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Augsburg: "Wir alle sind Weltbild!“

Augsburg

"Wir alle sind Weltbild!“

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    Am Ende der Betriebsversammlung stellen sich die Mitarbeiter vor dem nüchternen Betriebsgebäude im Augsburger Stadtteil Lechhausen auf. Und formen ein großes Herz. „Wir alle sind Weltbild!“ Dieser Satz symbolisiert nicht nur, dass die Beschäftigten der insolventen Augsburger Verlagsgruppe bereit sind, für ihre Arbeitsplätze zu kämpfen. Sie hoffen auch, eine Welle der Solidarität in der Stadt lostreten zu können. Prompt heftet eine

    Kurz zuvor – ab 13 Uhr – haben Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz, der Betriebsrat und die Gewerkschaft Verdi die Belegschaft der Augsburger Verlagsgruppe über den Stand der Dinge informiert. Weltbild hat am 10. Januar Insolvenzantrag gestellt. Seither herrscht Ungewissheit über die Zukunft des Unternehmens. Hunderte Mitarbeiter sitzen in der Halle auf grünen Bierbänken – zwischen gelben Betonpfeilern und Förderbändern.

    Weltbild: Insolvenzverwalter Geiwitz sorgt für Erleichterung

    Allein die Tatsache, dass Insolvenzverwalter Geiwitz berichtet, dass es mehrere Interessenten für Weltbild gibt, sorgt für Erleichterung. Aus Unternehmenskreisen wird zudem bestätigt, dass sich das Geschäft stabilisiert habe – und aktuell nur rund fünf Prozent unter dem Vorjahresniveau liege.

    Er sei, nach dem, was er gehört habe, optimistisch, dass Weltbild erhalten werden kann, sagt nach der Veranstaltung ein Mitarbeiter in mittleren Jahren, der seit vier Jahren bei Weltbild im Warenzentrum arbeitet. „Die Motivation ist da – mehr denn je“, berichtet der Mann. Die Belegschaft sei zusammengewachsen und solidarisch, der Betrieb gehe weiter. „In den vier Jahren, in denen ich hier bin, habe ich die Weltbild-Mitarbeiter kennen- und lieben gelernt“, sagt er.

    Weltbild: Mitarbeiter stehen vor einem großen Fragezeichen

    Seine Kollegin beschreibt ihre Nöte in der derzeitigen Situation: „Wir bauen gerade ein Haus – ich kann nur hoffen, dass es weitergeht“, berichtet die schlanke Frau. Auch sie ist bei Weltbild im Lager tätig – seit 17 Jahren. Man arbeitet über Jahre in einem Betrieb, macht Pläne – und steht plötzlich vor einem Scherbenhaufen, einem großen Fragezeichen.

    Es herrscht aber auch Wut bei vielen Mitarbeitern. Wut darüber, dass die Lage des Unternehmens schlechter war, als die Geschäftsleitung es offenbar lange Zeit dargestellt hatte. „Man fühlt sich belogen“, meint ein 30-jähriger Mitarbeiter. Es habe stets nur Gerüchte gegeben, dass das Unternehmen rote Zahlen schreibe. „Jetzt haben sich die schlimmsten Gerüchte bestätigt.“ Der 30-Jährige vermutet hinter dieser Beschwichtigung von früher eine Strategie: „Wenn Schweine zur Schlachtbank geführt werden, achtet man auch darauf, dass dies möglichst stressfrei geschieht“, sagt er bitter.

    Gewerkschaft gibt sich kämpferisch

    Kämpferisch gibt man sich nun bei der Gewerkschaft. „Wir stehen zusammen“, sagt Verdi-Betriebsgruppensprecher Timm Boßmann. „Die Beschäftigten sind aufgewacht – endlich.“ In den nächsten Tagen wolle man mit allen Mitarbeitern im Betrieb reden. Zudem führe der Betriebsrat regelmäßig Gespräche mit Insolvenzverwalter Geiwitz. Wichtig sei nun, dass das Geschäft weiterläuft, sagte Boßmann. „Jetzt zählt jeder Euro Umsatz.“ Zudem wolle man öffentlich präsent bleiben und setze auf die Solidarität in Augsburg. „Würden bei einem Untergang von Weltbild 2200 Stellen in

    Auch bei der Gewerkschaft Verdi will man sich für Weltbild starkmachen. „Wir alle sind Weltbild!“, wiederholt Verdi-Sekretär Thomas Gürlebeck den neuen Slogan. „Wir müssen jetzt zusammenstehen und die Insolvenz so gut es geht meistern.“

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