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Augsburg: Vorstandschef Reuter steigt im Dezember bei Kuka aus

Augsburg

Vorstandschef Reuter steigt im Dezember bei Kuka aus

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    Till Reuter verlässt Kuka vorzeitig.
    Till Reuter verlässt Kuka vorzeitig. Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa

    Kuka-Vorstandschef Till Reuter verlässt vorzeitig den vor knapp zwei Jahren von chinesischen Investoren übernommenen Roboterhersteller in Augsburg. Reuter einigte sich mit dem Aufsichtsrat der mehrheitlich dem chinesischen Midea-Konzern gehörenden Kuka AG auf ein Ende seiner Vorstandstätigkeit "im Dezember 2018", wie das börsennotierte Unternehmen am frühen Montagmorgen mitteilte. Der bisherige Finanzvorstand Peter Mohnen (hier ein Porträt) werde interimsweise den Vorsitz des Vorstands ab dem 6. Dezember 2018 übernehmen.

    Erst am Wochenende hatte Kuka überraschend mitgeteilt, dass Aufsichtsratschef Andy Gu und Reuter Gespräche über einen vorzeitigen Abgang des Vorstandschefs führten. Gründe wurden nicht genannt. Aus Unternehmenskreisen verlautete aber, dass die Chinesen im Tagesgeschäft stärker durchgreifen wollten und sich das Verhältnis zwischen Reuter und den Investoren verschlechtert habe.

    Till Reuter ist seit 2009 Kuka-Chef

    Reuter ist seit 2009 Vorstandschef des Augsburger Traditionsunternehmens. Vorher war er Berater des damaligen Kuka-Großaktionärs Grenzebach. Bei seinem Antritt bezeichnete sich der Jurist selbst nur als „Interimslösung“ an der Unternehmensspitze, kurz darauf unterschrieb er jedoch einen Vertrag mit langfristiger Laufzeit. Vor dem Einstieg des neuen Chefs war das Unternehmen in Schieflage geraten, schrieb lange rote Zahlen. Im Krisenjahr 2009 mussten 1000 Mitarbeiter in Augsburg und Gersthofen in Kurzarbeit gehen, der Umsatz rutschte um 30 Prozent ab.

    Reuter, der zuvor als Investmentbanker für Morgan Stanley, die Deutsche Bank und Lehman Brothers gearbeitet hatte, schaffte die Wende. Zwei Jahre später war Kuka zurück in den schwarzen Zahlen, seitdem ging es stetig aufwärts. Reuter präsentierte Jahr um Jahr glänzende Bilanzen. Zuletzt machte der Konzern ein Umsatzplus von gut 18 Prozent, insgesamt setzte der Roboterbauer im vergangenen Jahr 3,48 Milliarden Euro um. Nach Steuern und Abzügen blieben etwa 88,2 Millionen Euro Gewinn übrig.

    In diesem Jahr korrigierte Kuka seine Gewinnprognose

    Für das aktuelle Jahr korrigierte der Konzern zuletzt jedoch seine Gewinnaussichten – Grund dafür war unter anderem der Handelsstreit zwischen China und den USA. Zuvor hatten mehrere Zulieferer und Autohersteller ebenfalls ihre Prognosen heruntergesetzt. Kuka ist Weltmarktführer für automatisierte Fertigungsstraßen in der Autoindustrie. Das ist Fluch und Segen zugleich – geht es der Branche gut, profitiert auch Kuka. Geht es ihr schlecht, schlägt sich das sofort in den Unternehmensbilanzen nieder. Der Konzern erwartet nach der Korrektur nun einen Umsatz von rund 3,3 statt der zuvor angepeilten 3,5 Milliarden Euro.

    Stefan Söhn beobachtet den Konzern seit Jahrzehnten, war einst selbst hochrangiger Kuka-Manager. Mittlerweile berät er mit seiner Firma MultiTrust Capital Partners Unternehmen, die Geschäfte mit China machen wollen. Der chinesische Mutterkonzern Midea, betont Söhn, sei aus seinem Heimatmarkt noch einmal deutlich höhere Wachstumsraten als die von Kuka gewöhnt. Generell glaubt der Experte aber, dass der Konzern mit dem Roboterbauer noch „große Dinge“ vorhabe. Natürlich dürfe man den Investoren gegenüber nicht blauäugig sein. Söhn betont aber, er habe bisher noch nicht erlebt, dass chinesische Investoren – wie oftmals befürchtet – Firmen nur kaufen, um das Know-how abzusaugen. „Ist ein Unternehmen erfolgreich, lassen die Chinesen es meist unbehindert weiterarbeiten.“

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    Midea zahlte 115 Euro pro Kuka-Aktie

    Vor zweieinhalb Jahren hatte die Übernahme durch Midea deutschlandweit Schlagzeilen gemacht. Vorstandschef Reuter nannte das Jahr 2016 einmal „eines der ereignisreichsten Jahre“ der immerhin 120 Jahre andauernden Unternehmensgeschichte. Der Haushaltsgeräte-Riese aus China hat im Mai 2016 ein Übernahmeangebot über 4,6 Milliarden Euro beziehungsweise 115 Euro pro Aktie vorgelegt. Von dem Angebot ließ sich auch der bisherige Ankeraktionär, der Maschinenbauer Voith, ködern.

    Midea sicherte sich so fast 95 Prozent der Kuka-Aktien. Politiker aus Brüssel und Berlin schalteten sich damals in den Übernahmekampf ein, aus Angst, dass deutsche Hochtechnologie unwiederbringlich in chinesische Hände fallen könnte. Der damalige Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel bemühte sich aktiv, europäische Investoren für Kuka zu finden – am Ende ohne Erfolg.

    Mittlerweile ist die China-Kritik leiser geworden, Arbeitnehmervertreter vor Ort in Augsburg zeigten sich immer wieder zufrieden über den Vertrag, der mit den neuen Eigentümern geschlossen worden war und Standort und Arbeitsplätze bis 2023 sichert. Vor allem der noch amtierende Chef Till Reuter war es, der stets für die Beteiligung der Chinesen geworben hatte. „Wir können aus Kuka noch viel mehr machen“, sagte der Spitzenmanager noch vergangenes Jahr im Interview mit unserer Redaktion. „Wir sollten nicht ängstlich in die Zukunft schauen, sondern die Zukunft gestalten.“ (schsa, dpa)

    Wie stark sind die Unternehmen in der Region? Unser Schwaben-Check gibt die Antwort: zum Artikel.

    In seinem Kommentar fällt unser Chefkorrespondent Stefan Stahl ein scharfes Urteil zum Fall Reuter: Die Chinesen begehen bei Kuka den nächsten großen Fehler.

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