Im August hatte sich Kuka-Chef Peter Mohnen schon einmal in einer Video-Botschaft an die Beschäftigten gewandt. Dabei schloss er einen weiteren Personalabbau in Augsburg nicht aus. Seit Dienstag ist klar: Der Roboter- und Anlagenbauer wird erneut Stellen streichen.
Der Konzern-Chef sprach in einem erneuten Video-Beitrag, von dem unsere Redaktion Kenntnis hat, von bis zu 270 Arbeitsplätzen, die 2021 am Hauptstandort in Augsburg wegfallen könnten. Bislang ist aber unklar, ob wirklich so viele Stellen gestrichen werden. Es handelt sich aktuell um Planungen. Noch hat die Arbeitgeber- mit der Arbeitnehmerseite nicht die Details der Auswirkungen eines solchen Restrukturierungsprogramms ausgehandelt. Am 9. Dezember soll zunächst bei Kuka eine virtuelle Betriebsversammlung zu dem Thema stattfinden.
Kuka: Robotersparte ist besonders betroffen
Nach Informationen unserer Redaktion steht aber bereits fest, dass die Robotersparte, die für etwa 70 Prozent der noch rund 3500 Stellen in Augsburg steht, überproportional von den Personaleinschnitten betroffen sein wird. Damit steuert Kuka wiederum – zumindest jobmäßig – auf das Jahr 2015 zu, als etwa 3200 Frauen und Männer in Augsburg für den Konzern tätig waren. Mohnen begründete die nun bevorstehende Verringerung der Zahl der Arbeitsplätze „mit der weiter angespannten wirtschaftlichen Lage“. Und er kündigte an: „Unser gesamtes Geschäftsjahr wird stark rote Zahlen haben.“
Der Manager räumte ein, Kuka habe zuletzt kleinere Standorte in Stuttgart, Tschechien, in den Niederlanden und in den USA geschlossen. Auch in Frankreich sei die Zahl der dortigen Arbeitsplätze im Luftfahrtbereich reduziert worden. Gegenüber den betroffenen Beschäftigten in Augsburg warb Mohnen um Verständnis: „Wir können nicht in der gleichen Struktur weitermachen, wenn uns eine halbe Milliarde Euro an Aufträgen im Vergleich zum Vorjahr wegfällt.“ Deshalb habe sich das Management für „einen kontrollierten Stellenabbau“ entschieden.
Stellenstreichungen: Kuka-Chef wollte keinen Rundumschlag
Mohnen, der in dem Video sichtlich bewegt wirkt, ist wichtig, dass es bei Kuka „keinen Rundumschlag“ wie in den vergangenen Monaten bei anderen Unternehmen gebe. Er spricht von Personalanpassungen „mit Augenmaß“ und sagt: „Wir werden nicht mit dem Hammer, sondern behutsam vorgehen.“ Aber sparen allein helfe nun nicht mehr.
Dabei zeigte sich der Konzern-Chef erleichtert, dass die Geschäftsführung eng mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft IG Metall zusammenarbeite. Daher kommen in dem Video auch Arbeitnehmervertreter zu Wort. Der Betriebsratsvorsitzende Armin Kolb, dem es mit seinem Team gelungen ist, den schon bisher erfolgten Stellenabbau sozial verträglich, also ohne Kündigungen, zu gestalten, sagte: „Jetzt ist die Katze aus dem Sack.“ Er sprach vom vierten Personalabbau in vier Jahren am Standort Augsburg.
Dabei sei Kuka nicht richtig weit weg von einem Rundumschlag, wenn man den Automatisierungsspezialisten mit anderen Firmen vergleiche. Kolb forderte auch dieses Mal einen Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen. Die Verhandlungen werden zeigen, ob es allein mit freiwilligen Maßnahmen wie Altersteilzeit oder Abfindungen möglich ist, bis zu 270 Stellen zu streichen, zumal schon in den vergangenen Jahren viele Mitarbeiter bereit waren, etwa über Altersteilzeit das Unternehmen zu verlassen. Dabei warnte der Betriebsratsvorsitzende, unter dem Deckmantel von Corona Beschäftigte abzubauen, deren Arbeit dann durch externe Dienstleister ausgeführt werde.
Kuka-Mitarbeiter erhalten Sonderzahlung
Augsburgs IG-Metall-Chef Michael Leppek wirkte wie Mohnen emotional bewegt: „Die angekündigten Abbauzahlen machen mich betroffen. Das schmerzt mich.“ In den Jahren 2015 und 2016 hätte keiner gedacht, dass bei Kuka einmal über das Streichen von Personal diskutiert werde. Doch die Situation sei ernst. Dabei warnte der Gewerkschafter davor, die Entscheidung des Kuka-Managements damit „in einen Topf zu werfen, welchen Hauptaktionär wir haben.“ Bekanntlich ist der chinesische Haushaltsgeräte-Konzern Midea mit 94,6 Prozent an Kuka beteiligt. Dabei haben die Verantwortlichen der schwäbischen Firma immer wieder darauf gepocht, unabhängig vom Großaktionär Beschlüsse zu fassen.
Immerhin gibt es eine positive Nachricht für die Kuka-Mitarbeiter: Sie bekommen die im Tarifvertrag vorgesehene Sonderzahlung von 376 Euro brutto für dieses Jahr jetzt doch. Angesichts der prekären wirtschaftlichen Lage wäre es möglich gewesen, den Betrag nicht auszuschütten. Mohnen will sich damit aber „für das enorme Engagement der Beschäftigten bedanken“.
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