Die Steueraffäre des früheren bayerischen Finanzministers Georg Fahrenschon war für die Sparkassen eine unschöne Überraschung. Für die Wiederwahl zum Sparkassenpräsidenten kam er plötzlich nicht mehr infrage.
"Noch 36 Stunden vor der Wahl waren wir überzeugt, dass Georg Fahrenschon der Richtige ist", sagt Bayerns Sparkassenpräsident Ulrich Netzer. Dann platzte die Bombe. Fahrenschon hatte seine Steuererklärungen zu spät abgegeben und einen Strafbefehl kassiert.
Jetzt soll Helmut Schleweis, 63, an die Spitze des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes rücken. Er leitet die Sparkasse Heidelberg und ist seit 2010 Bundesobmann der Sparkassen. In Bayern kommt er gut an: "Helmut Schleweis hat eine riesige Erfahrung", sagt Netzer. Schleweis arbeitet schon seit Beginn seiner Lehre zum Bankkaufmann 1973 bei der Sparkasse Heidelberg. Er gilt als Urgestein, der Verband und Gremien in- und auswendig kennt.
Drei Herausforderungen warten auf Helmut Schleweis
"Wir brauchten in der jetzigen Situation jemanden, der in der Lage ist, das schnell abzurufen und fortzuführen, was Georg Fahrenschon angestoßen hat", sagt Netzer, der als Mitglied der Verbandsvorsteherkonferenz über die Personalie mitentschieden hat. Ein Kandidat von außen hätte vielleicht eine bessere Vernetzung in die Politik.
"Es braucht aber zwei bis drei Jahre, bis man sich in der Organisation zurechtfindet und die PS, die man mitbringt, auch auf die Straße bringen kann", sagt Netzer. Vor allem auf drei Herausforderungen müssten die Sparkassen aber aktuell Antworten finden. Einmal auf die Niedrigzinspolitik, zum Zweiten auf die Digitalisierung. Hier bringe Schleweis Erfahrung mit, da er als Vorsitzender des zuständigen Ausschusses für die Sparkassen definiert habe, welche digitalen Dienste die Institute einkaufen.
Zum Dritten müssten die Sparkassen Marktanteile hinzugewinnen. Schleweis sei jemand, der mit hoher Wahrscheinlichkeit schnell "bei den schwierigen Themen" vorankommen kann. Was noch für ihn spricht: "Menschlich ist er in Ordnung", lobt ihn Bayerns Sparkassenchef. Das sei "sowieso klar". Ist Schleweis mit seinen 63 Jahren aber ein Übergangskandidat?
Der Heidelberger habe es bejaht, für eine Amtszeit von sechs Jahren zur Verfügung zu stehen, berichtet Netzer. Was sich damit auch abzeichnet: Dies ist Zeit genug, um einen neuen Präsidenten zum Beispiel von außen zu finden, der dann für mehrere Perioden gewählt werden kann, wie man es bei Georg Fahrenschon eigentlich vorhatte. mit dpa