich nach Angaben des Unternehmens um Fahrzeuge der Modelle Zafira Tourer, Insignia und Cascada, die bis Sommer 2016 produziert wurden. 

    Die freiwillige Umrüstung läuft noch. Eine Zahl der mittlerweile umgerüsteten Fahrzeuge nennt Opel nicht. Die neue Software zur Abgasreinigung, die seit Sommer 2016 verwendet werde, sei deutlich effektiver und senke den Ausstoß von Stickoxiden (NOx) deutlich, sagte der Sprecher. 

    Bisher hatte Opel im Diesel-Skandal - anders als andere deutsche Autobauer - weder mit Ermittlungen der Justiz noch mit einem Pflicht-Rückruf zu tun. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt hatte Vorermittlungen vor über einem Jahr eingestellt. 

    VW hatte im September 2015 eingeräumt, bei Millionen Dieselautos Abgastests manipuliert zu haben. Der Konzern stürzte daraufhin in eine schwere Krise. Mittlerweile sind viele deutsche Autohersteller in den Abgas-Skandal verwickelt, es gibt Ermittlungen und unzählige Klagen. Das Kraftfahrt-Bundesamt hat massenhaft Rückrufe verordnet.

    Im Juni war Audi-Chef Rupert Stadler festgenommen worden, weil er offenbar Zeugen beeinflussen wollte. Ex-VW-Chef Martin Winterkorn ist in den USA wegen Verschwörung zum Betrug angeklagt.

    Der Diesel-Skandal bei Audi - eine Chronologie

    18. September 2015: Die amerikanische Umweltbehörde EPA deckt auf, dass der VW-Konzern bei Dieselfahrzeugen die Ermittlungen der Abgaswerte manipuliert hat. Sie geben auf dem Prüfstand geschönte Werte aus. Auch der Audi A3 ist betroffen.

    2. November 2015: Der Skandal weitet sich aus. Die EPA findet heraus, dass auch bei anderen Dieselmodellen die Abgasreinigungsanlage manipuliert wurde. Unter anderem beim Audi A6 Quattro, A7 Quattro, A8, A8L und Q5. Nun ist auch die Rede davon, dass Porsche Abgaswerte schönrechnet. Denn die Porsche-Diesel-Motoren werden von Audi entwickelt.

    4. November 2015: Nach den neuen Vorwürfen der EPA stoppen VW, Porsche und Audi den Verkauf der betroffenen Autos in den USA.

    21. November 2015: Die EPA teilt mit, dass Vertreter des VW-Konzerns eingeräumt haben, bei sämtliche Diesel-Fahrzeuge der Marken VW und Audi mit 3,0-Liter-Motoren aus den Modelljahren 2009 bis 2016 Schummelsoftware eingebaut zu haben.

    23. November 2015: Audi räumt ein, zumindest in den USA in 3,0-Liter-Diesel-Autos Betrugssoftware eingebaut zu haben.

    4. Januar 2016: Die USA verklagen VW, Audi und Porsche wegen des Einsatzes von Betrugssoftware.

    6. November 2016: Es wird bekannt, dass wohl noch mehr Audi-Modelle mit einer Betrugssoftware ausgestattet worden sind. Diesmal soll der Autohersteller auch bei den CO2-Werten geschummelt haben.

    15. März 2017: Während der Jahrespressekonferenz von Audi durchsuchen mehr als 100 Polizisten die Audi-Zentrale in Ingolstadt, weitere Standorte und die Wohnungen von Mitarbeitern. Grund ist ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwalt München II gegen Unbekannt wegen des Verdachts des Betrugs und der strafbaren Werbung.

    1. Juni 2017: Das Verkehrsministerium findet heraus, dass Audi auch in Deutschland illegale Abschalteinrichtungen in Autos eingebaut hat. 24000 Fahrzeuge sind betroffen.

    2. Juni 2017: Die Staatsanwaltschaft München II weitet ihr Ermittlungsverfahren gegen Audi aus. Nun geht es auch um Fahrzeugverkäufe in Deutschland und Europa

    7. Juli 2017: Bei den Ermittlungen in der Diesel-Affäre wird zum ersten Mal in Deutschland ein Beschuldigter festgenommen. Dem Ex-Audi-Manager aus Neckarsulm werden Betrug und unlautere Werbung vorgeworfen.

    4. August 2017: Die Münchner Staatsanwaltschaft leitet im Zusammenhang mit der Diesel-Affäre ein Bußgeldverfahren gegen mehrere Audi-Vorstände ein. Wegen möglicher Verletzung von Aufsichtspflichten laufe ein solches Verfahren gegen noch unbekannte Vorstände des Autobauers, teilt die Behörde mit.

    28. September 2017: Im Zusammenhang mit der Abgasaffäre gibt zwei weitere Durchsuchungen. Ein weiterer Audi-Mitarbeiter kommt in Untersuchungshaft.

    2. November 2017: Audi ruft weitere 5000 Diesel-Autos mit unzulässiger Abschalteinrichtung zurück.

    21. Januar 2018: Das Kraftfahrtbundesamt ordnet einen weiteren Zwangsrückruf an. Diesmal müssen 130 000 Audis zurück in die Werkstätten.

    6. Februar 2018: Die Staatsanwaltschaft München II durchsucht Geschäftsräume in der Audi-Zentrale in Ingolstadt und im Werk in Neckarsulm. Auch eine Privatwohnung wird durchsucht.

    8. Mai 2018: Audi stoppt die Auslieferung des A6 und A7. Bei einer Überprüfung hätte sich herausgestellt, dass eine falsche Software zur Abgasreinigung in den Wagen verbaut worden sei. Allerdings wäre dies aus Versehen geschehen und nicht zum Zweck der Manipulation, sagt der Ingolstädter Konzern.

    11. Juni 2018: Die Staatsanwaltschaft München II gibt bekannt, dass sie nun auch gegen Audi-Chef Rupert Stadler und den Beschaffungsvorstand Bernd Martens ermittelt.

    18. Juni 2018: Audi-Chef Rupert Stadler sitzt in Untersuchungshaft. Es bestehe Verdunklungsgefahr.

     (dpa/AZ)

    Um die Affäre um manipulierte Abgaswerte bei deutschen Dieselautos geht es auch in unserem Podcast. Hier können Sie reinhören:

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