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Augsburg: Kuka gehört jetzt fast komplett den Chinesen

Augsburg

Kuka gehört jetzt fast komplett den Chinesen

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    Midea aus China hat fast komplett den Roboterbauer Kuka übernommen.
    Midea aus China hat fast komplett den Roboterbauer Kuka übernommen. Foto: Julian Stratenschulte (dpa)

    Das Angebot des chinesischen Haushaltsgerätekonzerns Midea war einfach zu verlockend. Wer 115 Euro für seine Kuka-Aktie bekommt, aber etwa am 25. August 2015 Papiere des Augsburger Roboterbauers für 64,20 Euro erworben hat, hat meist zugegriffen. Auch Anleger, die später eingestiegen sind, machen einen guten Schnitt.

    Zu Börsenbeginn am Montag notierte die Kuka-Aktie bei knapp 106 Euro, um zunächst auf 106,75 Euro zu steigen. Und so verwundert es nicht, dass inzwischen 94,55 Prozent der Papiere der bayerischen Technologieperle den Asiaten zum Kauf angedient wurden. Nach der jetzt abgeschlossenen Auszählung sind das 37 605 732 Kuka-Aktien. Nun können im Rahmen des Übernahmeangebotes keine zusätzlichen Papiere des schwäbischen Unternehmens mehr Midea angeboten werden. Damit haben die Chinesen einen großen Erfolg erzielt.

    Chinesische Unternehmen kaufen sich in Firmen in Deutschland ein

    Chinesische Unternehmen kaufen sich seit einigen Jahren in Firmen in Deutschland ein. Beispiele:

    EEW ENERGY: Die chinesische Holding Beijing Enterprises gibt Anfang Februar bekannt, den Spezialisten in der Müllverbrennung EEW Energy from Waste aus Helmstedt für rund 1,44 Milliarden Euro zu übernehmen.

    KRAUSSMAFFEI: Der Spezialmaschinenbauer wurde im Januar von ChemChina, dem größten Chemiekonzern Chinas, für 925 Millionen Euro gekauft. ChemChina kam unlängst erneut in die Schlagzeilen - mit einem 43-Milliarden-Dollar-Angebot für den Schweizer Agrarchemie-Anbieter Syngenta.

    KOKI TECHNIK TRANSMISSION SYSTEMS: Das chinesische Unternehmen Avic Electromechanical Systems übernimmt 2014 den sächsischen Autozulieferer. Ein Kaufpreis wird nicht genannt.

    HILITE: Avic übernimmt 2014 für 473 Millionen Euro den deutschen Autozulieferer.

    TAILORED BLANKS: Der Industriekonzern Thyssenkrupp schließt 2013 den Verkauf seiner Tochter an den chinesischen Stahlkonzern Wuhan Iron and Steel ab. Zum Preis machen beide Seiten keine Angaben.

    KION: 2012 steigt der chinesische Nutzfahrzeugproduzent Weichai Power beim Gabelstaplerhersteller Kion ein. Die Chinesen kaufen zunächst für 467 Millionen Euro 25 Prozent an Kion und steigern 2015 ihren Anteil auf 38,25 Prozent. Außerdem erhält der Investor für 271 Millionen Euro eine Mehrheitsbeteiligung von 70 Prozent an der Hydrauliksparte Kions.

    KION: 2012 steigt der chinesische Nutzfahrzeugproduzent Weichai Power beim Gabelstaplerhersteller Kion ein. Die Chinesen kaufen zunächst für 467 Millionen Euro 25 Prozent an Kion und steigern 2015 ihren Anteil auf 38,25 Prozent. Außerdem erhält der Investor für 271 Millionen Euro eine Mehrheitsbeteiligung von 70 Prozent an der Hydrauliksparte Kions.

    KIEKERT: Der Weltmarktführer für Pkw-Schließsysteme, Kiekert, ging 2012 in chinesische Hände. Der Hersteller aus Heiligenhaus bei Düsseldorf wurde vom börsennotierten chinesischen Automobilzulieferer Lingyun übernommen.

    Ursprünglich strebten sie nur mehr als 30 Prozent der Anteile an dem deutschen Konzern an. Als die Chinesen ihr Übernahmeangebot öffentlich machten, waren sie bereits im Besitz von 13,51 Prozent an Kuka. Schon mit mehr als 25 Prozent besitzt ein Investor die Sperrminorität an einer Aktiengesellschaft. Ohne ihn geht also bei wichtigen Entscheidungen nichts mehr. Ehe Midea das Rennen um die Vorherrschaft bei dem deutschen Anbieter gemacht hat, verfügte Kuka mit den beiden Maschinenbau-Unternehmen Voith (Heidenheim, Baden-Württemberg) und zuvor Grenzebach (Hamlar bei Donauwörth) über zwei solcher Ankeraktionäre, die jeweils im Besitz von 25,1 Prozent der Aktien der Automatisierungsfirma waren.

    Die Kuka-Übernahme vollzog sich in zwei Verkaufsrunden. Hier hatten die von ihren Banken angeschriebenen Aktionäre die Chance, den Chinesen ihre Papiere anzudienen. Schon nach der ersten Welle konnten sich die Midea-Verantwortlichen 85,69 Prozent sichern und waren damit im Besitz der nach deutschem Aktienrecht sehr wichtigen Dreiviertelmehrheit. Diese räumt dem bestimmenden Eigentümer einer AG weitreichende Rechte, also mehr Macht ein. Nach dem Ende der ersten Verkaufsrunde war bereits spekuliert worden, dass die Chinesen locker über 90 Prozent kommen könnten.

    Kuka bleibt weiter an der Börse

    Doch noch ist der Deal nicht abgeschlossen. Kuka-Aktionäre, die sich bereit erklärt haben, ihre Papiere zu verkaufen, bekommen ihr Geld erst gutgeschrieben, wenn das „Closing“ vorliegt. Beendet ist die Übernahme, wenn wichtige Behörden und Kartellämter dem Geschäft zustimmen. Das kann sich bis März 2017 hinziehen. Kuka bleibt auf alle Fälle weiter an der Börse, das haben die Midea-Manager dem bayerischen Unternehmen in einem umfangreichen Vertrag zugesichert. Das Abkommen hat eine für solche Fälle ungewöhnlich lange Laufzeit von siebeneinhalb Jahren. So wurde auch der Erhalt von Standorten und Arbeitsplätzen garantiert.

    Spannend wird, wie die Chinesen mit ihrer Aktien-Dominanz bei Kuka umgehen. In der Vergangenheit war immer wieder spekuliert worden, sie wären bereit, sich mit einem geringeren Anteil von vielleicht 50+x zufrieden zu geben. So könnte sich ein zweiter, wenn auch kleinerer Kuka-Anteilseigner herausbilden. Dazu müsste Midea-Chef Paul Fang aber willens sein, entweder Papiere zu verkaufen oder einer Kapitalerhöhung zuzustimmen. Im letzteren Fall könnten etwa neue Aktien ausgegeben werden. Beide Varianten waren von Kuka-Chef Till Reuter angedeutet worden. Denn nach wie vor gibt es unter Investoren ein großes Interesse, sich an dem Roboterbauer, auch wenn er von einem chinesischen Machtblock dominiert wird, zu beteiligen.

    Der Kuka-Krimi ist also noch nicht beendet. Nun liegt der Ball bei den siegreichen chinesischen Angreifern, die bisher für ihre Geschäfte mit Haushaltselektronik-Produkten wie Waschmaschinen und Ventilatoren bekannt sind.

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