Seit Anfang September verhandeln IG Metall und Airbus über den geplanten Umbau des europäischen Riesenkonzerns Airbus. Das Unternehmen will die Einzelteilefertigung des Augsburger Tochterunternehmens Premium Aerotec (PAG) ausgliedern und an einen Investor verkaufen. Davon wären allein an dem schwäbischen Standort etwa 2000 von noch rund 2800 Arbeitsplätzen betroffen.
Weil auch die jüngsten Verhandlungen mit Airbus scheiterten und die Konzernspitze die Vorschläge der Gewerkschaft als "nicht verhandlungsfähig" beschrieben hatte, greifen die Arbeitnehmervertreter nun auf ihre schärfste Waffe zurück, erklärt Augsburgs IG-Metall-Geschäftsführer Michael Leppek. Die Premium-Aerotec-Beschäftigten gehen von Freitag circa 9.30 Uhr bis circa 6 Uhr am Samstag in den Warnstreik, also mehr als 20 Stunden. Aufgerufen sind alle Beschäftigten.
Große Kundgebung auf der Haunstetter Straße
Auch bundesweit seien die Beschäftigten bei Premium Aerotec und die betroffenen Beschäftigten im Airbus-Strukturbau ebenfalls zu Warnstreiks aufgerufen. Eine große Kundgebung am Freitagvormittag von 10 bis 11 Uhr auf der Haunstetter Straße, also direkt vor dem Hauptwerk in Augsburg, wird den Auftakt machen. Erwartet werden dazu auch die Bundestagsabgeordneten Volker Ullrich (CSU), Ulrike Bahr (SPD) und IG-Metall-Vorstandsmitglied Jürgen Kerner. Die Haunstetter Straße ist deshalb von 9.30 Uhr bis etwa 11.30 Uhr gesperrt. Eine Umleitung ist über die Bürgermeister-Ulrich-Straße und die Inninger Straße vorgesehen sowie ausgeschildert. Straßenbahnen können den Bereich weiter passieren.
Zum Hintergrund: Ziel der IG Metall ist es seit längerem, die geplante Zerschlagung von Premium Aerotec und den Teilverkauf zu verhindern. Alle Gesellschaften, die bei Airbus und der Tochter Premium Aerotec Flugzeugbauteile produzieren, sollen in eine Airbus-Gesellschaft kommen, fordert die Gewerkschaft.
Die IG Metall hat zudem die Forderung nach einer sozialen Absicherung der Beschäftigten gestellt. Hier geht es um Abfindungen und die Qualifizierung der Arbeitnehmer. Dieser Forderung will die Gewerkschaft nun mit ihrem Warnstreik Nachdruck verleihen.
Nach zwei Verhandlungsrunden hat Airbus bisher aber offenbar keinerlei konkrete Zusagen für eine soziale Absicherung gegeben, heißt es aus Verhandlungskreisen. Das Unternehmen halte an seinem Konzept der Aufspaltung fest und lehne eine Verhandlung über das Konzept der Gewerkschaft kategorisch ab.
Michael Leppek, IG Metall: "Erwarten, dass sich Airbus nach unserem Warnstreik deutlich bewegt"
"Wir erwarten, dass Airbus sich nach unseren Warnstreiks deutlich bewegt und endlich auf unsere Forderungen eingeht!“, sagte Augsburgs IG-Metall-Chef Michael Leppek unserer Redaktion zu dem anstehenden Warnstreik.
Zuletzt hatte eine mögliche Übernahme der Einzelteilfertigung durch den österreichischen Investor Michael Tojner für Wirbel gesorgt. Dieser hat nun jedoch vor wenigen Tagen bekannt gegeben, seine Bewerbung vorerst zurückzuziehen. Auch die Politik hat sich bereits in die Debatte eingeschaltet. Unter anderem hat sich Oberbürgermeisterin Eva Weber dem Bündnis "Allianz des Nordens" angeschlossen. Dahinter steht ein parteiübergreifendes Bündnis aus Politikvertretern aller betroffenen Premium-Aerotec-Standorte.