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Augsburg: Manroland-Pleite: Harte Kritik an MAN und Allianz

Augsburg

Manroland-Pleite: Harte Kritik an MAN und Allianz

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    Manroland: Insolvenzantrag gestellt
    Manroland: Insolvenzantrag gestellt

    Für das IG-Metall-Vorstandsmitglied Jürgen Kerner tragen die beiden Konzerne MAN und Allianz die Hauptverantwortung für die Insolvenz des Druckmaschinenherstellers Manroland (mit großem Standort in Augsburg). „Viele Beschäftigte sind geschockt, dass Traditionshäuser wie Allianz und Augsburger Allgemeinen.

    Kerner ist stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender von Manroland. Seiner Ansicht nach erinnert das Verhalten von MAN und Allianz an die Vorgehensweise von „Heuschrecken“. Mit dem Begriff hatte der einstige SPD-Chef Franz Müntefering das Verhalten von Investoren bezeichnet, die nur auf Rendite aus sind. Der Gewerkschafter Kerner sieht „den eigentlichen Skandal darin, dass wir überhaupt einen Investor brauchen, wo Manroland mit der Allianz und MAN zwei finanzstarke Anteilseigner hat“. Die Allianz-Tochter ACP hält rund 75 Prozent an dem Druckmaschinenhersteller. In Augsburg arbeiten etwa 2400 Menschen für Manroland.

    Die Suche nach einem Investor geht weiter

    Derweil geht die Suche nach einem Investor für den angeschlagenen Konzern weiter, nachdem das Unternehmen Capvis abgesprungen war. Die Schweizer Beteiligungsgesellschaft bestätigte am Wochenende Informationen unserer Zeitung, dass sie lange mit dem deutschen Druckmaschinenhersteller über einen Einstieg verhandelt hat.

    Das ist Manroland

    Die Ursprünge des Druckmaschinenbauers Manroland reichen bis in das Jahr 1845 zurück und sind eng mit Augsburg verbunden. Hier sitzt heute die Zentralverwaltung des Unternehmens.

    Am 5. Mai 1845 liefert die C. Reichenbach’sche Maschinenfabrik & Eisengiesserei in Augsburg, eine Vorgängerfirma des MAN-Konzerns, ihre erste Schnellpresse an die Augsburger Druckerei von Nikolaus Hartmann aus.

    In der heutigen Form entsteht Manroland am 1. Juli 1979 durch den Zusammenschluss der Roland Offsetmaschinenfabrik Faber & Schleicher AG in Offenbach mit dem Druckmaschinenbereich der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG (MAN). Nach der Wiedervereinigung kommt die frühere Plauener Maschinenbau AG (Plamag) hinzu.

    2006 gliedert die MAN AG ihren Druckmaschinenbereich aus und verkauft Anteile an die Alllianz AG, die von der ACP-Beteiligungsgesellschaft des Versicherungsriesen verwaltet werden.

    Im Boomjahr 2008 hat Manroland weltweit etwa 8600 Mitarbeiter. Doch die zunehmende Digitalisierung lässt den Druckmarkt schrumpfen. Es folgen immer wieder Kurzarbeit und Stellenstreichungen. Im November 2011 folgt dann das Aus. Manroland meldet Insolvenz an.

    Von der Pleite sind zu diesem Zeitpunkt noch etwa 6500 Beschäftigte betroffen, davon rund 2400 in Augsburg. Insolvenzverwalter Werner Schneider gelingt es, Teile des Unternehmens zu retten. Die Standorten in Offenbach und Plauen werden zerschlagen.

    In Augsburg steigt die Lübecker Possehl-Gruppe ein. Manroland Websystems, wie das Werk nun heißt, hat noch 1500 Mitarbeiter. Manroland schreibt nach eigenen Angaben wieder positive Zahlen. Doch der Markt ist nach wie vor schwierig.

    Anfang 2017 wird bekannt, dass Manroland 280 der bis dato noch verbliebenen 1070 Mitarbeiter am Standort Augsburg in eine Produktionsgesellschaft ausgliedern will. Zu gleichen Konditionen wie bisher. Die Gewerkschaft ist allerdings skeptisch.

    Wenn Manroland einen Investor findet, kann der Konzern wohl mit der Hilfe der Bayerischen Staatsregierung in Form von Bürgschaften rechnen. Wie Augsburgs Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU)  sagte, habe ihm Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer Entgegenkommen signalisiert.

    Das komplette Interview mit Jürgen Kerner finden Sie in der Montagsausgabe der Augsburger Allgemeinen.

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