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Augsburg: Kuka, SGL und Co.: Warum Chinesen nach deutschen Konzernen greifen

Augsburg

Kuka, SGL und Co.: Warum Chinesen nach deutschen Konzernen greifen

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    Auch an Kuka haben chinesische Investoren Interesse.
    Auch an Kuka haben chinesische Investoren Interesse. Foto: Julian Stratenschulte (dpa)

    Es geht Schlag auf Schlag: Ein chinesisches Unternehmen hat den Halbleiter-Ausrüster Aixtron im Blick, ein anderes will den Augsburger Roboterbauer Kuka übernehmen, und nun gibt es aus dem Reich der Mitte angeblich Interesse am Kohlenstoffspezialisten SGL, der ein Werk in Meitingen (Landkreis Augsburg) hat. Die Führung in Peking nehme vor allem die Digitalisierung und Automatisierung der Industrie ins Visier, erklärt Mikko Huontari vom Berliner China-Institut Merics und verweist auf die chinesische Strategie "Made in

    Da passen Unternehmen wie Kuka oder Aixtron hervorragend ins Konzept. "Es ist wichtig für chinesische Unternehmen, internationale Akquisen zu tätigen und Technologie zu erwerben, um im Wettbewerb zu bestehen", sagt Huontari. Produkte "Made in Germany" rücken verstärkt in den Fokus.

    Experte: Geld ist in China vorhanden

    "China hat Deutschland seit jeher als Schwerpunktland gesehen für zukunftsweisende Technologien, gerade im Maschinenbau und in der Autozulieferindustrie", meint Boris Schilmar, Experte für deutsch-chinesische Unternehmenstransaktionen bei der Kanzlei Simmons & Simmons. Dass gerade jetzt auffallend häufig chinesische Konzerne nach deutschen Unternehmen greifen, hat seiner Ansicht nach auch mit den jüngsten Turbulenzen an den Börsen in Shanghai und Shenzhen sowie dem langsameren Wirtschaftswachstum zu tun. "Geld ist vorhanden in China, das muss investiert werden." Schließlich drohe, so sagt auch Huontari, eine Abwertung des Yuan - Investitionen im Ausland würden dann für chinesische Unternehmen deutlich teurer.

    Zwischen 2000 und 2014 verzeichnete Merics in Europa mehr als 1000 chinesische Neugründungen, Fusionen und Übernahmen im Wert von mehr als 46 Milliarden Euro. Investierten chinesische Unternehmen im Jahr 2000 kaum Geld in der EU, waren es 2014 bereits 14 Milliarden Euro. Tendenz steigend: Allein die Übernahme des schweizerischen Saatgutproduzenten Syngenta lässt sich der größte chinesische Chemiekonzern ChemChina, dem nun Interesse an SGL nachgesagt wird, 43 Milliarden US-Dollar kosten - das sind nach aktuellem Kurs 38,5 Milliarden Euro. "Mit solch einer geballten Finanzpower können deutsche oder auch europäische Unternehmen nicht mithalten", heißt es in deutschen Wirtschaftskreisen.

    Für gebeutelte Unternehmen eine große Chance

    Doch gerade darin liegt auch eine Chance, betont Huontari. "Für Unternehmen wie SGL oder Aixtron, die eher schwierig dastehen finanziell, können solche Übernahmeangebote fantastisch sein, gerade wenn sie zudem neue Marktchancen in China bieten." Insgesamt spielt der Zugang zum nach wie vor immens wichtigen chinesischen Markt eine zentrale Rolle. "Für den Vertrieb in China eröffnen sich ganz neue Kanäle, wenn ein großer chinesischer Konzern seine deutsche Tochter bei der Vermarktung in China unterstützt", erklärt Friedolin Strack, im Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) zuständig für internationale Märkte.

    Nach wie vor sind vielen Anlegern in Deutschland aber Angebote aus Fernost nicht geheuer. "Ich habe Angst vor der Übernahme durch die Chinesen", sagt ein Wirtschaftsberater auf der Kuka-Hauptversammlung in Augsburg. Dort warnt auch der Nürnberger Wirtschaftsprofessor Roland Klose für die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) vor einer Übernahme durch den chinesischen Midea-Konzern: Es sei doch völlig ungewiss, ob in fünf Jahren noch die Zusagen gälten, den Unternehmenssitz und die Mitarbeiterzahlen nicht anzurühren.

    Die Experten aber beruhigen. "Die Ängste vor Arbeitsplatz- und Technologieverlusten sind oft unbegründet", hat BDI-Mann Strack beobachtet. Transaktionsexperte Schilmar betont zudem: Das Bedürfnis chinesischer Firmen nach Rechtsschutz nehme zu, auch weil die Wettbewerbssituation in China stärker in den Vordergrund rücke. Die Käufer hätten kein Interesse daran, deutsche Firmen zu zerschlagen - im Gegenteil. "Die Schlagkraft soll nicht nur erhalten, sondern gestärkt werden." dpa

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