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Augsburg: VW zerschlägt MAN: Was der Umbau für die Mitarbeiter bedeutet

Augsburg

VW zerschlägt MAN: Was der Umbau für die Mitarbeiter bedeutet

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    MAN stellt in Augsburg Schiffsmotoren her. Unser Bild entstand in der Gießerei.
    MAN stellt in Augsburg Schiffsmotoren her. Unser Bild entstand in der Gießerei. Foto: Anne Wall

    Das ist die MAN Gruppe

    Die MAN Gruppe ist nach eigenen Angaben eines der führenden Nutzfahrzeug-, Motoren- und Maschinenbauunternehmen Europas.

    MAN beschäftigt rund 52.500 Mitarbeiter in 120 Ländern (Stand: 2011).

    MAN Truck & Bus als größter Unternehmensbereich beschäftigt rund 34.000 Mitarbeiter.

    Bei MAN Diesel & Turbo arbeiten knapp 14.000 Menschen. Das Unternehmen - mit einem Standort in Augsburg - ist nach eigenen Angaben weltweit führend bei großen Schiffsdieseln und Stationärmotoren.

    Die Firma Renk in Augsburg ist eine Mehrheitsbeteiligung der MAN Gruppe. Renk produziert Spezialgetriebe und Komponenten der Antriebstechnik. Hier arbeiten rund 2000 Menschen.

    Der Umsatz der MAN Gruppe beträgt rund 16,5 Milliarden Euro im Jahr.

    Ihre Zentrale hat die MAN SE in München.

    Die Wurzeln der MAN Gruppe reichen bis ins Jahr 1758 zurück.

    Rudolf Diesel baute 1897 den ersten funktionstüchtigen Dieselmotor bei der damaligen Maschinenfabrik Augsburg AG.

    1898 wurde die Maschinenfabrik Augsburg AG mit der Maschinenbau-AG Nürnberg zur Vereinigten Maschinenfabrik Augsburg und Maschinenbaugesellschaft Nürnberg A.G. verschmolzen.

    In ihrer heutigen Form als Vertragskonzern existiert MAN seit 1986. Damals wurde auch die Zentrale nach München verlegt.

    Umbrüche gab es in der Geschichte des MAN-Konzerns schon viele. Vor 175 Jahren entstand in Augsburg eine Textilmaschinen-Fabrik als Vorläuferin der heutigen MAN. Und Ende des 19. Jahrhunderts entsprang aus einer Fusion die spätere Maschinenfabrik Mutterkonzern Volkswagen plant faktisch die Zerschlagung des Unternehmens mit weltweit rund 55900 Mitarbeitern – davon grob gerundet die Hälfte in Deutschland.

    2011 übernahm Volkswagen die Aktienmehrheit an MAN

    Die Zeit der Textilmaschinen ist längst vorbei. Heute steht das Unternehmen MAN für Lastwagen. Und für große Schiffs- und Kraftwerksmotoren, die in Augsburg hergestellt werden. Mit rund 3900 Beschäftigten ist MAN Diesel & Turbo einer der größten industriellen Arbeitgeber unserer Region. Im Jahr 2011 übernahm Volkswagen die Aktienmehrheit an MAN.

    Nun will Volkswagen die Aktivitäten im Bereich der Lastkraftwagen bündeln. Neben MAN gehört der skandinavische Lkw-Hersteller Scania zu Volkswagen. Die Zusammenarbeit zwischen

    Eigenständigkeit von MAN und Scania soll erhalten bleiben

    Die Zusammenarbeit zwischen MAN und Scania war immer kompliziert – und teilweise von Querelen geprägt. Dem schaut Volkswagen nicht länger zu: „Die Bündelung unserer Nutzfahrzeugmarken unter einem Dach erlaubt eine stärkere Konzentration auf Lkw- und Bus-Belange und damit schnellere Entscheidungen“, teilte Renschler mit. Die Eigenständigkeit der Marken MAN und Scania solle aber erhalten bleiben.

    Ähnlich wie das Nutzfahrzeuggeschäft wird Volkswagen nach Informationen unserer Zeitung auch die restlichen Bereiche des MAN-Konzerns bündeln und direkt an Volkswagen in Wolfsburg ankoppeln. Zum einen ist dies der Großmotoren-Bereich „Diesel & Turbo“ in Augsburg, zum anderen der Getriebespezialist Renk, der mit rund 1100 Mitarbeitern ebenfalls in Augsburg seinen Sitz hat.

    MAN SE wird am Ende nur eine rechtliche Hülle sein

    Die Auswirkungen für den MAN-Konzern mit Sitz in München an der Ungererstraße sind gravierend. Dort gibt es kein Werk, aber rund 300 Beschäftigte in der Verwaltung. Diese wird praktisch überflüssig. Am Montag dieser Woche hat VW-Nutzfahrzeugchef Renschler den Beschäftigten auf einer Belegschaftsversammlung die Hiobsbotschaft überbracht, berichtete die Frankfurter Allgemeine. Die Mitarbeiter in

    In Augsburg halten sich die Auswirkungen in Grenzen

    Für die Beschäftigten bei MAN Diesel & Turbo und bei Renk in Augsburg dürften sich die unmittelbaren Auswirkungen in Grenzen halten. Aus Unternehmenskreisen heißt es, dass sich an den Arbeitsverträgen nichts ändert. Die Mitarbeiter müssten sich keine Sorgen machen. In einem Schreiben an die Arbeitnehmer, das unserer Zeitung vorliegt, begrüßen Konzernbetriebsrat und IG Metall sogar die Weichenstellungen: „Alle Teile von MAN bleiben bestehen, sie werden in Zukunft effizienter geführt“, heißt es. Der Gründung der Lastwagen-Dachgesellschaft sei ein „langfristig geplanter Schritt“, der „im Einvernehmen“ mit den Arbeitnehmervertretern beschlossen worden sei. „Auch der Maschinenbau-Bereich (MAN Diesel & Turbo und Renk) erhält durch die neue Ausrichtung klare Strukturen“, heißt es weiter. Schnellere Entscheidungen und ein direkter Zugang zum Volkswagen-Vorstand werden in Augsburg als große Vorteile gesehen.

    Welche langfristigen Folgen treten für den MAN-Konzern auf?

    Eine andere Frage ist, was die neue Struktur langfristig für Folgen hat. Derzeit machen Renk und MAN Diesel & Turbo gute Gewinne und gelten als „Perlen“ im VW-Konzern. Trotzdem schließen Beobachter nicht aus, dass Volkswagen die Diesel & Turbo-Sparte und Renk eines Tages verkaufen oder an die Börse bringen könnte. Auf einer Hauptversammlung von MAN stellten Aktionärsvertreter schon vor einigen Jahren die Frage, wie Schiffsmotoren oder Kraftwerke zum Auto-Konzern Volkswagen passen.

    Bisher sind diese Überlegungen aber Spekulation. Ein Verkauf von MAN Diesel & Turbo oder von Renk stehe derzeit jedenfalls nicht zur Debatte, heißt es in gut informierten Arbeitnehmerkreisen.

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