Die deutschen Bäcker sind weltweit für ihr Brot bekannt – und für dessen Vielfalt. Über die Zahlungsmöglichkeiten für ihre Kunden lässt sich das bislang allerdings nur bedingt sagen. Den Laib Brot mit Karte zahlen? Bisher oft ein aussichtsloses Unterfangen. Gleiches gilt für kontaktloses Bezahlen. Doch das ändert sich bereits.
Denn die Bäcker richten sich, wie die meisten anderen Geschäfte, maßgeblich nach den Wünschen ihrer Kunden. Und das Verlangen der Menschen, bargeldlos zu bezahlen, steigt seit geraumer Zeit – nun verstärkt durch das Coronavirus. Das hat eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom ergeben. Drei Viertel gaben an, die Bezahlung mit einer Karte, einem Smartphone oder einer Smartwatch dem Bargeld vorzuziehen. Mehr Möglichkeiten, um kontaktlos bezahlen zu können, wünschen sich 71 Prozent. Und dieser Trend betrifft nicht nur die jungen Leute, sondern alle Generationen. Die Zustimmung unter den 16 bis 64 Jährigen unterscheidet sich in der Studie nur marginal. Selbst 62 Prozent der Befragten ab 65 Jahren wünschen sich mehr kontaktlose Bezahlmöglichkeiten. Zu dem Ergebnis, dass die Krise das Zahlungsverhalten der Menschen ändert, kommt auch eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Commerzbank. Demnach greifen knapp die Hälfte der Bayern häufiger zu Girocard oder Kreditkarte als vor der Krise. Etwa ein Drittel bezahlt gerne kontaktlos. Und das gilt eben auch für die 70 Cent teure Breze beim Bäcker.
Digitale Zahlungen bringen Bäcker in ein wirtschaftliches Dilemma
Corona beschleunige nur einen Trend, der zuvor schon vorhanden war, sagt der Hauptgeschäftsführer des Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks (ZDB), Daniel Schneider: "Wenn Bäckereien mit dem Gedanken spielen, neuartige Bezahlvarianten einzuführen, ist jetzt jedenfalls ein guter Zeitpunkt." Bäcker müssten sich allerdings mit einem wirtschaftlichen Dilemma auseinandersetzen, ergänzt eine Sprecherin des ZDB auf Nachfrage. Denn der durchschnittliche Einkauf mache lediglich drei bis 3,50 Euro aus: "Wenn auch solche Beträge mit der Karte gezahlt werden, ist die Provision, die der Kartenterminal-Betreiber oder die Bank verlangt, häufig höher als die kalkulierte Marge des Bäckers."
Die Kosten hierfür sind europaweit gedeckelt: Für eine Kreditkartenzahlung zahlt der Händler maximal 0,3 Prozent, für eine Zahlung mit Girokarte maximal 0,2 Prozent des Preises, den der Kunde für seinen Einkauf bezahlt. Zusätzlich zahlt der Händler für das Kartenlesegerät, die Software, Integration und Zahlungsabwicklung. Der ZDB hat zwar einen Rahmenvertrag mit einem Zahlungsverkehrsdienstleister abgeschlossen, über den Innungsbäcker rabattierte Konditionen erhalten, so die Sprecherin: "Dennoch bleibt es für viele Handwerksbäcker ein wirtschaftliches Risiko, auch bei Kleinbeträgen Kartenzahlung zuzulassen. Deshalb wird diese Möglichkeit häufig erst ab Beträgen von beispielsweise zehn Euro angeboten."
Deutschland hinkt bei Möglichkeiten der kontaktlosen Zahlung hinterher
Möglich ist kontaktloses Bezahlen mit Girocards und Kreditkarten, die einen NFC-Chip integriert haben. Auch mit dem Smartphone oder der Smartwatch kann der Kunde via Apple Pay, Google Pay oder Banken-Apps kontaktlos Geld übertragen. Dafür muss er Karte oder Gerät lediglich nahe an die Kontaktstelle des Kassenterminals halten. Bis zu 50 Euro pro Einkauf können so ohne Pin-Eingabe gezahlt werden.
Generell sei das kontaktlose Zahlen eine gute Sache, sagt Thomas Roßmann von der Augsburger Aktienbank: "Es ist bequemer, praktischer und schneller als mit Bargeld zu zahlen. Wer einmal auf den Geschmack gekommen ist, möchte sicherlich nicht mehr anders bezahlen." Die Augsburger Aktienbank habe deshalb schon früh Mobile-Payment-Bezahlsysteme auf den Kreditkarten ihrer Kunden integriert. "Denn grundsätzlich akzeptieren alle Geschäfte, die Kreditkarten annehmen, automatisch auch Mobile-Payment-Bezahlsysteme." Ob die Kunden nun tatsächlich auch vermehrt kontaktlos bezahlen, könne er jedoch nicht sagen: "Dafür liegen mir aktuell keine Zahlen vor."
Trotz der Akzeptanz von Kreditkarten, hinken viele Händler in Deutschland hinterher, sagt Roßmann: "Wir loben uns immer als Hightech-Land, aber in manchen Bereichen sind wir doch ziemlich rückständig." Er selbst sei voriges Jahr in Estlands Hauptstadt Tallinn im Urlaub gewesen – dort könne man überall mit dem Handy bezahlen: "Bargeld wird mittlerweile fast nirgends mehr akzeptiert." Auf der Kanareninsel Fuerteventura habe er am Strand jeden Tag ein Eis für einen Euro mit der Kreditkarte bezahlt: "Dort ist es ganz selbstverständlich." (mit dpa)
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