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Automobil: Der Absturz des Greifen

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Der Absturz des Greifen

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    Der Absturz des Greifen
    Der Absturz des Greifen

    Stockholm Das Aus für Saab hat Branchenkenner alles andere als überrascht, aber eine Hauptperson kurz vor Weihnachten offenbar doch unvorbereitet getroffen. „Ich bin verzweifelt und zornig“, rief der bisherige Eigner und Konzernchef Victor Muller am Freitag dem Lokalreporter des Blatts ttela in Trollhättan auf dem Weg zum Konkursrichter zu. Muller machte den früheren Saab-Eigner General Motors (GM) als „Totengräber“ aus: Mit dem Nein von GM zu Produktionslizenzen für die Ex-Tochter sei der chinesische Youngman-Konzern verjagt worden, der einen Neustart im schwedischen Trollhättan finanzieren wollte.

    Der Niederländer blieb mit seinem Fluchen allein. Nach knapp zwei Jahren unter Mullers Führung mit immer neuen Plänen und potenziellen Partnern, aber ohne Ergebnisse und ohne Einnahmen erstaunte die Experten eher, wie lange immer neue Versprechungen die Gläubiger zum Stillhalten gebracht haben.

    Der Saab-Arbeiter Mattias Larsson sagte im Rundfunksender SR: „So richtig überraschend ist das Ende ja nun nicht gekommen.“ Larsson wartet wie alle Saab-Beschäftigten seit Ende November auf seinen Lohn.

    Bereits im September, als die Schweden erstmals die Gehälter nicht zahlen konnten, sagte Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Uni Duisburg-Essen: „Saab hat keine Chance und wird abgewickelt.“ Die Schweden spielten in einer Liga mit den Oberklasse-Herstellern BMW, Audi, Daimler und Volvo, konnten aber mit deren Stückzahlen nie und nimmer mithalten. Eine Zeit lang noch hat Muller das Aus dank immer wieder modifizierter Pläne mit dem chinesischen Autohersteller Youngman und dem Großhändler Pang Da aufschieben können. Aber der Befreiungsschlag in Form des dringend benötigten Geldes für Löhne und tausend schwedische Zulieferbetriebe ist ausgeblieben.

    Sicher war mit dem Insolvenzantrag, dass Mullers Rolle in der kleinen westschwedischen Autostadt Trollhättan ausgespielt ist. Ob das auch für den unter Autofreunden in aller Welt gern gehörten Namen Saab gilt, ist offen. „Ich weiß, dass es Interessenten für den kompletten Kauf des Unternehmens gibt, die es auch in Trollhättan weiterführen wollen“, verkündete Bürgermeister Paul Åkerlund kurz nach dem Insolvenzantrag. Er war Betriebsratsvorsitzender bei Saab und ist vielleicht zu Optimismus verpflichtet. Aber auch in Stockholm heißt es, dass potenzielle Käufer aus China seit einiger Zeit eine Insolvenz bewusst einkalkuliert haben, um den eigenwilligen Muller loszuwerden und Saab ohne den bisherigen Schuldenberg zu bekommen.

    Das wäre die gute Lösung aus schwedischer Sicht. Die weniger gute und mindestens genauso wahrscheinliche: Saab wird häppchenweise verkauft – und einen Autohersteller dieses Namens gibt es bald nicht mehr. Thomas Borchert, dpa

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