Der Roboter- und Anlagenhersteller Kuka hat große Pläne. Eben erst hat Konzern-Chef Till Reuter berichten können, dass das neue Werk in der chinesischen Metropole Shanghai eröffnet und die Produktion aufgenommen hat, da kann er bereits den nächsten Expansionsschritt verkünden: Gestern Nachmittag teilte das börsennotierte Augsburger Unternehmen mit, die Mehrheit an dem unterfränkischen Anlagenbauer Reis erwerben zu wollen. Zwei bayerische Roboterbauer schließen damit eine Ehe.
Kernstück der Unternehmensgruppe ist die Reis GmbH & Co. KG Maschinenfabrik mit Sitz in Obernburg bei Aschaffenburg. Das Unternehmen stellt ebenfalls Industrieroboter her, die beim Schweißen, Schneiden, in der Laserbearbeitung, in Gießereien oder der Produktion von Kunststoffteilen zum Einsatz kommen. Kürzlich präsentierte Reis eine in Obernburg entwickelte Anlage, mit der Batteriemodule hergestellt werden können. Batterien gewinnen durch die Energiewende und die Elektromobilität zunehmend an Bedeutung. Lange Jahre hatte Reis als Produzent von Fertigungsstraßen für Solar-Module Erfolg. Durch den Einbruch im Bereich der Photovoltaik musste Reis aber umsteuern.
Reis beschäftigt in Obernburg rund 850 Mitarbeiter. Das zweitgrößte Werk liegt in der chinesischen Stadt Kunshan. Insgesamt ist das Unternehmen an 20 Standorten weltweit vertreten. Die rund 1300 Mitarbeiter erwirtschaften einen Umsatz von etwa 130 Millionen Euro. Kuka ist deutlich größer: Der Hersteller von Robotern für die Autoindustrie erzielte Ende 2012 mit rund 7200 Mitarbeitern rund 1,7 Milliarden Euro Umsatz.
KUKA - Hightech aus der RegionDie gestern unterzeichnete Absichtserklärung über den Einstieg bei der Reis-Unternehmensgruppe sieht vor, dass sich Kuka mit 51 Prozent an Reis beteiligt, hieß es. Kuka könne darüber hinaus weitere Anteile erwerben. Reis ist ein Familienunternehmen. Die Familie Reis – bisher alleiniger Eigentümer – werde künftig 49 Prozent der Anteile halten.
Kuka-Chef Reuter erhofft sich durch den Einstieg mehrere Vorteile. „Reis passt hervorragend zur langfristigen Strategie von Kuka“, sagte er. Gemeinsam wolle man weitere Bereiche der Industrie durchdringen und die Präsenz in China ausbauen. Zur Auswirkung auf die Arbeitsplätze an beiden Standorten machte Kuka gestern keine Angaben. Das Vorhaben stehe unter dem Vorbehalt der kartellrechtlichen Genehmigung, hieß es zudem.
Berichte, dass sich die Reis-Maschinenfabrik in einer wirtschaftlichen Notlage befinde, hat die Reis-Geschäftsführung Ende September in einem Interview mit dem Main Echo zurückgewiesen: „Durch den Zusammenbruch der Photovoltaik war es erforderlich, eine Umstrukturierung in die Wege zu leiten“, sagte Reis-Geschäftsführer Eberhard Kroth damals. „Die hierfür notwendigen Investitionen in neue Technologien und neue Märkte haben wir aus dem vorhandenen Eigenkapital und innerhalb der vorhandenen Kreditlinien bestritten. Unsere Lage ist stabil“, erklärte er.