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Autokonzern: VW auf Erfolgskurs - Seat bleibt Sorgenkind

Autokonzern

VW auf Erfolgskurs - Seat bleibt Sorgenkind

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    Aufbruch im Norden, Einbruch im Süden. Seat kämpft ums Überleben.
    Aufbruch im Norden, Einbruch im Süden. Seat kämpft ums Überleben. Foto: dpa

    Ein auf Rekordgewinne getrimmter Industrieriese wie VW kann sich den einen oder anderen kleineren Verlustbringer durchaus leisten. Doch wie lange reicht die Geduld von Volkswagen mit Seat? Während es bei Europas größtem Autokonzern und seinen übrigen Töchtern stetig bergauf geht, hinkt der spanische VW-Ableger seit geraumer Zeit hinterher.

    Schon öfter gab es Gerüchte, die erfolgsverwöhnte Chefriege in Wolfsburg werde sich Stagnation und Schrumpfkurs bei der Südmarke nicht dauerhaft gefallen lassen. Zu allem Überfluss zieht die Schuldenkrise in den Kernmärkten die Verkäufe tief in den Keller.

    Seat in der Krise: Außerhalb der Schuldenstaaten besteht eine Zukunft

    Das ist allerdings nur die eine Seite der Medaille. Denn während Verbraucher in Seat-Stammregionen wie Spanien, Portugal oder Italien vermutlich noch länger brauchen, um wieder Geld in ein neues Auto zu investieren, legt der Absatz in Deutschland oder Großbritannien zu.

    "Momentan konzentrieren wir alle Marketing-Maßnahmen auf die Präsentation und Einführung des neuen Seat Leon, der Ende des Jahres auf den Markt kommen wird", erklärt das Unternehmen. Das Modell, mit dem Seat sich erstmals dem System des Modularen Querbaukastens (MQB) anschließt, werde - ebenso wie der im Frühjahr 2013 geplante Toledo - das Wachstum ankurbeln. Dies hat Seat insgesamt auch bitter nötig.

    Im ersten Halbjahr sackten die Auslieferungen der Spanier weltweit um 12,4 Prozent ab. Dagegen waren im VW-Mutterland (plus 8 Prozent), im Vereinigten Königreich (6,8) und in Mexiko (20,5) die Volumina zwar relativ klein, die relativen Zuwächse jedoch beträchtlich.

    Seat 2011 mit 225 Millionen Euro im Minus

    Ganz Europa stand derweil mit einem Absatzminus von 17,2 Prozent in der Statistik. Und auch bei den Geschäftszahlen kommt Seat nicht recht vom Fleck: Als einzige VW-Automarke blieb das Unternehmen 2011 mit einem Fehlbetrag von 225 Millionen Euro in den roten Zahlen - obschon das Betriebsergebnis um 86 Millionen Euro verbessert wurde.

    Von Verkaufs- und Finanzergebnissen wie bei Audi, den VW-Pkw oder  ¦koda kann Seat nur träumen. Wie viele der Probleme sind hausgemacht, wie viele kann die Führung mit der volkswirtschaftlichen Krisenlage begründen? Deutschland-Chef Manfred Kantner glaubt fest an den Erfolg: "Die große Produktoffensive, die wir im März mit dem neuen Ibiza gestartet haben, wird für weitere Verkaufssteigerungen sorgen."

    Schuldenkrise macht neben Seat auch Peugot-Citroën zu schaffen

    Auch der mächtige Konzernbetriebsrat in Wolfsburg fragt sich, wie man Seat endlich flott bekommen kann. Chef Bernd Osterloh betont, Seat habe gerade den Vorteil, dass die Gruppe fest zu ihrem Ableger halte. Die Skepsis nehme zu - doch ein Großteil der Probleme erkläre sich durch die konjunkturellen Turbulenzen und das politische Spardiktat in den Schuldenstaaten. Es helfe wenig, wenn etwa in Spanien - das auch milliardenschwere Hilfen für seine Banken benötigt - der private Konsum weiter gedrückt werde. Die schwache Nachfrage im Süden macht auch den Rivalen Peugeot-Citroën und Fiat zu schaffen.

    Die VW-Spitze stellte sich im Frühjahr demonstrativ hinter die Kollegen aus der Seat-Zentrale im katalanischen Martorell, wo auch der Audi Q3 produziert wird. "In Deutschland und Frankreich ist die Marke sogar deutlich zweistellig gewachsen", sagte Konzernchef Martin Winterkorn zur Seat-Bilanz 2011. Aber reichen regionale Ausreißer?

    VW: Seat streckt die Fühler nach China aus

    Eric Heymann, Automarkt-Experte bei Deutsche Bank Research, sieht keinen Grund zur Schwarzmalerei. Die Luft werde allerdings extrem dünn für Hersteller, die global nicht hinreichend breit aufgestellt sind. Zwischen Januar und Mai sanken die gesamten Neuzulassungen nach seinen Angaben in Griechenland um 41, in Portugal um 43, in Italien um 19 und in Frankreich um 17 Prozent. "Spanien kam auf minus 7 Prozent. Weil der Markt da nur relativ glimpflich schrumpfte, könnte das ein Hoffnungsschimmer sein fürs Jahr 2013", sagt der Analyst.

    Auto-Rekordjahr 2011: Das bekommen die Beschäftigten

    Daimler zahlt seinen Mitarbeitern in Deutschland mit 4100 Euro die bislang höchste Ergebnisbeteiligung. Das sind rund 1000 Euro mehr als im Vorjahr und 350 Euro mehr als der bisherige Höchstwert aus 2007.

    VW: Europas größter Autobauer belohnt seine rund 90.000 Tarifbeschäftigten für die Arbeit im Jahr 2011 mit einem Rekordbonus von 7500 Euro.

    Audi: Die rund 44.800 Tarifbeschäftigten an den deutschen Audi-Standorten sollen ebenfalls so viel Prämie bekommen wie nie zuvor. Im Schnitt zahlt der bayerische Konzern zwei Monatsgehälter - durchschnittlich summiert sich damit die Sonderzahlung auf 8251 Euro.

    BMW: Wie viel die hierzulande nach Tarif Beschäftigten bekommen, ist noch unklar. BMW will es der Belegschaft erst persönlich mitteilen. Der Bonus soll höher ausfallen als 2010. Damals hatte BMW fast 1,6 Monatsgehälter, im Schnitt rund 5840 Euro gezahlt. Die zwei Jahre zuvor gab es nichts.

    Porsche belohnt seine 8500 Tarifbeschäftigten diesmal mit 7600 Euro. Das ist aus Sicht von Betriebsratsboss Uwe Hück eine «genial-intergalaktische Sonderzahlung». Egal, ob nun Ingenieur oder Küchenkraft - alle Tarifmitarbeiter bei Porsche bekommen diese Prämie.

    Bei Opel ist es das Gegenteil. Die Mitarbeiter des kriselnden Autobauers aus Rüsselsheim verzichten auf Jahre hinaus auf Teile ihres Einkommens, um bei der Rettung des Herstellers zu helfen.

    Dass Seat nicht mehr fast ausschließlich auf Europa setzt, sondern die Fühler nach China ausstreckt, ist für Heymanns Kollegen Stefan Bratzel vom Center of Automotive in Bergisch Gladbach ein gutes Zeichen. Im Januar hatte die Marke den Export ins Reich der Mitte gestartet. "Auch Volkswagen kann sich nur begrenzt Problemtöchter leisten", warnt Bratzel. Seat müsse am globalen Konzept feilen - und in der Modellpolitik eine "nachhaltige Strategie" fahren. Sonst habe man irgendwann einen Opel-Fall. dpa/AZ

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