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Augsburg: Manroland: Antrag auf Insolvenzverfahren gestellt

Augsburg

Manroland: Antrag auf Insolvenzverfahren gestellt

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    Der Druckmaschinenhersteller Manroland hat am Freitag  beim Amtsgericht Augsburg den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt.
    Der Druckmaschinenhersteller Manroland hat am Freitag beim Amtsgericht Augsburg den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Foto: dpa

    Das wurde unserer Zeitung vom Augsburger Amtsgericht bestätigt. Der Antrag sei zulässig. Damit sind zumindest vorerst alle Bemühungen gescheitert,  rasch einen Investor für das angeschlagene Unternehmen zu finden.

    Nach Informationen unserer Zeitung wurde Werner Schneider (Neu-Ulm/Augsburg) als vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt. Schneider ist in der Region wohlbekannt. Sein Name verbindet sich mit spektakulären Insolvenzverfahren wie Walter Bau, Böwe Systec und Trevira. Hier konnte er jeweils Lösungen finden und Tausende Arbeitsplätze erhalten.

    Zuletzt waren  bei Manroland noch Hoffnungen aufgekommen, dass ein Unternehmen aus der Schweiz in die Firma einsteigt. Der Investor sei jedoch abgesprungen, heißt es.

    Eine  Insolvenz bedeutet nicht das Aus für das Unternehmen. Die Suche nach einem neuen und vor allem kapitalkräftigen Anteilseigner wird sicher weitergehen. Somit besteht nach wie vor Hoffnung für die rund  6500 Beschäftigten der Firma.

    Allein rund 2400 Frauen und Männer arbeiten für den Augsburger Standort. Dort sitzt der Rollendruckbereich, in dem Maschinen für Zeitungsverlage produziert werden. Dieser Markt gestaltet sich immer problematischer. Abgesehen von stabilen Nachfrageländern wie Deutschland sind die Aufträge in für  Manroland zentralen Staaten wie den USA weggebrochen. Zudem schwächelt der chinesische Markt.

    Das ist Manroland

    Die Ursprünge des Druckmaschinenbauers Manroland reichen bis in das Jahr 1845 zurück und sind eng mit Augsburg verbunden. Hier sitzt heute die Zentralverwaltung des Unternehmens.

    Am 5. Mai 1845 liefert die C. Reichenbach’sche Maschinenfabrik & Eisengiesserei in Augsburg, eine Vorgängerfirma des MAN-Konzerns, ihre erste Schnellpresse an die Augsburger Druckerei von Nikolaus Hartmann aus.

    In der heutigen Form entsteht Manroland am 1. Juli 1979 durch den Zusammenschluss der Roland Offsetmaschinenfabrik Faber & Schleicher AG in Offenbach mit dem Druckmaschinenbereich der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG (MAN). Nach der Wiedervereinigung kommt die frühere Plauener Maschinenbau AG (Plamag) hinzu.

    2006 gliedert die MAN AG ihren Druckmaschinenbereich aus und verkauft Anteile an die Alllianz AG, die von der ACP-Beteiligungsgesellschaft des Versicherungsriesen verwaltet werden.

    Im Boomjahr 2008 hat Manroland weltweit etwa 8600 Mitarbeiter. Doch die zunehmende Digitalisierung lässt den Druckmarkt schrumpfen. Es folgen immer wieder Kurzarbeit und Stellenstreichungen. Im November 2011 folgt dann das Aus. Manroland meldet Insolvenz an.

    Von der Pleite sind zu diesem Zeitpunkt noch etwa 6500 Beschäftigte betroffen, davon rund 2400 in Augsburg. Insolvenzverwalter Werner Schneider gelingt es, Teile des Unternehmens zu retten. Die Standorten in Offenbach und Plauen werden zerschlagen.

    In Augsburg steigt die Lübecker Possehl-Gruppe ein. Manroland Websystems, wie das Werk nun heißt, hat noch 1500 Mitarbeiter. Manroland schreibt nach eigenen Angaben wieder positive Zahlen. Doch der Markt ist nach wie vor schwierig.

    Anfang 2017 wird bekannt, dass Manroland 280 der bis dato noch verbliebenen 1070 Mitarbeiter am Standort Augsburg in eine Produktionsgesellschaft ausgliedern will. Zu gleichen Konditionen wie bisher. Die Gewerkschaft ist allerdings skeptisch.

    Hinzu kommt eine strukturelle Krise. Der Wirtschaftszweig kämpft mit der Digitalisierung der Medien und damit dem Siegeszug des Internets. Aber auch im Bogenbereich, der in Offenbach zu Hause ist, gibt es Probleme. Hier arbeitet Manroland mit kleineren Kunden zusammen, die etwa Werbebroschüren drucken.

    Einige der Firmen bekämen von Banken nicht genügend Kapital für die Anschaffung neuer Maschinen, heißt es. Die drei führenden Unternehmen der Druckmaschinenindustrie kommen aus Deutschland. Hinter dem ebenfalls kriselnden Weltmarktführer Heidelberger Druckmaschinen AG rangieren Manroland und die Würzburger Firma Koenig & Bauer auf dem zweiten Platz.

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