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Autobauer: Hat das Stühlerücken bei VW auch Auswirkungen auf Audi?

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Hat das Stühlerücken bei VW auch Auswirkungen auf Audi?

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    VW-Chef Matthias Müller (rechts) muss wohl seinen Posten räumen. Als Nachfolger ist Herbert Diess (Mitte) im Gespräch. Wie aber sieht die Zukunft von Audi-Chef Rupert Stadler aus?
    VW-Chef Matthias Müller (rechts) muss wohl seinen Posten räumen. Als Nachfolger ist Herbert Diess (Mitte) im Gespräch. Wie aber sieht die Zukunft von Audi-Chef Rupert Stadler aus? Foto: Stefan Boness, Imago

    Der Flurfunk, der bekanntlich effektivste Nachrichtenkanal in einem Unternehmen, war im Volkswagen-Konzern am Mittwoch voll im Gang. Denn bevor am Freitag der Aufsichtsrat die Ablösung von Vorstandsvorsitzenden Matthias Müller offiziell bekannt geben wird, gibt es allerhand Folgethemen, die in Wolfsburg noch diskutiert werden. Lesen Sie auch: Herbert Diess - Ein Hardliner übernimmt das Steuer bei VW

    Nachdem offenbar klar ist, dass Markenchef Herbert Diess auf Müller an der Spitze des Autokonzerns folgen wird, stellt sich zunächst die Frage: Was wird aus Müller? Verlässt er den Konzern wirklich oder wird er doch an anderer Stelle eingesetzt, wie manche munkeln?

    Fakt ist: Der frühere Porsche-Mann hatte das Steuerrad in Wolfsburg übernommen, kurz nachdem im Herbst 2015 die Manipulationen an Millionen Dieselwagen bekannt wurden. Der zu dieser Zeit fast allmächtige Martin Winterkorn musste damals gehen. Müller hat seine Sache, so hört man im VW-Konzern, trotz einiger peinlicher Kommunikationspannen auch nicht ganz schlecht gemacht.

    Bei VW ziehen mächtige Kontrolleure die Strippen

    Er verärgerte zwar viele in der Autobranche mit einer Kehrtwende, als er die niedrigere Steuer auf Diesel in Subventionen für Elektroautos umlenken wollte. Und er brachte die Öffentlichkeit und vermutlich auch die Kapitalseite im VW-Aufsichtsrat gegen sich auf, weil er seine Gehaltsgrenze in Höhe von zehn Millionen Euro im Jahr mit den Zuständen in der DDR verglich. Auf der anderen Seite steht aber: Müller gelang es auch, den Konzern trotz des Diesel-Skandals wirtschaftlich auf Kurs zu halten und wichtige produkttechnische sowie strukturelle Erneuerungsschritte einzuleiten. Doch offenbar reichte das dem Machtzirkel bei Volkswagen nicht. Dort ziehen immer noch so mächtige Kontrolleure ihre Strippen wie: die Mehrheitseigner der Familien Porsche und Piëch, die Arbeitnehmer um Betriebsratschef Bernd Osterloh, das Land Niedersachsen, das Scheichtum Katar.

    Volkswagen: Die Geschichte der Abgasaffäre

    Volkswagen ist seit dem 18. September 2015 offiziell in einen Abgasskandal verstrickt. Der Skandal wird auch VW-Abgasaffäre oder Dieselgate genannt.

    Was hinter der Affäre steckt? VW hatte illegal eine Abschalteinrichtung in die Motorsteuerung aller Diesel-Fahrzeuge eingebaut. Mit der Software wollte man den Abgasnormen in den USA entgehen.

    Dieselgate wurde von der US-Umweltbehörde Environmental Protection Agency (EPA) mit aufgedeckt.

    Die Software wurde nach Angaben von Volkswagen in etwa elf Millionen Fahrzeugen mit der Motorenreihe VW EA189 weltweit eingebaut, in den USA ist demnach auch die Nachfolgereihe VW EA288 betroffen. Anderen Berichten zufolge wurde die Software allerdings für vier verschiedene Motorentypen angepasst.

    Der Skandal weitete sich auch auf Fahrzeuge von Porsche und Audi aus. Der Vorstandsvorsitzende der Volkwagen AG, Martin Winterkorn, zog die Konsequenzen aus dem Skandal und trat zurück. Sein Nachfolger wurde Matthias Müller, bislang Vorstandsvorsitzender der Porsche AG.

    Auch an Dieselfahrzeugen anderer Hersteller aus Deutschland und von internationalen Herstellern wurde nach Bekanntwerden der Abgasaffäre nachgeforscht. Häufig wurden ebenfalls überhöhte Schadstoffwerte festgestellt. Dieselgate von Volkswagen war Auslöser einer internationalen Krise der gesamten Automobilindustrie.

    Anfang 2016 soll die vom Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) angeordnete Rückrufaktion gestartet werden. In ganz Deutschland sollen bundesweit im Laufe des Jahres 2,4 Millionen Diesel-Autos in die Werkstatt. Der Start der Rückrufaktion verzögert sich.

    Die Amerikaner verklagen Volkswagen. In den USA sollen mehr als 600.000 Fahrzeuge von der Abgasaffäre betroffen sein.

    Außerdem bestätigt das Landgericht Braunschweig gegenüber dem NDR, dass 278 Aktionäre Volkswagen auf insgesamt 3,255 Milliarden Euro verklagent. Die Anleger fordern Schadenersatz als Ausgleich für die Kursverluste durch den Diesel-Skandal.

    Für Volkswagen wird allein die Aufarbeitung des Skandals in den USA immens teuer. Die Entschädigungen und Strafzahlungen sollen sich auf 14,7 Milliarden Dollar (13,3 Milliarden Euro) voraussichtlich belaufen. (AZ)

    Bayern hat als erstes Bundesland eine Klage gegen VW angekündigt. Voraussichtlich im September werde der bayerische Pensionsfonds Klage auf Schadensersatz wegen Pflichtverletzungen von Volkswagen einreichen, sagte eine Sprecherin des bayerischen Finanzministeriums. Die Vorbereitung der Klage laufe bereits. Bayern will sich mit der Klage einen sogenannten Kursdifferenzschaden zurück holen.

    Mit Matthias Müller abtreten muss dem Vernehmen nach auch Personalvorstand Karlheinz Blessing. Als sein Nachfolger wird Gunnar Kilian gehandelt. Und der ist wiederum ein enger Vertrauter des einflussreichen Vorsitzenden des Gesamt- und Konzernbetriebsrats, Bernd Osterloh. Es ist zudem nicht ausgeschlossen, so hört man in Konzernkreisen, dass am Freitag noch weitere Personalien beschlossen werden.

    Rupert Stadler sitzt offenbar immer noch fest im Sattel

    Eine ist offenbar (noch) nicht dabei: Audi-Chef Stadler soll seinen Posten nicht räumen müssen, obwohl entsprechende Gerüchte aus interessierten Kreisen zuletzt bereits im Februar gestreut wurden. Damals berichtete die Bild-Zeitung, dass er als Finanzvorstand zur Konzernmutter wechseln soll. Angeblich genießt Stadler aber vonseiten der Mehrheitsaktionäre nach wie vor ausreichend Vertrauen.

    Unter der Belegschaft in Ingolstadt herrscht trotzdem weiterhin Unruhe, obwohl sich einer der als Stadler-Nachfolger Gehandelten sozusagen selbst aus dem Kandidatenrennen verabschiedete: BMW-Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich signalisierte nämlich, dass er kein Interesse an einem Wechsel zu Audi nach

    Fröhlich sagte am Mittwoch in München: „Nein, ich will nicht Audi-Chef werden.“ Auf seinen  früheren BMW-Kollegen und künftigen Volkswagenchef Herbert Diess angesprochen, sagte er: Zu ihm habe er kein Verhältnis – weder ein gutes noch ein schlechtes.

    Audi-Gesamtbetriebsratschef Peter Mosch wollte auf Anfrage unserer Redaktion übrigens zu den aktuellen Themen nicht Stellung nehmen. Er sei nach Wolfsburg unterwegs. Dort wird er für die Arbeitervertreter im Aufsichtsrat über die Zukunft an der Spitze des Volkswagen-Konzerns mit seinen weltweit 650.000 Beschäftigten abstimmen. (mit dpa)

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