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Bahnstreik 2014: Ärgernis: Welche Umstände Menschen wegen des Bahnstreiks haben

Bahnstreik 2014

Ärgernis: Welche Umstände Menschen wegen des Bahnstreiks haben

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    Während die Züge in den Bahnhöfen stehen bleiben, rollen auf den Autobahnen die Fernbusse. Durch den Streik der Lokführer rechnen die Busunternehmen mit Rekordzahlen am Wochenende.
    Während die Züge in den Bahnhöfen stehen bleiben, rollen auf den Autobahnen die Fernbusse. Durch den Streik der Lokführer rechnen die Busunternehmen mit Rekordzahlen am Wochenende. Foto: Ralf Lienert

    Bei diesem Wetter steht niemand gerne draußen. Natascha Schmit zieht sich ihren Strickpullover über das Kinn. Sie versucht, dem Wind und dem Regen keine Angriffsfläche zu bieten. Es nieselt. Kalter Wind pfeift über den Bussteig am Park-and-ride-Parkplatz im Augsburger Norden und weht ihr immer wieder Regentropfen ins Gesicht.

    Eigentlich würde die 22-jährige Jurastudentin jetzt schon lange zu Hause in München sein und im Warmen sitzen, wäre sie mit der Deutschen Bahn von Augsburg nach

    Wer auf das Auto angewiesen ist, trifft es am härtesten

    „Langsam kann ich das nicht mehr verstehen“, sagt Schmit resigniert. Gerade Menschen, die auf die Bahn angewiesen seien und kein Auto haben, trifft es am härtesten, wie die Münchner Studentin. Auf der Suche nach Reisemöglichkeiten ist sie schnell auf den Fernbus gestoßen. „Ich finde, es ist die beste Alternative zum Zug.“ Zwar hat sie auch bei einer Mitfahrzentrale geschaut, aber „die sind alle zu ungünstigen Zeiten gefahren“. Noch einen weiteren Vorteil hat für Schmit der Bus. „Es ist sicherer. Wenn man bei fremden Leuten ins

    Aber nicht nur Studenten sind vom Streik betroffen. Sondern auch Rentner wie Ernst Graf aus Dillingen. Wie jeden Monat wollte der 79-Jährige gestern mit dem Zug nach Ladenburg bei Mannheim fahren, um Bekannte zu besuchen. Die Fahrkarte hatte er schon gekauft. Doch dann kündigten die Lokführer ihren viertägigen Streik an und Grafs Pläne waren durchkreuzt. „Ich wollte mich telefonisch informieren, ob mein Zug vielleicht doch fährt“, sagt er. Doch die Servicenummer der Bahn war ständig besetzt. Ein Umstand, den Graf nicht versteht: „Wahrscheinlich wäre ich in der Warteschleife gehangen, bis ich schwarz werde.“ Im Internet erfuhr er dann schließlich, dass sein Zug ausfallen würde. Er stornierte seine Fahrkarte und schwenkte auf das Auto um.

    Kein Verständnis für streikende Lokführer

    Auf die Bahn ist Graf aber nicht unbedingt angewiesen, denn er fahre trotz seines Alters auch noch gerne mit dem Auto. Verständnis für die streikenden Lokführer hat er dennoch nicht. „Ich war Kraftwerkmeister und habe beinahe jedes Weihnachten durcharbeiten müssen. Trotzdem wäre mir nie in den Sinn gekommen zu streiken“, sagt er empört. Besonders ärgert ihn, dass es nicht vorrangig um eine höhere Bezahlung oder bessere Arbeitsbedingungen geht. Graf redet sich in Rage: „Es ist doch nur reines Machtgehabe von Herrn Weselsky. Und es ärgert mich, dass eine so kleine Gruppe deswegen die ganze Republik lahmlegt.“

    Dagegen freut es die Mitfahrzentralen, die einen ungeahnten Boom erleben, wie das Online-Portal „BlaBlaCar“. „Bis jetzt haben wir eine sehr gute Resonanz“, sagt Sprecher Christian Schiller, „wir schauen einem Rekordwochenende entgegen.“ Bislang werden pro Stunde doppelt so viele Fahrten angeboten als noch vor dem Streik. Auch die Neuanmeldungen sind „regelrecht explodiert“. Binnen einer Woche ist die Zahl der Nutzer um 250 Prozent gestiegen. „Es freut uns, dass sich die Menschen gegenseitig helfen und nicht im Nirgendwo stehen lassen“, sagt Schiller. Dennoch gibt es derzeit immer noch ein Ungleichgewicht. „Es suchen mehr Leute eine Mitfahrmöglichkeit, als sie angeboten wird.“ Um das zu ändern, wurden Kunden aufgerufen, am Wochenende andere Fahrer mitzunehmen. Auch Frauen kann Schiller die Angst vor den „Fremden im Auto“ nehmen. Bei „

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