Schulabgänger haben in diesem Jahr noch bessere berufliche Zukunftschancen als bisher. Dies belegt die Bilanz für den bayerischen Ausbildungsstellenmarkt, die am Donnerstag in München vorgestellt wurde. Denn noch nie habe es eine so große Schere zwischen der Zahl an Bewerbern auf der einen und den offenen Ausbildungsstellen auf der anderen Seite gegeben. Auf 100 gemeldete Lehrstellen kommen demnach 84 Bewerber.
„Das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage auf dem bayerischen Ausbildungsmarkt bleibt damit weiter bestehen“, sagt Klaus Beier, stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Bayern. Trotzdem stünden über 1000 junge Menschen ohne Lehrvertrag da – etwas mehr als noch vor einem Jahr. Dagegen gibt es noch immer 10 130 unbesetzte Lehrstellen. Das sind 871 mehr als im Vorjahreszeitraum.
Hohe Abbruchquoten bei den Köchen
Diese große Zahl an freien Ausbildungsplätzen erklärt Beier unter anderem damit, dass sich 40 Prozent der Bewerber für nur zehn Berufe angemeldet haben. Bei den jungen Männern steht an erster Stelle der Kfz-Mechatroniker, bei Frauen die medizinische Fachangestellte. Auch seien die Schüler zu sehr auf ihren Wunschberuf fokussiert. Das beobachtet Christof Prechtl immer wieder.
Der Geschäftsführer der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft sagt: „Wenn man Jugendliche fragt, was sie werden wollen, kommt immer nur ein Berufswunsch.“ Über artverwandte Berufe werde aber nicht einmal annähernd nachgedacht. Das kann er nicht verstehen und appelliert an die Schüler: „Kinder, ihr habt jede Chance, wenn ihr offen seid und über den Tellerrand blickt.“
Die „fehlende Weitsicht“ führt seiner Meinung nach gerade bei Köchen und Bäckern aber auch zu einer „fatalen Fehleinschätzung des Berufsbilds“. So zeigten die diversen Kochsendungen im Fernsehen nicht das reale Bild des Berufs. „Kaum fangen die Schüler die Ausbildung an, stellen sie fest, dass es nicht das ist, was sie wollten und auch nicht das, wie es im Fernsehen war.“ Dieser Umstand würde unter anderem zu den hohen Abbruchquoten in dieser Branche führen. „Und alle schreien dann immer von den schlechten Ausbildungsbedingungen, dabei stimmt das so nicht“, sagt Prechtl.
Kritik an den Arbeitgebern
Kritik an den Arbeitgebern übt dagegen Matthias Jena. Die Zahl der Ausbildungsplätze ist für den Vorsitzenden des Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) in Bayern immer noch zu niedrig. Er weist vor allem darauf hin, dass etwa die Hälfte der bayerischen Unternehmen über eine Ausbildungsberechtigung verfügen, aber nur 28 Prozent von ihnen auch tatsächlich Ausbildungsplätze angeboten hat. Im Vergleich dazu waren es 2009 noch 33 Prozent. „Das ist ein erschreckender Trend“, sagt Jena, gegen den etwas getan werden müsste.
Etwas tun will auch die Regionaldirektion Bayern. „Wir werden alle Chancen nutzen, um die noch ausbildungssuchenden jungen Menschen und die offenen Stellen zusammenzubringen“, verspricht Beier. Im Rahmen gezielter Nachvermittlungsaktionen sollen noch einige Jugendliche einen Ausbildungsplatz finden.
Dabei sei aber sowohl vonseiten der Schüler als auch der Unternehmen mehr Flexibilität gefragt. Beier verweist beispielsweise auf die Branche des Lebensmittelhandwerks. Auf mehr als 2000 gemeldete Lehrstellen kamen hier nur 155 Bewerber, die eine Ausbildung in diesem Bereich anstrebten und damit beispielsweise Metzer oder Bäcker werden wollten.