Kurz vor dem Autogipfel am Dienstag im Kanzleramt fordert Bayern eine Kaufprämie für Neu- und Gebrauchtfahrzeuge mit Verbrennungsmotoren, die unter die Abgasnorm Euro 6 fallen. Es sei wichtig, alte Autos durch neue, sparsamere und schadstoffärmere Fahrzeuge zu ersetzen, die Antriebsart dürfe dabei keine Rolle spielen, sagte der stellvertretende bayerische Ministerpräsident und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger unserer Redaktion. „Jeder, der ein Auto ab Schadstoffklasse 6 kauft, sollte eine Prämie bekommen, beginnend bei 4000 Euro für den fabrikneuen Wagen, heruntergestaffelt auch für Jahreswagen und Autos bis circa drei Jahre mit 2000 Euro, wenn sie eben schon Schadstoffklasse 6 haben“, forderte der Freie-Wähler-Politiker.
Wirtschaftsminister Aiwanger will auch den Kauf von Gebrauchtwagen fördern
„Jeder schadstoffarme Antrieb muss technologieoffen unterstützt werden, nicht nur wie derzeit Elektroautos“, betonte Aiwanger. „Gerade in Zeiten von Corona zeigt sich auch, dass der Individualverkehr mit dem Auto systemrelevant und im Sinne der Seuchenprävention ist, weil damit der überfüllte ÖPNV entlastet werden kann und Infektionsrisiken reduziert werden“, fügte der bayerische Wirtschaftsminister hinzu
Bayern wolle auch eine Prämie für Gebrauchtfahrzeuge, sagte der Vizeregierungschef. Wir sollten nicht nur fabrikneue Autos fördern, sonst bleiben die Autowerkstätten und Händler auf den sehr guten Jahreswagen sitzen. Genau diese neuwertigen Autos sind aber wichtig, um die alten zunehmend zu ersetzen.“ Die Prämie müsse baldmöglichst umgesetzt werden, um Handel und Produktion der „Leitindustrie Automobil wieder in Schwung zu bekommen“, sagte er.
Kaufprämie für Wirtschaftsexpertin "ökologisch unsinnig"
Die Ökonomin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) nannte eine Kaufprämie für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor einen sozial ungerechten, ökologischen und ökonomischen Unsinn. „Ökologisch unsinnig, da wir, wenn wir die Pariser Klimaziele erfüllen wollen, weniger Fahrzeuge mit fossilem Verbrennungsmotor auf den Straßen benötigen“, sagte sie unserer Redaktion.
Die deutsche Autobranche sei zudem weniger stark als andere Branchen vom Shutdown beeinträchtigt wurde. „Durch Kurzarbeitergeld und direkte Wirtschaftshilfen ist ihnen und ihren Mitarbeitern schon erheblich geholfen.“ Eine Prämie werde das Absatzproblem der Autobauer nicht lösen. Zudem könne sich derzeit nur eine Minderheit ein neues Auto leisten: „Eine Kaufprämie in Deutschland ist also eher ein populistisches Strohfeuer, konjunkturell unwirksam und nichts als rausgeschmissenes Geld“, kritisierte die Professorin.
Eine ausführliche Analyse über die für die unter der Corona-Krise leidende Autoindustrie entscheidenden Wochen lesen Sie hier.
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