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Augsburg: MAN-Chef Samuelsson trat überraschend zurück

Augsburg

MAN-Chef Samuelsson trat überraschend zurück

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    Håkan Samuelsson.
    Håkan Samuelsson.

    Am 19. Mai 2006 befand sich Håkan Samuelsson auf dem Höhepunkt seiner Macht. Die Aktionäre feierten den Chef des MAN-Konzerns an dem Tag in München.

    Die Rechtsanwältin Daniela Bergdolt, eine sonst äußerst pingelige Vertreterin der Interessen von Anteilseignern, geriet ins Schwärmen. Sie erblickte in dem schwedischen Lenker des Münchner Nutzfahrzeuge- und Maschinenbau-Konzerns einen Prinzen, der das Dornröschen "MAN" endlich wachgeküsst und den Börsenkurs gesteigert hat.

    Samuelsson quittierte die ihm als Manager und Mann schmeichelnde Bemerkung nur mit einem kurzen Lächeln. Intensivere Gefühlsregung gestattet sich der gut Deutsch sprechende Schwede in der Öffentlichkeit kaum. Er bewahrte in der Stunde seines Triumphs, als ihn die Aktionärsschützerin umgarnte ("Danke für die hervorragende Arbeit"), Haltung. Von Journalisten ließ er sich nicht provozieren, quittierte ihre bohrenden Fragen nur mit trockenem Humor. Wir wissen nicht, ob Samuelsson am gestrigen Tag - dem beruflich schwersten seines Lebens - zumindest nach außen hin ruhig geblieben ist. Vieles spricht aber dafür, dass sich der Manager zusammenriss, als er sein Amt als MAN-Chef aufgab. Der 58-Jährige habe damit die politische Verantwortung für die Schmiergeld-Affäre bei der Firma übernommen, heißt es aus gut unterrichteten Kreisen. Der Konzern nannte keine Details.

    Samuelsson wird zur tragischen Figur, ist es ihm doch nicht gelungen, die in der Branche üblichen Schmiergeldbräuche in dem Unternehmen abzustellen. MAN-Verhaltens-Richtlinien aus dem November 2005, die seine Unterschrift tragen, untersagen den Beschäftigten, sich Vorteile bei Geschäftsabschlüssen zu erschleichen. Dort heißt es: "Zuwendungen aller Art durch Mitarbeiter der MAN-Gruppe an Amtsträger oder Mitarbeiter anderer Unternehmen mit dem Ziel, Aufträge oder unbillige Vorteile für MAN oder andere Personen zu erhalten, sind nicht erlaubt."

    Letztlich musste der Manager nicht nur wegen der Schmiergeld-Affäre gehen. Wer seinen Werdegang als MAN-Chef von 2005 an verfolgt hat, entdeckt eher in dem gescheiterten Versuch, den schwedischen Konkurrenten Scania zu übernehmen, den Wendepunkt in der Karriere Samuelssons. Hier offenbart sich eine weitere wichtige Charaktereigenschaft des Mannes: Positiv könnte man von Beharrlichkeit sprechen, es negativer Sturheit nennen. Der "sture Elch", wie ihn manche nennen, wollte nicht vom Wagnis ablassen, seinen früheren Arbeitgeber

    Samuelsson legte sich ausgerechnet mit Volkswagen-Zampano Ferdinand Piëch an, der ebenfalls auf Scania abfährt. Der Österreicher gewann das Spiel und sitzt längst auch bei MAN am Lenkrad, weil Volkswagen Großaktionär des Konzerns wurde. Samuelsson hat die Schmach, das Spiel seines Lebens verloren zu haben, erstaunlich lange tapfer ertragen. Hier zeigt sich wiederum, über welches Durchhaltevermögen er verfügt. So sehr der Manager, was Scania betrifft, abhob, blieb er sonst am Boden. Samuelsson ging schon mal in der Kantine essen und fühlte sich unter Mitarbeitern im Großraumbüro wohl, auch das ist typisch skandinavisch.

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