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Augsburg: Kuka baut noch mal Arbeitsplätze ab: Mitarbeiter müssen zittern

Augsburg

Kuka baut noch mal Arbeitsplätze ab: Mitarbeiter müssen zittern

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    Kuka spürt vor allem die Krise in der Autoindustrie. Der Augsburger Roboter- und Anlagenbauer ließ mit drei Gewinnwarnungen aufhorchen. Und immer wieder werden Arbeitsplätze abgebaut.
    Kuka spürt vor allem die Krise in der Autoindustrie. Der Augsburger Roboter- und Anlagenbauer ließ mit drei Gewinnwarnungen aufhorchen. Und immer wieder werden Arbeitsplätze abgebaut. Foto: Ulrich Wagner

    Nichts wünschen sich die Beschäftigten der Augsburger Kuka AG mehr als Ruhe. Doch das ist ihnen seit langem nicht vergönnt und dürfte noch eine Weile so bleiben. In dem Unternehmen herrscht Verunsicherung, wie Mitarbeiter im Gespräch offen eingestehen. Bekannt ist, dass der Konzern in Augsburg rund 350 Arbeitsplätze streicht. Bisher hieß es, die Hälfte der Jobs sei weggefallen. Nach Recherchen unserer Redaktion konnte das Unternehmen inzwischen gut zwei Drittel der Stellen abbauen. Betriebsratsvorsitzender Armin Kolb wie das Unternehmen bestätigten das am Freitag.

    Kolb legte Wert darauf, dass es bisher – wie geplant – gelungen sei, den Arbeitsplatzabbau sozial verträglich zu gestalten. Es gab demnach keine betriebsbedingten Kündigungen durch das von Kuka-Chef Peter Mohnen verkündete Effizienzprogramm. Betroffene Mitarbeiter sind etwa durch Altersteilzeitregelungen ausgeschieden oder suchen sich nach einer Abfindung einen anderen Job.

    Damit hat sich die Zahl der Beschäftigten in Augsburg von einst mehr als 4000 vor den Abbauprogrammen auf nunmehr etwa 3700 spürbar verringert. Dabei wird es nicht bleiben, wie unsere Redaktion erfahren hat. Denn Arbeitnehmervertreter Kolb räumte wiederum auf Nachfrage ein, dass die Arbeitgeberseite nun einen Teil des Betriebs der Kuka Deutschland GmbH von Augsburg in den deutlich kleineren Konzern-Standort in Obernburg am Main, der im unterfränkischen Kreis Miltenberg liegt, verlagern werde. Der auch dort angesiedelte Kuka-Bereich ist für automatisierte Fertigungslösungen wie Zellen und Sondermaschinen zuständig.

    Eine Sparte soll nach Obernburg in Franken verlagert werden

    In Obernburg arbeiten rund 540 Frauen und Männer für Kuka. In die Fabrik sollen Teile einer noch in Augsburg angesiedelten Sparte wandern, in der auch Sondermaschinen und Zellen hergestellt werden, in denen Roboter für den Menschen sicher arbeiten können.

    Doch noch muss zwischen Unternehmen und Betriebsrat verhandelt werden, wie diese Verlagerung ausfällt. Daher ist bislang unklar, wie viele Arbeitsplätze verloren gehen. Nach Einschätzung von Kolb arbeiten in dem betroffenen Bereich in Augsburg rund 270 Beschäftigte.

    Der Konzern selbst räumte am Freitag ein, dass es ein Restrukturierungskonzept gebe. Klaus König, Vorsitzender der Geschäftsführung von Kuka Robotics, sagte unserer Redaktion zu den anstehenden Veränderungen: „Diese sind einerseits aufgrund der Marktentwicklung erforderlich, gleichzeitig aber auch unumgänglich, um unser Geschäftsmodell im Projektgeschäft tragfähig für die Zukunft zu machen.“ Kuka zeigte sich nicht zufrieden mit dem Sondermaschinen- und Zellengeschäft. König nannte indes keine Details und verwies auf die anstehenden Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern.

    Auf alle Fälle steht ein weiterer Stellenabbau am Kuka-Hauptstandort bevor. Der frühere Konzern-Chef Till Reuter hatte ja schon die Zahl der Arbeitsplätze in Augsburg vor dem jetzigen Sparprogramm um etwa 250 verringert. Der Roboter- und Anlagenbauer bekam als wichtiger Zulieferer früh die Krise der Autoindustrie zu spüren.

    Hinter den Kulissen ist zu erfahren, dass auch am Standort Obernburg Umstrukturierungen anstehen, die erneut Arbeitsplätze bei Kuka kosten werden. Nach Informationen aus gut unterrichten Kreisen fallen demnach in dem fränkischen Werk wie in Augsburg Stellen weg. Kolb, Vorsitzender des Augsburger- und des Konzernbetriebsrates, sagte dazu: „Ich kämpfe um jeden Arbeitsplatz wie die Löwenmutter um ihr Kind.“

    Betriebsratschef Kolb: „Ich kämpfe um jeden Arbeitsplatz“ 

    Dass sowohl in Augsburg wie in Obernburg Restrukturierungsmaßnahmen anstehen, führen Insider auf „Managementfehler in der Vergangenheit“ zurück. Kolb sprach von „Fällen schweren Versagens der Unternehmensführung“. Gerade der durch Kuka von Reis Robotics übernommene Standort in Obernburg sei zu spät und „eher gar nicht“ integriert worden. Und die Zellenfertigung in Augsburg hätte früher marktfähiger gestaltet werden müssen. Kolb stellte klar: „Das war sicher nicht die Aufgabe von unseren Mitarbeitern.“

    Für die vom Stellenabbau betroffenen Beschäftigten wird es nun nach Ansicht des Betriebsratsvorsitzenden „schwer, aber nicht unmöglich, alternative Beschäftigungsmöglichkeiten im Unternehmen zu finden“. Schließlich dürfte es den meisten Mitarbeitern kaum zu vermitteln sein, von Augsburg nach Obernburg umzuziehen. Kolb zeigte sich überzeugt: „Das alles führt definitiv zu einer weiteren Personalverringerung bei Kuka.“

    Drei Gewinnwarnungen seit Oktober 2018

    Der börsennotierte Roboterbauer hatte zuletzt eine Gewinnwarnung veröffentlicht – schon die dritte seit Oktober 2018, also innerhalb eines Jahres. Der Maschinenbauer rechnet mit einem schlechteren Geschäftsverlauf als ursprünglich gedacht. Kuka leidet also deutlich unter der konjunkturellen Eintrübung. Dass nun schon wieder Arbeitsplätze wegfallen, verstehen viele Mitarbeiter nicht. Schließlich hatten die chinesischen Kuka-Eigentümer in einer Investorenvereinbarung eine Standort- und Beschäftigungsgarantie abgegeben.

    Doch das Unternehmen argumentiert immer wieder, dass die Großaktionäre des Haushaltsgeräte-Konzerns Midea keinen Einfluss auf die aktuellen Umbau- und Personalabbaupläne nehmen und sich an die Vereinbarungen halten würden. Die Entscheidungen habe allein das deutsche Management gefällt. Diese Argumentation ist für viele aber schwer nachvollziehbar.

    Lesen Sie dazu auch: Roboterhersteller Kuka korrigiert Gewinnprognose nach unten

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