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Augsburger Staatsanwaltschaft ermittelt: Großrazzia bei Media-Saturn-Holding: "Das Ding läuft topsecret"

Augsburger Staatsanwaltschaft ermittelt

Großrazzia bei Media-Saturn-Holding: "Das Ding läuft topsecret"

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    Media Markt
    Media Markt Foto: dpa

    Sie kamen am frühen Vormittag, als die meisten leitenden Mitarbeiter gerade den Computer hochgefahren hatten und mit dem üblichen morgendlichen Espresso den Bürotag beginnen wollten: Staatsanwaltschaft und Polizei rückten an, um die Zentrale von Media-Saturn in Ingolstadt zu durchsuchen. Zeitgleich kamen die Ermittler in 19 weitere Objekte in Deutschland, darunter ebenfalls Geschäftsbereiche des Elektronik-Handelskonzerns und Büros von anderen Firmen.

    Nach Informationen unserer Zeitung geht es um Schmiergeld in Millionenhöhe. Der Verdacht lautet Bestechung und Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr beziehungsweise Beihilfe dazu. Insgesamt wird gegen sechs Beschuldigte ermittelt, bestätigte der Augsburger Oberstaatsanwalt Matthias Nickolai. Drei davon sind Manager bei der Metro-Tochter Media-Saturn. Einer von ihnen gehört nach unseren Recherchen zur Geschäftsführung der Media-Saturn-Holding.

    Auffallend: Weder die Ingolstädter Staatsanwaltschaft noch die Kriminalpolizei Ingolstadt waren an dieser Aktion in der Konzernzentrale beteiligt. „Wir haben selbst keine Informationen. Das Ding läuft topsecret“, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord in

    Oberstaatsanwalt Nickolai gab gestern allerdings kaum Hintergründe preis. Nur so viel: Die Ermittlungen würden primär nicht auf den Warenfluss bei Media-Saturn abzielen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Manager Lieferfirmen oder Kunden übervorteilt haben könnten, ist damit eher gering. Doch aus der Ermittlungsbehörde hieß es auch, man stehe erst ganz am Anfang einer umfangreichen Arbeit. Weiterhin gibt es keine offizielle Auskunft, um wen es sich bei den ebenfalls unter Verdacht stehenden anderen Firmen handelt oder in welchen Städten ebenfalls durchsucht wurde.

    Nach Angaben einer Unternehmenssprecherin hat die Zentrale von Media-Saturn die Ermittlungen „initiiert“. Über Hintergründe findet man in der Antwort auf die Anfrage unserer Zeitung mit Hinweis auf die laufenden Untersuchungen nichts. Allerdings wird herausgestellt, dass man selbst größtes Interesse an einer raschen und umfassenden Aufklärung der Vorwürfe hat: „Die Media-Saturn-Unternehmensgruppe kooperiert vollständig“, teilte eine Sprecherin am Abend mit. Und weiter: Das Unternehmen habe die Ermittlungen „selbst initiiert“.

    Verhaftungen gab es laut Staatsanwaltschaft nicht. Mitarbeiter des Unternehmens und andere Augenzeugen haben beobachtet, wie die Fahnder kistenweise Material in Polizeifahrzeuge verladen haben, darunter Akten und Computer – die bei solchen Aktionen übliche Beute der Ermittler. Die Auswertung dürfte Wochen und Monate dauern.

    Media-Saturn hat seine Konzernzentrale seit der Gründung in Ingolstadt. Zu Jahresbeginn hat Horst Norberg die Leitung übernommen. Der 64-Jährige wollte das Unternehmen neu aufstellen und verstärkt ins Internetgeschäft bringen. Schon Ende des Jahres sollte der erste Online-Shop von Saturn in Deutschland eröffnen, Anfang 2012 dann der Media Markt folgen.

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