Bereits kurz nach der Eröffnung ging es gründlich schief. Der allererste ICE aus München traf Anfang des Monats zur Eröffnung der Neubaustrecke noch pünktlich in Berlin ein. In knapp vier Stunden, Rekordzeit. Danach aber herrschten Pleiten, Pech und Pannen. Auf dem Rückweg hatte der Zug mit vielen Journalisten an Bord bereits rund zwei Stunden Verspätung. Und am nächsten Tag wartete in Coburg eine Gruppe Samba-Tänzerinnen vergebens, die extra zur Anbindung der Stadt an das ICE-Netz am Bahnhof parat standen. Dass es in den Folgetagen für die Bahn nicht leichter wurde, zeigen neue Zahlen.
Zwei Drittel der Züge auf der neuen Schnellstrecke sind unpünktlich
Demnach kamen auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen dem 10. und dem 18. Dezember fast zwei Drittel aller Züge verspätet an. Das ergab eine Anfrage der Grünen an die Bundesregierung. Im betreffenden Zeitraum seien nur 94 Züge planmäßig eingetroffen. 195 verspäteten sich um mehr als eine Minute, davon 125 mehr als sechs Minuten. Dabei war der Maßstab aber strenger als sonst. Wissen muss man, dass die Bahn Züge in der Statistik nur dann als „verspätet“ meldet, wenn sie länger als 5 Minuten und genau 59 Sekunden überfällig sind, wie eine Sprecherin unserer Zeitung sagte.
Woran hat’s gelegen? Die Bahn führt die Verspätungen auf „technische Schwierigkeiten“ und das winterliche Wetter zurück, wie die Sprecherin berichtet. Von den Zügen abfallende Eis- und Schneeklumpen hätten einige an der Unterseite derart beschädigt, dass 19 Fernverkehrszüge in den ersten Tagen nach der Eröffnung der Hochgeschwindigkeitsstrecke in die Werkstätten mussten und damit nicht bereitstanden. Zudem habe die Einführung des europäischen Zugsicherungssystemes ETCS zu Verspätungen geführt.
Bahn: Über Weihnachten waren 90 Prozent der Züge pünktlich
Mittlerweile sieht sich die Bahn aber auf Pünktlichkeitskurs. Viele Sonderschichten der Mitarbeiter hätten geholfen, die Probleme zu beseitigen, berichtet die Sprecherin. Die Pünktlichkeit habe sich seither „von Tag zu Tag“ gesteigert. Bereits über die Weihnachtsfeiertage seien bundesweit „weit über 90 Prozent“ der Züge pünktlich gewesen. Über 90 Prozent Pünktlichkeit – das gelte auch für die Neubaustrecke. Hier allerdings gilt wieder die tolerantere Bahn-Rechnung: Pünktlich ist, was nicht sechs Minuten oder mehr zu spät kommt.
Angesichts des Pannen-Starts kritisierte Grünen-Politiker Oliver Krischer, es sei „gehörig was faul“ im Staatskonzern Bahn. Die Bahn habe zwar in Prestigeprojekte investiert, ihr Kerngeschäft aber vernachlässigt, nämlich „Menschen in Deutschland günstig, komfortabel und verlässlich von A nach B zu transportieren“. (mit afp)
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