Väter sollten stolz auf ihre Söhne sein, gerade wenn sie fleißig sind, gar in ihre Fußstapfen treten. Ein Metzgermeister ist sicher glücklich, wenn der Nachwuchs etwas mit Wurstwaren anzufangen weiß. Aus solch gelebtem Familiengeist sind schon Dynastien entstanden. Doch in der Welt eines Mannes, der zwölf Kinder mit vier Frauen hat, scheinen andere Gesetze der Zuneigung zu gelten.
So müsste Ferdinand Piëch, 81, an sich ein rundum zufriedener Vater sein, macht doch einer seiner Söhne, der 40-jährige Anton, genau das, was früher zu Audi- und Volkswagen-Zeiten auch seine größte Leidenschaft war: gute Autos bauen. Anton Piëch entwickelt einen eleganten, 612 PS starken Sportwagen, den er in Genf auf dem Autosalon vorgestellt hat. Als sein Vater Ferdinand dem Termin fernblieb, wurde das mit Verwunderung zur Kenntnis genommen.
Der Vater scheint nichts von dem Projekt seines Sohns zu halten
Nun klärt sich, warum Papa Piëch den großen Tag seines Sohnes schwänzte: Der knorrige VW-Patriarch scheint schlicht nichts von dem automobilen Ehrgeiz seines Nachkommen zu halten, selbst wenn der Wagen „Piëch Mark Zero“ heißt und Anton Piëch in Genf in Richtung seines Vaters noch hoffend sagte: „Es würde mich freuen, wenn er stolz auf mich ist.“
Das Gegenteil ist der Fall. Der VW-Altvordere soll sich abfällig über den Sportwagen seines Sohnes geäußert haben und er legt Wert darauf, in keiner Weise an dem Projekt beteiligt zu sein. Das ließ Piëch senior der Bild am Sonntag ausrichten – ein Lebenszeichen der Auto-Legende nach Jahren verbaler Abstinenz.
Zuletzt fiel er 2015 mit dem legendären Satz über den in der Diesel-Affäre geschassten Ex-VW-Chef auf: „Ich bin auf Distanz zu Winterkorn.“ Nun ist Vater Piëch auf Distanz zu seinem Sohn Anton. Aber er hat ja noch einige Söhne mehr.