Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Bahn-Steik 2014: EVG-Chef Kirchner: Der freundliche Eisenbahner

Bahn-Steik 2014

EVG-Chef Kirchner: Der freundliche Eisenbahner

    • |
    Der ruhige, besonnene Vorsitzende der EVG Alexander Kirchner unterscheidet sich in allen Punkten von GDL-Chef Weselsky.
    Der ruhige, besonnene Vorsitzende der EVG Alexander Kirchner unterscheidet sich in allen Punkten von GDL-Chef Weselsky. Foto: Rainer Jensen (dpa)

    Lokführer-Chef Claus Weselsky dürfte zu den bekanntesten Personen in Deutschland gehören. So sehr provoziert er Reisende mit immer neuen Streiks und manövriert sich durch verbale Entgleisungen auf das Abstellgleis.

    Alexander Kirchner ist das Gegenteil von Claus Weselsky

    Über den Vorsitzenden der viel größeren Eisenbahner-Gewerkschaft EVG ist dagegen wenig bekannt, was nicht verwundert: Alexander Kirchner kann – und da darf man einmal Schwarz-Weiß malen – als das Gegenteil Weselskys durchgehen, eben als ausgleichender, moderat formulierender Mann, selbst wenn auch er jetzt mit Streik droht. Kirchner ist einfach ein netter Typ. Zu den Lieblingsworten des 58-jährigen Hessen gehören „fair“ und „verantwortungsvoll“. Es stört ihn massiv, dass Weselsky „das Arbeitnehmerlager bei der Bahn spaltet“.

    Kirchner ist kollegial und schafft Vertrauen

    Der Tarif-Experte Kirchner nimmt die Menschen lieber mit. Ein Foto gibt viel preis über ihn. Es zeigt, wie er für Kollegen Pizza holt. Er trägt neun Schachteln übereinander, sodass nur sein Kopf rausschaut. Kirchner lacht. Mit so einem Menschen geht man gerne ein Bier trinken und vertraut ihm Geheimnisse an. Bei seiner Wahl zum Chef der EVG-Vorgänger-Gewerkschaft Transnet sagte ein Kollege: „Er war bereits vorab ein Vorsitzender der Herzen.“ Bis auf das Faible für Motorräder verbindet Kirchner wenig mit Weselsky. Anders als der Lokführer-Chef verzichtet er auf Krawatten. Und Kirchner gehört als Mitglied einer DGB-Gewerkschaft der SPD an, während Weselsky ein CDU-Mann ist und eine Organisation dominiert, die nicht dem Deutschen Gewerkschaftsbund angehört.

    Behindertenvergleich traf den EVG-Chef persönlich

    Allein aus dieser Tatsache erklärt sich ein Teil der Rivalitäten beider Arbeitnehmer-Lobbyisten. Es hätte nicht viel gefehlt, dass die Männer nicht mehr an einem Tisch Platz nehmen. Es war Weselsky, der den Zusammenschluss der Gewerkschaften Transnet und GDBA zur EVG verletzend kommentierte: „Wenn sich zwei Kranke miteinander ins Bett legen und ein Kind zeugen, da kommt von Beginn an was Behindertes raus.“ Auch wenn er sich entschuldigt hat, fühlt sich Kirchner getroffen: „Ich habe selber einen Sohn, der behindert zur Welt kam und in der Folge daran starb.“ Weselsky meinte dazu nur, dies nicht gewusst zu haben. Doch Kirchner, der gut Priester sein könnte, scheint nicht nachtragend zu sein – würde er sonst „die Hetze“, also die ins Persönliche gehende Kritik am GDL-Chef, geißeln? Fast wirkt es, als wolle Kirchner die Devise des früheren Bundespräsidenten Johannes Rau „Versöhnen statt spalten“ täglich leben.

    Lässt sich gar nichts Nachteiliges über den EVG-Chef recherchieren? Natürlich. Er ist ein mäßiger Redner, und Kritiker werfen ihm seinen Konsenskurs gegenüber der Bahn-Spitze vor. In dem Konzern begann seine Karriere 1973 als Energieanlagen-Elektroniker.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden