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Autobau: Neuer Audi-Chef Duesmann: Wie VW bei BMW wildert

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Neuer Audi-Chef Duesmann: Wie VW bei BMW wildert

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    In unserer Foto-Montage zeigen wir den künftigen Audi-Chef Markus Duesmann, 50, schon mal mit den vier Ringen. Herr der vier Ringe wird er aber erst ab April kommenden Jahres, wenn Amtsinhaber Bram Schot gegangen ist.
    In unserer Foto-Montage zeigen wir den künftigen Audi-Chef Markus Duesmann, 50, schon mal mit den vier Ringen. Herr der vier Ringe wird er aber erst ab April kommenden Jahres, wenn Amtsinhaber Bram Schot gegangen ist.

    Wenn ein Münchner seine Geduld überstrapaziert sieht, sagt er schon mal: "Mir langt’s fei." Dem in der Landeshauptstadt geborenen Volkswagen-Chef Herbert Diess sollen solche Reaktionsmuster nicht fremd sein. Doch der Bayer im Wolfsburger Exil ist ein konsequenter Mann. Manche, die ihn näher kennen, meinen sogar, er habe einen Zug zur Radikalität, was sich etwa in seiner mit Nachdruck verfolgten Elektroauto-Strategie niederschlage.

    Wenn Diess etwas will, dann verfährt er nicht nach dem münchnerisch-beckenbauerischen Relax-Prinzip "Schau mer mal", sondern verfolgt eher die kühl-norddeutsche Klare-Kante Strategie. Und weil der frühere BMW-Vorstand unbedingt den einstigen Münchner BMW-Weggefährten Markus Duesmann haben wollte, scheute der drahtige 61-Jährige nicht davor zurück, Verantwortliche seines früheren Arbeitgebers zu provozieren und seinen Wunschkandidaten für die Spitze der VW-Tochter Audi abzuwerben.

    Führungskräfte: BMW als Shoppingparadies für VW

    So werden ab April 2020 sowohl der Volkswagen-Konzern als dann auch Audi von früheren BMW-Männern gelenkt. Diess und Duesmann eint, dass ihre Karrieren in München nicht schnell genug vorangingen. Diess war einst auch für die Nachfolge von Norbert Reithofer als BMW-Chef gehandelt worden, doch ihm wurde Harald Krüger, 54, vorgezogen. Mit dem als zu zögerlich geltenden Manager wurde BMW zwar nicht froh, aber Diess stand ihnen dann nicht mehr als dessen Nachfolger zur Verfügung, hatte er doch 2015 die Reise nach Wolfsburg angetreten. Seitdem versucht der Bayer, die Schatten des VW-Diesel-Skandals zu verscheuchen. Das geht aber nur mit unbelasteten Managern, die nicht im Verdacht stehen, an der Abgas-Manipulation beteiligt gewesen zu sein. Hier fällt der Blick, gerade wenn es um Ingenieure mit Vorstandserfahrung geht, auf BMW, schließlich konnte der Konzern in der Abgasaffäre, anders als VW samt der Tochter Audi und Daimler, seine weiße Weste weitgehend bewahren.

    Wenn Diess Saubermänner einkaufen will, ist München für ihn das optimale Management-Shoppingparadies. Deshalb zog ihn Duesmann magisch an. Doch die BMW-Mächtigen waren zunächst verschnupft und schalteten auf stur. Sie beharrten erst einmal darauf, dass Duesmann nach seinem Ausscheiden bei BMW Ende September dieses Jahres vertragsgemäß ein Jahr nicht zu einem Konkurrenten wechseln darf. Am Ende gab BMW aber doch nach, sodass der Manager schon ab April und nicht erst ab Oktober 2020 Audi-Chef werden kann.

    Bram Schot muss gehen, er bewirkte aber viel bei Audi

    Doch warum muss der Niederländer Bram Schot, der ebenfalls ein – und noch dazu sympathischer und beliebter – Saubermann ist, den Platz in Ingolstadt für den Ex-BMW-Mann frei machen? An seiner Leistung kann es nicht liegen. Denn der 58-Jährige konnte als Nachfolger Rupert Stadlers den leidgeprüften Mitarbeitern wieder eine Perspektive jenseits des Abgas-Betrugs aufzeigen. Schot hat im Sinne von Diess "klare Kante" walten lassen, indem er verkrustete Strukturen aufbrach und fleißig Mails von Mitarbeitern beantwortete. Der Noch-Audi-Chef verkörpert den Typus des nahbaren Managers. Manche Mitarbeiter duzen ihn. Vor einem Gespräch sagt er schon mal salopp zum Interviewer: "Was willst du wissen?"

    Plötzlich wehte in Ingolstadt ein anderer Wind. Beschäftigte trauten sich, kritische Fragen an Vorgesetzte zu stellen. Das alles war Diess offensichtlich nicht genug. Er will Duesmann schon seit langem zum Audi-Chef machen. Schot ist – und das wurde immer klarer – nur ein Übergangskandidat. Er wird den VW-Konzern, so viel steht seit Freitag fest, "Ende März in bestem Einvernehmen verlassen". Damit bestätigten sich Informationen unserer Redaktion, dass der Holländer nicht nur die Position des Audi-Chefs abgibt, sondern das Volkswagen-Reich ganz hinter sich lässt. Früher hatte es noch geheißen, er könnte in Ingolstadt abdanken, dafür aber ein Trostpflaster bei VW als Vertriebs- oder China-Vorstand bekommen. Wie groß sein finanzielles Trostpflaster für das vorzeitige Räumen des Audi-Jobs ausfällt, ist unklar.

    Markus Duesmann: Ein Motoren-Papst und Familienmensch

    Dass Schot für Duesmann weichen muss, hängt auch damit zusammen, dass der Niederländer ein Vertriebs-Profi und kein Ingenieur wie sein Nachfolger ist. Letzterer hat Maschinenbau studiert und sich bei Daimler und dann bei BMW einen guten Ruf als Motoren-Papst, auch für Formel-1-Fahrzeuge, erworben. Bei BMW war Duesmann, der in seiner Jugend Schlagzeug in einer Punk-Band gespielt hat, "Leiter Antrieb" und zuletzt Einkaufsvorstand. Der als Halbwaise im Münsterland aufgewachsene künftige Audi-Chef gilt als bodenständiger Familienmensch, der sich gerne die Hände schmutzig macht und etwa an Motorrädern herumschraubt. Sportlich soll er auch sein. Seine Tochter habe Duesmann, wie es heißt, am ersten Schultag begleitet, obwohl sein Erscheinen auf einer wichtigen Automesse gefragt war.

    Diess baut jedenfalls schon maximalen Druck für ihn auf: "Markus Duesmann wird als exzellenter Ingenieur alles daransetzen, die großen Potenziale der Marke Audi zu heben und damit das Versprechen ‚Vorsprung durch Technik‘ erneut verstärkt unter Beweis zu stellen." Es ist also klare Kante gefragt.

    Audi soll, was die Auslieferungen betrifft, den Rückstand gegenüber den beiden führenden deutschen Premium-Herstellern Mercedes und BMW verringern. Dabei sehnen sich die Wolfsburger wieder nach satten Renditen aus Ingolstadt.

    Lesen Sie hier mehr über den neuen Audi-Chef Markus Duesmann.

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