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Augsburg: MAN-Chef Uwe Lauber: „Wir sind der Mister Diesel!“

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MAN-Chef Uwe Lauber: „Wir sind der Mister Diesel!“

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    Dr. Uwe Lauber, Vorstandsvorsitzender der MAN Diesel & Turbo SE Augsburg als Gast der Redaktion in der Augsburger Allgmeinen.
    Dr. Uwe Lauber, Vorstandsvorsitzender der MAN Diesel & Turbo SE Augsburg als Gast der Redaktion in der Augsburger Allgmeinen. Foto: Bernhard Weizenegger

    Uwe Lauber ist Frühaufsteher. Um 5.30 Uhr geht er oft schon durch die Fabrikhallen in Augsburg. „Gerade da habe ich das Gefühl, dass Rudolf Diesel noch manchmal durch die Hallen geistert.“ Dessen Name trägt das Unternehmen, das Lauber seit einem halben Jahr leitet: MAN Diesel & Turbo. Im Gespräch mit Bürgern in

    MAN-Chef Lauber will Standort Augsburg sichern

    Das 175-jährige Bestehen, das MAN Diesel & Turbo am Standort Augsburg in diesem Jahr feiert, gibt Lauber dazu Gelegenheit. Dem 48-Jährigen, der einen Großteil seiner Woche bei den Kunden rund um den Globus verbringt, ist eine enge Verbindung zu der Stadt, in der die Firmenzentrale steht, wichtig. Schließlich hat er sich zum Ziel gesetzt, dass die Arbeitsplätze der knapp 4000 Menschen mitten in Augsburg sicher bleiben.

    Dafür müssen zum einen die Rahmenbedingungen für die Produktion von so gewaltigen Maschinen mit einer Länge von bis zu 13 Metern und einem maximalen Gewicht von etwa 300 Tonnen stimmen, von denen 150 bis 200 Stück im Jahr das Werk an der Sebastian- und Stadtbachstraße verlassen. Zum anderen hängt die Zukunft des Produktionsstandortes vom Know-how der Mitarbeiter ab. Doch einen Fachkräftemangel spürt Lauber noch nicht. Man baue aber auch vor, indem MAN selbst ausbildet.

    So ist es nicht der Mangel an Ingenieuren, der dem Maschinenbauer und Wirtschaftsingenieur Sorge bereitet. Vielmehr agiert MAN Diesel & Turbo in einem wirtschaftlich schwierigen Marktumfeld, das von starken Schwankungen geprägt wird. Die Frage nach der aktuellen Lage beantwortet Lauber denn auch damit: „Die wirtschaftliche Situation ist durchwachsen.“

    Die Hälfte des Welthandels zu Wasser wird mit MAN-Motoren bewegt

    Doch MAN Diesel & Turbo steht auf drei Beinen: Da sind zum einen die Motoren für Schiffe zu nennen – sowohl für etwa 120000 PS-starke Containerriesen als auch für einkaufscentergroße Kreuzfahrtschiffe. Die Konkurrenz ist zwar groß – dennoch werde die Hälfte des Welthandels zu Wasser mit MAN-Motoren bewegt. Mit diesem Geschäftsfeld zeigt sich Lauber im Gespräch mit unserer Zeitung zufrieden.

    Schwieriger gestaltet sich schon der Bereich mit Turbomaschinen, die beispielsweise in Raffinerien, aber auch beim Gastransport in Pipelines zum Einsatz kommen. MAN Diesel & Turbo bekommt den niedrigen Ölpreis zu spüren. Denn er führe dazu, dass die großen Ölförderfirmen nicht investieren. Das Energiegeschäft auf hoher See, also der Offshore-Bereich, sei schon fast zum Erliegen gekommen.

    Aber auch die Kraftwerkssparte könnte besser laufen: Zwar fertigt MAN Motoren für die dezentrale Energieversorgung, „doch die Unsicherheit im Markt ist groß. Oft bekommen unsere Kunden einfach nicht das Geld“. Pakistan und Indonesien sind für diesen Bereich wichtige Zukunftsmärkte. Doch auch in Deutschland könnten die Augsburger aktiv werden, aber die Politik schaffe hier einfach keine zuverlässigen Rahmenbedingungen für Investitionen. Für die Mitarbeiter von MAN Diesel & Turbo bedeuten diese Marktschwankungen vor allem, dass sie flexibel einsetzbar sein müssen und nach Möglichkeit in allen drei Geschäftsbereichen ihr Wissen und Können einbringen.

    Vor allem aber müssen die Augsburger technologisch führend bleiben, betont Lauber. Die Motoren müssen noch effizienter sein und immer weniger Emissionen ausstoßen. „Vor allem müssen wir mehr Gasmotoren verkaufen“, sagt Lauber. Gasmotoren liegen im Trend, ihnen gehöre die Zukunft. Um beim Punkt technische Innovation weltweit die Nase vorne zu behalten, bedarf es Investitionen. Und die kommen vom Mutterkonzern, von Volkswagen.

    Welche Rolle spielt VW?

    Das ist die MAN Gruppe

    Die MAN Gruppe ist nach eigenen Angaben eines der führenden Nutzfahrzeug-, Motoren- und Maschinenbauunternehmen Europas.

    MAN beschäftigt rund 52.500 Mitarbeiter in 120 Ländern (Stand: 2011).

    MAN Truck & Bus als größter Unternehmensbereich beschäftigt rund 34.000 Mitarbeiter.

    Bei MAN Diesel & Turbo arbeiten knapp 14.000 Menschen. Das Unternehmen - mit einem Standort in Augsburg - ist nach eigenen Angaben weltweit führend bei großen Schiffsdieseln und Stationärmotoren.

    Die Firma Renk in Augsburg ist eine Mehrheitsbeteiligung der MAN Gruppe. Renk produziert Spezialgetriebe und Komponenten der Antriebstechnik. Hier arbeiten rund 2000 Menschen.

    Der Umsatz der MAN Gruppe beträgt rund 16,5 Milliarden Euro im Jahr.

    Ihre Zentrale hat die MAN SE in München.

    Die Wurzeln der MAN Gruppe reichen bis ins Jahr 1758 zurück.

    Rudolf Diesel baute 1897 den ersten funktionstüchtigen Dieselmotor bei der damaligen Maschinenfabrik Augsburg AG.

    1898 wurde die Maschinenfabrik Augsburg AG mit der Maschinenbau-AG Nürnberg zur Vereinigten Maschinenfabrik Augsburg und Maschinenbaugesellschaft Nürnberg A.G. verschmolzen.

    In ihrer heutigen Form als Vertragskonzern existiert MAN seit 1986. Damals wurde auch die Zentrale nach München verlegt.

    Doch wie passt ein Bauer von Schiffsmotoren und Turbomaschinen überhaupt in einen Autokonzern? Wird VW langfristig die Augsburger – und damit auch den höchst erfolgreichen Getriebehersteller Renk – verkaufen oder an die Börse bringen? Fragen, die seit dem Frühjahr, seit Berichte über einen Umbau des MAN-Konzerns die Runde machten, gestellt werden. Doch das Wort „Zerschlagung“ hört Lauber nicht gerne. Er hält es für „Humbug“. Und er sieht sein Unternehmen im großen VW-Reich bestens aufgehoben. VW-Chef Martin Winterkorn habe erst vor wenigen Tagen auf einer Betriebsversammlung ein klares Bekenntnis zum Augsburger Standort abgegeben (wir berichteten) und den Worten auch Taten folgen lassen: 27 bis 30 Millionen Euro werden in den Prüfstand am Augsburger Werk investiert. Investitionen, die gerade die Qualität der Produkte stärken.

    Auch sieht Lauber seine Geschäftsfelder durchaus gut aufgestellt bei einem Autobauer: „Im Grundsatz ist es ein Dieselmotor. Nur, dass wir eben viel größere Motoren bauen.“ Lauber schätzt den Austausch mit den Autobauern. Es gebe auch Arbeitskreise, in denen man gegenseitig voneinander profitiere. Vor allem aber macht Volkswagen das, was MAN Diesel & Turbo nach Einschätzung von Lauber noch stärker tun muss: „Wir müssen standardisieren. Auch bei uns muss das Baukastenmodell vermehrt Einzug halten.“ Das heißt, dass möglichst viele Teile in allen Motoren eingebaut werden – so wie das bei VW bereits der Fall ist.

    Das schließt aber nicht aus, dass bei MAN Diesel & Turbo auch weiterhin die speziellen Kundenwünsche im Vordergrund stehen. „Denn warum kauft ein Kunde bei uns? Er kauft, weil er qualitativ hochwertige, weil er innovative Produkte will.“ Maschinenbau made in Germany habe nach wie vor Gewicht, gerade auch in Asien, einem der wichtigsten Absatzmärkte von MAN. „Und wir sind der Mister Diesel“, betont Lauber. Ein traditionsreicher Name, der für Qualität steht und mit dem Lauber bei den Kunden im Ausland punkten kann. Kein Wunder, dass der Vorstandschef manchmal den Geist von Rudolf Diesel in den Fabrikhallen spürt, ist die Idee des genialen Erfinders doch untrennbar mit dem Erfolg von MAN verbunden. Und vielleicht war Diesel ja auch Frühaufsteher?

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