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Augsburg: Kuka: Der Rambo mit dem sanften Händedruck

Augsburg

Kuka: Der Rambo mit dem sanften Händedruck

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    Automatica 2010 Messe in München Fachmesse: Kuka-Vorstandsvorsitzender Till Reuter Vorstand rechts und Großaktionär Guy Wyser-Pratte links.
    Automatica 2010 Messe in München Fachmesse: Kuka-Vorstandsvorsitzender Till Reuter Vorstand rechts und Großaktionär Guy Wyser-Pratte links. Foto: Fred Schöllhorn

    Er spricht leise und das gerne mit einem ironischen Unterton. Seine Bewegungen lassen alles Zackige vermissen. Fast könnte man glauben,

    Guy Wyser-Pratte

    , der "Rambo der Kapitalmärkte" genannt wird, sei mit seinen bald 70 Jahren altersmilde geworden.

    Der Amerikaner gibt einem sanft die Hand, lächelt sphinxhaft wie Alan Greenspan, der legendäre frühere Chef der US-Notenbank. An diesem heißen Tag in München auf der Messe Automatica hat Wyser-Pratte auf die Krawatte zum blauen Hemd verzichtet. Das helle Sommer-Sakko ziert ein Einstecktuch. Und auch der blaue Siegelring und die eleganten braunen Slipper-Schuhe lassen den Beobachter eher an einen Gentleman als an den vielfach beschriebenen heimtückischen Firmen-Jäger denken, vor dem Vorstände europäischer Firmen zittern.

    Den Managern eines französischen Unternehmens hatte er den Satz zugerufen, der ihm das ganze Leben nachhängt: "Wacht auf und riecht das Napalm." Damit wollte Wyser-Pratte, der einst Offizier bei den U.S. Marines war, den Verantwortlichen klar machen, "dass sie ihren Job schlecht machen". Auch bei früheren Vorständen des heutigen Augsburger Roboter- und Anlagenbauers Kuka war er gefürchtet.

    Der Investor hatte es fertiggebracht, Manager des Vorgänger-Unternehmens IWKA aus dem Amt zu jagen und die Verantwortlichen zu zwingen, den Mischkonzern auf die in Augsburg sitzenden Sparten zu verschlanken. Wyser-Prattes militärisches Motto lautet: "Das Element der Überraschung nutzen, Kräfte richtig verteilen, Koalitionen eingehen und Waffen kombiniert einsetzen." Der Firmenjäger geht dabei immer nach dem gleichen Schema vor: Er kauft sich in unterbewertete, weil schlecht gemanagte Aktiengesellschaften ein, setzt den Vorstand unter Druck, sorgt auf Hauptversammlungen für Zoff und nutzt die so entstandene schlechte Presse, um einen Wechsel der Unternehmenspolitik zu erzwingen.

    Im Idealfall steigt der Aktienkurs kräftig und Wyser-Pratte macht Kasse. Der frühere SPD-Chef Franz Müntefering nennt solche Anleger "Heuschrecken". Der Amerikaner geht damit spielerisch um, indem er darauf verweist, schon seit 2003 Kuka-Aktionär zu sein: "Das ist doch ziemlich gut für eine sogenannte Heuschrecke."

    Auf der Messe in München gibt sich der Investor friedlicher denn je und lässt sich bereitwillig mit Kuka-Chef Till Reuter fotografieren. Nach der jetzt beschlossenen Kapitalerhöhung über 45,4 Millionen Euro wird der US-Anleger immer noch mit 7,8 Prozent an dem Maschinenbau-Unternehmen beteiligt sein. Wyser-Pratte bleibt damit hinter der Familie Grenzebach aus dem nordschwäbischen Ort Hamlar, die 25,2 Prozent halten wird, zweitgrößter Aktionär.

    Der Investor vertraut dem neuen Vorstand. Als Aufsichtsrat kommt Wyser-Pratte auch in die Region. Er gehört irgendwie zur Augsburger Roboter-Familie. Ja, es ist so etwas wie Stolz bei ihm zu spüren, an einer Firma beteiligt zu sein, die auch in der durch einen heftigen Machtkampf geprägten Krisenzeit hart an Innovationen gearbeitet hat. Auf der Automatica präsentiert Kuka eine neue Robotergeneration und eine Steuerung, die eine engere Zusammenarbeit von Mensch und Maschine ermöglicht. Die Konkurrenten aus Japan staunen. Das alles scheint den Rambo mit dem sanften Händedruck milde zu stimmen und lässt ihn ungewöhnlich lange an einem Unternehmen festhalten. Stefan Stahl

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