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Augsburg: Großgetriebe-Hersteller Renk baut neuen Standort

Augsburg

Großgetriebe-Hersteller Renk baut neuen Standort

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    Renk-Chef Florian Hofbauer plant, mit dem Unternehmen zu expandieren.
    Renk-Chef Florian Hofbauer plant, mit dem Unternehmen zu expandieren. Foto: Ulrich Wagner

    Wer es in der Welt zu Erfolg und Reichtum gebracht hat, investiert sein Geld nicht selten in eine Jacht. Prominente und Milliardäre sorgen mit ihren Luxusjachten immer wieder für Schlagzeilen und Begeisterung bei Schiff-Interessierten. Was man am wenigsten ahnt: Wichtige Teile eleganter Jachten stammen aus Augsburg, was von den Küsten immerhin ein großes Stück entfernt liegt. Das Unternehmen Renk baut hier Getriebe unter anderem für solche Schiffe. Großkunden mit speziellen Ideen wenden sich gerne an die Augsburger: „Wir sind die erste Adresse für Speziallösungen, die bisher so nie gebaut wurden“, sagt Vorstand Florian Hofbauer. Das Unternehmen darf die Namen der Kunden nicht immer öffentlich nennen. Das kommt in der Industrie häufig vor.

    Wer mit Hofbauer durch die Hallen geht, ahnt, in welchen Größenordnungen die Ingenieure hier denken. Manche der Schiffsgetriebe erreichen die Ausmaße eines Gartenhauses, andere ragen über den ersten Stock eines Wohnhauses hinaus. Da diese aus Stahl gefertigt werden, kann das schnell ins Gewicht gehen. Mühlengetriebe, wie sie nach Nigeria, Mexiko oder Pakistan gehen, wiegen zum Beispiel 185 Tonnen. Die Größe der Teile ist auch ein Problem. Denn der Platz am Standort ist begrenzt, in den Hallen wird es eng. Nun will Renk das Werk in Augsburg erweitern – und zwar außerhalb des Stammsitzes an der Gögginger Straße.

    Da das Werk in der Nähe des Zentrums liegt, finden sich in der Nachbarschaft kaum Grundstücke für eine Erweiterung. Deshalb habe man sich entschieden, den Wareneingang in den Landkreis zu verlagern. Renk will bei Oberottmarshausen eine Halle mit rund 15.000 Quadratmetern Fläche bauen. Nächstes Jahr soll der Baustart erfolgen. Später werden dort die Teile der Zulieferbetriebe angeliefert – zum Beispiel Gehäuse, Pumpen, Motoren. Erst kurz vor der Montage werden sie in Zukunft in das Werk in der Stadt gefahren werden. 25 bis 30 Arbeitsplätze gehen auf Oberottmarshausen über, Renk investiert einen zweistelligen Millionenbetrag.

    Für Renk ist der Umbruch in der Autobranche kein Thema

    Seit 2007 ist Florian Hofbauer, 56, Sprecher des Vorstands. Davor war er an verschiedenen Stellen im MAN-Konzern tätig, zu dem Renk gehört. MAN wiederum gehört zu Volkswagen. Hofbauer führt Renk zusammen mit Christian Hammel, der für Verwaltung und Produktion zuständig ist.

    Das tägliche Geschäft ist derzeit nicht ganz einfach: „Die kommerzielle Schifffahrt leidet immer noch an den Überkapazitäten“, sagt Hofbauer. Und in der Öl- und Gasindustrie werde weniger investiert, da die Energiepreise niedrig sind. Umsatz und betriebliches Ergebnis lagen im ersten Halbjahr 2017 leicht unter den Vorjahreswerten, auch der Auftragseingang fiel niedriger aus als im ersten Halbjahr 2016. Damals profitierte Renk von Großaufträgen. „Wir haben aber aktuell einige Projekte in Bearbeitung, sodass wir den Rückgang aufholen wollen“, sagt Hofbauer. Die Rendite ist mit 13,3 Prozent zwar gesunken, aber immer noch glänzend im MAN-Konzern. Ein bisschen hat Renk also fast Luxusprobleme. „Wir sind grundsätzlich zufrieden und wollen das Niveau halten“, sagt Hofbauer. Ein wesentlicher Vorteil des Unternehmens sind die unterschiedlichen Geschäftsbereiche.

    Neben Getrieben für Schiffe, Windräder, industrielle Anwendungen und gepanzerte Fahrzeuge entwickelt und produziert Renk außerdem Prüfstände, Gleitlager und Kupplungen. „Wenn es in einem Geschäftsbereich zeitweise schwierig ist, gleicht das ein anderer aus“, sagt Hofbauer. „Das macht uns extrem stabil.“

    Anderswo in der Industrie ändert sich gerade viel. Die Autobauer arbeiten am Elektroauto. In der Schifffahrt bauen Hersteller wie MAN Diesel & Turbo in Augsburg an neuen, sauberen Schiffsmotoren. Steht Renk vor ähnlichen Herausforderungen? „Wo unsere Getriebe eingebaut werden, ist Elektromobilität kein Thema“, ist sich Hofbauer sicher. „Große Handelsschiffe lassen sich nicht per Batterie über den Atlantik bewegen.“ Und doch beschäftigt der Elektromotor auch Renk: Es fahren immer mehr Schiffe mit Hybridantrieb. Den Dieselmotor ergänzt dann eine Gasturbine und/oder ein elektrischer Antrieb, der reicht, um in einen Hafen einzufahren. Für solche Hybrid-Antriebe im Schiff bietet Renk neue Lösungen an.

    Hofbauer kennt Verkaufsgerüchte um Renk

    Zu einem Wachstumsgeschäft ist auch der Bau von Prüfständen geworden. Eben erst sind in Schweinfurt bei der Firma SKF zwei Anlagen in Betrieb genommen worden, auf denen Lager zum Beispiel für Windturbinen getestet werden. Die Prüfstände für Schweinfurt sind Giganten des Maschinenbaus – der größere wiegt 700 Tonnen. Höhe: elf Meter. „Wir können hier zeigen, wozu unsere Mitarbeiter in der Lage sind“, sagt Hofbauer.

    Und wo geht die Reise hin? Punkten will Renk künftig im Bereich der Digitalisierung. Je mehr Sensoren in die Geräte einziehen und je mehr Daten erhoben werden, desto besser lässt sich zum Beispiel vorhersagen, wann in einer Maschine ein Teil seine Lebenszeit überschreitet. Dann könnte ein Ersatzteil bestellt werden, bevor der Schiffsantrieb ausfällt oder ein Mühlengetriebe für Wochen stillsteht.

    Doch könnten Renk bald andere Ereignisse selbst in raue See bringen? Es gibt immer wieder Spekulationen, die MAN-Konzernmutter VW prüfe einen Verkauf von Renk. VW-Chef Matthias Müller sagte am Freitag dem Wall Street Journal, dass ein Team am Verkauf von nicht mehr zum Kerngeschäft zählenden Teilen arbeite. Im Juli allerdings hatten Arbeitnehmervertreter im MAN-Aufsichtsrat den Verkauf von Renk strikt abgelehnt.

    Und wie sieht man bei Renk den Sachverhalt? „Diese Gerüchte gibt es, seit ich Renk kenne“, sagt Florian Hofbauer. Im Tagesgeschäft beschäftige ihn aber das Thema nicht. Wichtiger sei es da, Renk mit seinen 2245 Mitarbeitern – davon über 1100 am Standort Augsburg – in die Zukunft zu führen.

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