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Augsburg: Prüft Sigmar Gabriel den Augsburger Roboterbauer Kuka?

Augsburg

Prüft Sigmar Gabriel den Augsburger Roboterbauer Kuka?

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    Sigmar Gabriel behält sich eine Prüfung der Kuka-Übernahme vor.
    Sigmar Gabriel behält sich eine Prüfung der Kuka-Übernahme vor. Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa

    Kuka: Das ist der Augsburger Roboterbauer

    Kuka ist ein Roboter- und Anlagenbauer mit Hauptsitz in Augsburg. In seiner Branche zählt Kuka zu den weltweit führenden Unternehmen. Bei Kuka arbeiten rund 14.256 Mitarbeiter.

    Die Wurzeln von Kuka reichen bis ins Jahr 1898 zurück. Johann Josef Keller und Jakob Knappich gründeten damals das Acetylenwerk Augsburg. Ihr Ziel: die Produktion von kostengünstigen Haus- und Stadtbeleuchtungen. Doch bereits sieben Jahre danach weitete das Unternehmen die Produktion auf die neue Erfindung des Autogen-Schweißens aus.

    Aus den Anfangbuchstaben der Unternehmensbezeichnung "Keller und Knappich Augsburg" entstand schließlich der Name Kuka.

    Kuka wurde 1966 Marktführer bei Kommunalfahrzeugen in Europa. Auch weltweit wurden diese Fahrzeuge für Entsorgungs- und Reinigungsaufgaben bekannt. Der Kuka-Müllwagen war ein Begriff.

    1973 schrieb Kuka Geschichte als Robotik-Pionier und entwickelt den Famulus - den weltweit ersten Industrieroboter mit sechs elektromechanisch angetriebenen Achsen. Das waren die Anfänge der heute auf Roboter- und Anlagenbau konzentrierten Firma.

    Die Aufträge des Unternehmens kommen heute vor allem aus der internationalen Autoindustrie. Immer öfter liefert das Unternehmen aber auch an andere Branchen. Bei Bosch Siemens Hausgeräte in Dillingen helfen die Kuka-Roboter beispielsweise schon lange bei der Produktion der Spülmaschinen. In der Robotersparte machte die Zahl der Aufträge aus der General Industry, also allen Branchen abseits der Autofertigung, 2015 bereits mehr als ein Drittel aller Aufträge aus. Mit der neuen Tochterfirma Swisslog, die unter anderem in der Krankenhauslogistik tätig ist, will sich Kuka nach eigener Aussage noch unabhängiger von der schwankenden Autoindustrie machen.

    Roboter werden immer intelligenter und arbeiten Hand in Hand mit Menschen. Die elektronischen Helfer sind mit einer zunehmend raffinierteren Software und Sensorik ausgestattet. Kuka ist längst auch ein IT-Konzern. Die Verknüpfung von Mechanik, also Robotergehäusen mit Elektronik, Informationstechnologie und selbst entwickelten Steuerungen lassen Kuka-Chef Till Reuter auf neue Kunden hoffen. "Industrie 4.0" heißt das Schlagwort. Die Augsburger gelten hier weltweit als Pioniere.

    Für Kuka geht es seit Jahren aufwärts. 2017 betrug der Umsatz rund 3,5 Milliarden Euro, davon entfallen 1,2 Milliarden auf den Geschäftsbereich Robotics.

    Einer der wichtigsten Wachstumsmärkte von Kuka ist China. Seit 2000 ist Kuka hier präsent. Im Dezember 2013 ging eine neue Fertigungsstätte in Shanghai in Betrieb. In einem Werbespot konnte man sehen, wie sich der in China sehr bekannte deutsche Tischtennisstar Timo Boll mit einem Kuka-Roboter duelliert.

    Die Roboter von Kuka hatten auch schon einen Auftritt im Kino: im James-Bond-Film "Die Another Day".

    Chef des Unternehmens ist Till Reuter. Als er 2009 die Führung des Augsburger Roboter- und Anlagenbauers übernahm, kannte Till Reuter kaum einer in der Region. Reuter, Jahrgang 1968, hatte zuvor als Wirtschaftsjurist, Rechtsanwalt und Investmentbanker für Adressen wie die Deutsche Bank, Lehman Brothers und Morgan Stanley gearbeitet.

    Nachdem sich die Familie Grenzebach aus dem kleinen nordschwäbischen Ort Hamlar nach einer langen Phase als bestimmender Aktionär zurückgezogen hat, übernahm diese Schlüsselposition das baden-württembergische Familienunternehmen Voith. Der Investor aus Heidenheim hält 25,1 Prozent an dem Roboterbauer, besitzt also eine Sperrminorität. Gegen Voith läuft nichts bei Kuka.

    Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel hat einen bemerkenswerten Beitrag für die Wirtschaftswoche verfasst. Darin taucht zwar mit keinem Wort der Fall des Roboter-Anbieters Kuka auf, der vom chinesischen Haushaltsgeräte-Riesen Midea übernommen wird. Zwischen den Zeilen wird aber klar, dass der Augsburger Wirtschaftskrimi den SPD-Mann aufgeschreckt hat. Dabei verhehlt er indirekt nicht, wie gering nach der jetzigen Rechtslage die Chancen der Bundesregierung sind, die Übernahme einer heimischen Technologieperle vom Schlage Kukas durch ein Unternehmen aus einem kommunistischen Land zu verhindern.

    Gabriel wollte heimischen Investor für Kuka

    Was Gabriel besonders aufstößt: Staatlich finanziell geförderte Konzerne aus dem Ausland investieren mit aller Macht in Deutschland und stechen dabei heimische Investoren, die unter privaten, marktwirtschaftlichen Bedingungen arbeiten müssen, aus. Und bekannt ist schließlich auch, dass der SPD-Politiker versucht hat, hinter den Kulissen einen deutschen oder europäischen Groß-Investor für Kuka zu finden und damit den Chinesen die Rote Karte zu zeigen. Das klappte bekanntlich nicht. Aber immerhin ließ das Wirtschaftsministerium gestern noch einmal aufhorchen. Ein Sprecher des Hauses bestätigte unserer Zeitung, Gabriel behalte sich eine Prüfung der Kuka-Übernahme vor. Dazu steht ihm nach Einschätzung von Experten mit dem deutschen Außenwirtschaftsrecht allerdings nur ein äußerst stumpfes Schwert zur Verfügung.

    Denn um die Midea-Attacke abzuwehren, müsste Gabriel beweisen, dass durch die Kuka-Übernahme hierzulande die Belange der öffentlichen Ordnung oder gar Sicherheitsinteressen gefährdet sind. Die Firma erwirtschaftet aber nur ein Prozent des weltweiten Umsatzes im verteidigungsnahen Bereich – und das auch in den USA mit Montagevorrichtungen für den Kampf-Jet F-35. Das dürfte nicht reichen, um die Chinesen auszubremsen.

    Damit Deutschland ein schärferes Schwert gegen solche Angriffe bekommt, setzt sich Gabriel für ein internationales Wettbewerbsrecht ein, das bei Firmenübernahmen „einen fairen globalen Finanzierungs-Wettbewerb garantiert“.

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