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Augsburg: Mit Robotern für Audi oder Bars und Cafés: Kuka holt auf und macht mehr Gewinn

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Mit Robotern für Audi oder Bars und Cafés: Kuka holt auf und macht mehr Gewinn

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    Kuka-Roboter Toni schenkt in Mailand Drinks aus. Der Augsburger Roboter- und Anlagenbauer Kuka wurde vom chinesischen Haushaltsgerätekonzern Midea übernommen.
    Kuka-Roboter Toni schenkt in Mailand Drinks aus. Der Augsburger Roboter- und Anlagenbauer Kuka wurde vom chinesischen Haushaltsgerätekonzern Midea übernommen. Foto: KUKA

    Der Augsburger Roboter- und Anlagenbauer Kuka sammelt nach harten Jahren fleißig Bestellungen ein und scheint auf dem Weg zu alter Stärke zu sein. So gelang es dem Unternehmen in den ersten neun Monaten dieses Jahres, den Auftragseingang kräftig um 35,3 Prozent auf rund 2,7 Milliarden Euro zu steigern. Parallel dazu legte der Umsatz um 26,8 Prozent auf etwa 2,4 Milliarden Euro zu.

    Was für das Unternehmen und den chinesischen Großaktionär Midea, einem Hersteller von Haushaltselektronik-Produkten, besonders wichtig ist: Kuka hat unter dem Vorstandsvorsitzenden Peter Mohnen, dessen Vertrag bis 2024 verlängert wurde, das Tal der Tränen, also der roten Zahlen, längst verlassen und befindet sich auf einem klaren Gewinnkurs. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) lag daher von Januar bis September dieses Jahres wieder bei 45,5 Millionen Euro im Plus. Zur Erinnerung: Im Vergleichszeitraum des vergangenen Corona-Jahres stand hier noch ein Minus von 70,5 Millionen Euro zu Buche. Dabei verwies der Roboterbauer am Donnerstag bei der Vorlage neuer Quartalszahlen darauf, dass nur eine Rückstellung für den Ausfall eines Großkunden in Asien verhindert hat, dass der Gewinn nicht noch besser ausfiel.

    Breites Interesse für Kuka-Lösungen auch bei kleineren und mittleren Unternehmen

    Für Mohnen ist klar: „Robotik. Digitalisierung und Automatisierung sind in der modernen Fertigung unverzichtbar geworden.“ Dabei profitiert Kuka nicht nur von der steigenden Nachfrage aus traditionellen Industriebereichen wie etwa der für das Unternehmen besonders wichtigen Autoindustrie, sondern spürt auch verstärktes Interesse aus den Reihen kleinerer und mittlerer Unternehmen. Außerdem greifen zunehmend Anbieter aus dem Handel und dem Lebensmittelbereich auf Kuka-Lösungen zurück. Der zum Konzern gehörende Schweizer Logistik-Spezialist Swisslog hat für Firmen aus dem Lebensmittelbereich wie Rapunzel, Denner oder Nestlé große automatisierte Lager- und Verteillösungen erarbeitet.

    Kuka-Chef Peter Mohnen präsentiert wieder gute Zahlen.
    Kuka-Chef Peter Mohnen präsentiert wieder gute Zahlen. Foto: KUKA

    Dabei setzen traditionelle Kuka-Großkunden wie Audi weiter auf die Augsburger. Von dem Ingolstädter Unternehmen erhielt der Maschinenbauer unlängst einen Auftrag im mittleren einstelligen Millionenbereich. Es geht um Karosseriebaulinien für den Unterbau zweier neuer Fahrzeugmodelle der Mittel- und Oberklasse. Kuka profitiert auch spürbar vom Einzug der Elektromobilität bei den Autobauern. Die Firma begleitet hier etwa Autohersteller in den USA auf dem Weg in das Stromer-Zeitalter. Davon profitiert besonders die Kuka-Sparte Systems, also der Anlagenbau. Der Firmen-Bereich legte in den ersten Monaten, was den Auftragseingang betrifft, auffällig kräftig um 67,8 Prozent auf 863,2 Millionen Euro zu.

    In der Vergangenheit war immer mal wieder die Spekulation aufgekommen, Kuka könnte sich vom Anlagenbau trennen. Doch Mohnen hält an Systems fest und kann sich in seiner Strategie durch die jüngsten Zahlen bestätigt sehen. Was die Bestellungen betrifft, zeigt sich die Systems-Sparte dem Roboterbereich in diesem Jahr ebenbürtig: Denn die Roboteraufträge summieren sich bisher auf 831,5 Millionen Euro, was einem Zuwachs von 22,4 Prozent entspricht.

    Kuka-Technik im Café: Auch Service-Roboter sind gefragt

    Über Industrie und Handel hinaus zieht auch das Service-Robotik-Geschäft von Kuka an. Roboter kommen Gästen sogar in der Gastronomie näher: Das Roboter-Café „Ratio“ im fortschrittlichen Singapur setzt schon seit 2019 auf Kuka. Die Firma hat jetzt 20 neue Roboter-Barkeeper und -Baristas geordert. Sie können eine Tasse Kaffee oder einen Cocktail zubereiten und servieren. Die Kunden dürfen das Getränk per App bestellen und zum Teil selbst zusammengestellte Drinks in Auftrag geben.

    Das Roboter-Café Ratio in Singapur setzt seit 2019 auf Kuka.
    Das Roboter-Café Ratio in Singapur setzt seit 2019 auf Kuka. Foto: Ratio

    Kuka-Roboter werden auch dank Künstlicher Intelligenz immer schlauer. Während die Roboter in Singapur keinen Namen haben, heißt der auf Kuka-Technik fußende Cocktail-Roboter in einer Hotel-Bar in Mailand „Toni“. Dabei wurden zwei Roboter des bayerischen Anbieters auf einem Tresen montiert. Einer mixt Drinks und Cocktails, der andere unterstützt beim Ausschenken. Über den beiden fleißigen Robo-Barkeepern sind etwa 150 Flaschen angebracht, aus denen die automatischen Gesellen die flüssigen Zutaten für die bunten Mixgetränke zapfen.

    Die Bar-Roboter sind nicht nur auf Emsigkeit, sondern auch auf Reinlichkeit programmiert: Nach jeder Bestellung spülen sie den Shaker in einem Waschbecken aus. „Wir laden die Besucherinnen und Besucher ein, auf einfache Art und Weise mit den Robotern zu spielen“, sagt Alessandro Incisa, Technologie-Chef der italienischen Firma Makr Shakr, welche die Kuka-Roboter in das System integriert.

    Müssen sich Barkeeper Sorgen machen, ihren Job zu verlieren? Incisa winkt ab: „Es ist nicht unser Ziel, dass der Roboter den Mensch ersetzt.“ Bei „Toni“ stehe im Vordergrund, dass die Menschen eine Technologie erleben, die sonst nicht Teil ihres Alltags ist. Gäste können von der Bar mit Blick auf den Mailänder Dom auch via App Cocktailrezepte austauschen und Fotos über soziale Netzwerke posten.

    Trotz besserer Zahlen: Auch Kuka spürt Lieferengpässe

    Die Roboter-Welt wird immer bunter. Doch bei aller Erleichterung über bessere Zahlen und mehr Aufträge spürt auch Kuka die Auswirkungen weltweiter Lieferengpässe. Firmen-Chef Mohnen gibt aber erst einmal Entwarnung: „Da wir gut organisiert und flexibel aufgestellt sind, können wir die Lage bisher gut managen und Kundenaufträge bedienen. Für den Standort Augsburg kommt Kuka daher ohne Kurzarbeit aus, während Autohersteller, die massiv vor allem unter dem Chipmangel leiden, wieder auf das Instrument zur Arbeitszeitreduzierung zurückgreifen. In Augsburg arbeiten derzeit nach einigen Personalabbau-Runden rund 3500 Frauen und Männer für Kuka. In der Spitze waren am Hauptsitz des Unternehmens etwa 4000 Beschäftigte tätig.

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