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Bau-Desaster: Und Sie dachten, der BER braucht lange...

Bau-Desaster

Und Sie dachten, der BER braucht lange...

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    Der BER wurde Inbegriff für Missmanagement und Baupfusch.
    Der BER wurde Inbegriff für Missmanagement und Baupfusch. Foto: Ralf Hirschberger (dpa)

    Eigentlich sollten seit knapp sieben Jahren Flieger vom Hauptstadtflughafen BER starten und landen. Stattdessen sind die drei Buchstaben zum Inbegriff von Missmanagement und Baupfusch geworden. Als neuer Eröffnungstermin ist mittlerweile Oktober 2020 festgelegt. Neun Jahre später als geplant. Und um Milliarden teurer als kalkuliert. Doch wer dachte, dass der BER das größte Bau-Desaster in der Geschichte war, der sollte folgende Großprojekte genauer betrachten.

    Stuttgart 21: Proteste, Bauverzögerung und explodierende Kosten

    Stuttgart 21 machte auf vielfache Weise Negativschlagzeilen. Das Bauende war für Dezember 2019 geplant, mittlerweile steht fest: Vor 2024 wird hier kein Zug ein- oder ausfahren. Auch die Baukosten haben sich in den vergangenen Jahren summiert. Als der Bahnhof 1995 geplant wurde, rechnete man mit Kosten von rund 2,46 Milliarden Euro. Bereits bei Baubeginn stellte sich heraus, dass das Projekt mindestens das Doppelte kosten wird. Mittlerweile geht der Bundesrechnungshof von Gesamtkosten in Höhe von bis zu zehn Milliarden Euro aus. Vier Mal so viel als geplant.

    Gegner von Stuttgart 21 protestierten vor allem wegen der mangelnden Bürgerbeteiligung und geplanten Baumfällungen. Die Großdemonstrationen gipfelten im September 2010. Bei der Räumung des Schlossgartens ging die Polizei hart gegen Protest-Teilnehmer vor. Die Beamten verwendeten Wasserwerfer und Pfefferspray, um die Demonstration aufzulösen. Rund 130 Menschen wurden verletzt.

    Ursprünglich sollte der unterirdische Durchgangsbahnhof mitsamt seiner Anschlussstrecken 2,46 Milliarden Euro kosten und 2019 in Betrieb gehen.
    Ursprünglich sollte der unterirdische Durchgangsbahnhof mitsamt seiner Anschlussstrecken 2,46 Milliarden Euro kosten und 2019 in Betrieb gehen. Foto: Sebastian Gollnow, dpa

    Bau der Rheintalbahn zieht sich ein halbes Jahrhundert hin

    Eigentlich sollte die Rheintalbahn dafür sorgen, dass die Menschen schneller von Karlsruhe nach Basel kommen. Die Strecke misst rund 200 Kilometer. Doch darauf können die Bürger noch länger warten. Das Bauprojekt wurde erstmals Mitte der 1980er Jahre in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen. Das momentane Zieldatum liegt mittlerweile im Jahr 2035. In manchen Abschnitten werden die Schienen erst 2042 erneuert. Damit nimmt der Bau der Rheintalbahn mehr als ein halbes Jahrhundert in Anspruch. In den vergangenen  Jahrzehnten sind die Kosten für das geplante Großbauprojekt immens gestiegen. Ursprünglich waren rund zwei Milliarden Euro angesetzt. Mittlerweile werden die Baukosten auf über sieben Milliarden Euro geschätzt. Das Ziel des Ausbaus ist es, dass die Bahn eine halbe Stunde schneller von Karlsruhe nach Basel kommt. Wer sich in den 1980er Jahren über das Vorhaben gefreut hat, der hofft mittlerweile, dass wenigstens die Enkel diesen Vorteil nutzen können.

    Eine halbe Stunde Zeitersparnis zwischen Karlsruhe und Basel verspricht das Projekt der Deutschen Bahn.
    Eine halbe Stunde Zeitersparnis zwischen Karlsruhe und Basel verspricht das Projekt der Deutschen Bahn. Foto: Uli Deck, dpa (Symbolfoto)

    Elbphilharmonie kostete mehr als das Elffache als geplant

    Die Hamburger nennen sie liebevoll „Elphi“. Doch dem seit November 2016 fertiggestellten Konzerthaus gingen einige Misstöne voraus. So explodierten die Kosten um mehr als das Elffache. Ursprünglich schätzten Planer, dass der Bau mit rund 77 Millionen Euro zu Buche schlagen wird. Letztendlich verzehrte der imposante Glasbau in etwa 866 Millionen Euro. Neben den Kosten stieg auch die Dauer der Bauzeit. Sechs Jahre länger als geplant setzte sich die Fertigstellung des Hamburger Prestigeprojekts fort. Grund dafür war mitunter ein anderthalbjähriger Baustopp. 2011 stellte der Baukonzern Hochtief seine Arbeiten am Dach für anderthalb Jahre ein, da das Unternehmen Bedenken bezüglich der Sicherheit hatten.

    Die Elbphilharmonie in Hamburg erwies sich als Jahrhundertprojekt für die Hansestadt.
    Die Elbphilharmonie in Hamburg erwies sich als Jahrhundertprojekt für die Hansestadt. Foto: Christian Charisius/dpa

    Kölner Dom: 632 Jahre zwischen Grundsteinlegung und Fertigstellung

    Doch den Rekord für die längste Bauzeit in Deutschland halten weder BER, Rheintalbrücke noch Elbphilharmonie. Der Sieger ist der Kölner Dom. Unschlagbare 632 Jahre dauerte der Bau der Kirche. Am 15. August 1284 legte der Erzbischof von Köln den Grundstein für die Kathedrale. 1520 wurden die Bauarbeiten für 300 Jahre eingestellt. Erst 1880 fand der Bau seine Vollendung. Mit seinen mehr als 157 Meter hohen Türmen, war der Kölner Dom damals das höchste Bauwerk der Welt.

    Der Kölner Dom gehört seit 1996 zum Unesco-Weltkulturerbe.
    Der Kölner Dom gehört seit 1996 zum Unesco-Weltkulturerbe. Foto: Oliver Berg, dpa

    Zum 100. Todestag von Gaudí soll die Sagrada Família fertig sein

    Ein ähnlich zeit-intensives Großprojekt ist die Sagrada Família in Barcelona. Der Bau, der von Antoni Gaudí entworfenen Basilika, startete 1882. Bis heute ist das Gebäude noch nicht vollendet. Aktuell ist geplant, dass das Gotteshaus bis 2026, zum 100. Todestag von Gaudí, fertig gestellt wird. Dann wäre die Bauzeit der Sagrada Família bei 144 Jahren.

    Die Sagrada Família gehört in Barcelona zu den Top-Sehenswürdigkeiten.
    Die Sagrada Família gehört in Barcelona zu den Top-Sehenswürdigkeiten. Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn
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