Betriebsräte und Gewerkschafter hatten massive Kritik daran geübt, dass sie nicht am vom Bundeskanzleramt veranstalteten digitalen Airbus-Gipfel am Donnerstag vergangener Woche teilnehmen durften. Vertreter der Bundesregierung um den zuständigen Minister Helge Braun (CDU), dessen Parteifreund Thomas Jarzombek, Luftfahrt-Koordinator der Bundesregierung, wie Repräsentanten aus Bundesländern mit Luftfahrt-Standorten diskutierten nur mit Top-Managern des Konzerns um Unternehmens-Chef Guillaume Faury. Es ging auch um die Zukunft des Augsburger Airbus-Tochter-Unternehmens Premium Aerotec.
Der europäische Luftfahrt-Riese will den großen Zulieferer zerschlagen und womöglich mit der Einzelteilefertigung eine Sparte an einen Investor verkaufen. Das würde den Standort Augsburg besonders hart treffen, arbeiten dort doch rund 2200 der etwa 2800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in dem Bereich, der womöglich abgestoßen werden soll.
Augsburger Werk von Premium Aerotec droht Stellenabbau
Für den Fall einer Veräußerung der Einzelteilefertigung gehen Betriebsräte von einer Verlagerung großer Teile der Produktion in Billiglohnländer, einem Arbeitsplatzabbau und einem langfristigen Ausbluten des Augsburger Standortes aus. Deshalb wäre IG-Metall-Vorstand Jürgen Kerner, der innerhalb der Gewerkschaft für die Luftfahrtindustrie zuständig ist, gerne an dem Luftfahrt-Gipfel unter Regie von Kanzleramtsminister Braun dabei gewesen, auch wenn das Treffen keine konkreten Ergebnisse erbracht hat.
Deutschland kann wie Frankreich als Airbus-Großaktionär, der knapp elf Prozent an dem Unternehmen hält, über die Geschäftspolitik des Konzerns mitreden. Dem Vernehmen nach haben aber vor allem zwei Bundesländer mit Premium-Aerotec-Standorten die Interessen der Beschäftigten gegenüber der Airbus-Spitze um Guillaume Faury besonders nachdrücklich vertreten. Neben Niedersachsen setzte sich Bayern vehement für die Belange der in Augsburg um ihren Arbeitsplatz bangenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein.
Doch die Kritik von IG-Metall-Mann Kerner zeigt nun Wirkung: Nach Informationen unserer Redaktion von Mittwoch aus gut unterrichteten Kreisen soll es am 3. August ab 17 Uhr einen zweiten Airbus-Gipfel mit Braun geben, dieses Mal mit Vertreterinnen und Vertretern der Politik und der Gewerkschaft. In einem internen Schreiben des Airbus-Konzernbetriebsrats von 27. Juli ist noch weniger konkret von „Anfang August“ die Rede. In dem Brief macht unter anderem Holger Junge, Vorsitzender des Konzernbetriebsrates von Airbus, deutlich: „In dem Gespräch werden wir der Politik erneut deutlich machen, dass wir die Zerschlagung von Premium Aerotec für den absolut falschen Weg halten.“ Damit würde das deutsch-französische Gleichgewicht im Airbus-Konzern verloren gehen.
Aiwanger schaltet sich für Premium Aerotec in Augsburg ein
In die Diskussion um die Zukunft von Premium Aerotec schaltet sich nun auch Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) stärker ein, nachdem zuvor Ministerpräsident Markus Söder (CSU) mit seinem niedersächsischen Kollegen Stephan Weil (SPD) in einem Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vorgeprescht war. In dem Schreiben warnen die beiden Ministerpräsidenten davor, dass die betroffenen Premium-Aerotec-Werke in Augsburg und im niedersächsischen Varel nach dem Einstieg eines Investors in wenigen Jahren nicht mehr mit Wettbewerbern in Niedriglohnländern konkurrieren könnten.
So sagte nun auch Aiwanger am Mittwoch gegenüber unserer Redaktion: „Ich setze mich daher unverändert mit Nachdruck und auf allen Ebenen für den Erhalt von Arbeitsplätzen bei Premium Aerotec ein.“ Und der Wirtschaftsminister versicherte: „Wir stehen dazu in regelmäßigem Austausch mit Premium Aerotec und Airbus und drängen weiter darauf, dass beim Umbau der zivilen Flugzeugfertigung die Belange der betroffenen Regionen ebenso berücksichtigt werden wie der Anspruch der Beschäftigten auf einen fairen Umgang.“ Eine vorschnelle Zerschlagung sei keineswegs eine Garantie für eine zukunftsfeste Aufstellung. Aiwanger ist überzeugt, dass Billigstandorte gerade nicht geeignet seien für künftige Hightech-Produktionen. An die Adresse der betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter versicherte er: „Sie können darauf vertrauen, dass die Bayerische Staatsregierung alles tun wird, um den Standort Augsburg und die Arbeitsplätze bei Premium Aerotec zu sichern.“