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Augsburg: Früherer Manager von MAN verurteilt

Augsburg

Früherer Manager von MAN verurteilt

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    Ein ehemaliger MAN-Manager stand in Augsburg vor Gericht.
    Ein ehemaliger MAN-Manager stand in Augsburg vor Gericht. Foto: Archivfoto: Florian Rußler

    Ohne ein umfassendes Geständnis, hatte Staatsanwältin Simone Bader dem Angeklagten am ersten Prozesstag klargemacht, werde sie eine mehr als dreijährige Haftstrafe beantragen. Die Ankündigung wirkte. Eine Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts hat einen früheren MAN-Manager wegen Untreue gegenüber dem eigenen Arbeitgeber zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren verurteilt. Außerdem muss der heute 60-Jährige, bis zu seinem Ausscheiden im Jahr 2011 Leiter der Kraftwerkssparte bei MAN Diesel, als Geldbuße 50000 Euro an gemeinnützige Organisationen überweisen.

    "Giftschrank" für Schmiergeldzahlungen

    Einer Absprache der Prozessparteien hat es der Angeklagte zu verdanken, dass die Staatsanwaltschaft in der Anklage erhobene Bestechungsvorwürfe nicht weiter verfolgt. 2005 soll der Manager zwei leitende Mitarbeiter eines Elektrizitätswerks in Islamabad mit jeweils 265.000 Dollar bestochen haben, um Konkurrenten bei einem Millionenauftrag auszustechen. Ebenso gab er jetzt zu, auf Kuba über zwei Mittelsmänner dortige Amtsträger mit „mindestens 300.000 Euro“ bestochen zu haben, um elf Verträge für die Lieferung von Motoren abschließen zu können. Wie schon in früheren Prozessen haben Zeugen der MAN bestätigt, dass es im Unternehmen einen „Giftschrank“ gegeben hat. Nur ein kleiner Kreis habe Zugang gehabt. Demnach tauchte in dort aufbewahrten Kalkulationen regelmäßig auf Englisch die Position „externe Dienstleistungen“ auf – eine Umschreibung für Schmiergeldzahlungen.

    Vor dem Augsburger Landgericht entschuldigte Verteidiger Stephan Beuckelmann das Handeln seines Mandanten als Relikt aus der „Vor-Siemens-Zeit“. 2005 sei die Bestechung bei Auslandsgeschäften noch üblich gewesen. Die Korruptionsaffäre bei Siemens, für die allein der Konzern rund zweieinhalb Milliarden Euro an Strafen gezahlt hat, läutete in der deutschen Wirtschaft ein Umdenken ein.

    Panama lässt grüßen

    Doch Panama lässt grüßen. Auch wenn es sich hier nicht um die viel zitierte Kanzlei Mossack Fonseca handelt. Dem MAN-Manager sind zwei andere eingestandene Fehler zum Verhängnis geworden. Der Leiter Kraftwerksparte hatte für das Kuba-Geschäft 2005 einen Beratervertrag mit einer in Panama ansässigen „Corporacion Administradora del Caribe Inc“ ( CAC) abgeschlossen. Eine Firma, die ihren Einsatz als Türöffner auf Kuba regelmäßig in Rechnungen stellte und dafür aus Augsburg 1,5 Millionen Euro überwiesen bekam. Obwohl, wie sich herausstellte, bis auf den Angeklagten bei MAN niemand die CAC gekannt hat. Kein Wunder, handelt es sich doch um eine Briefkastenfirma, mit dem Angeklagten als Treuhänder. Ein Teil der so von MAN überwiesen Gelder sei in seiner Tasche gelandet, gab der 60-Jährige zu.

    Im Prozess beantwortete der aus München angereiste Chefermittler die Frage des Gerichts, ob denn auch Leistungen von der CAC erbracht worden seien, mit einem „Nein“. Der im Landkreis Augsburg aufgewachsene Angeklagte hat im MAN-Konzern eine Bilderbuchkarriere hingelegt. Sie führte ihn vom Lehrling bis in höchste Chefetagen. Heute lebt der 60-Jährige auf Kuba und berät dort Firmen beim Ankauf von Maschinen. Er muss mit Forderungen seines einstigen Arbeitgebers rechnen. Denn aufmerksamer Zuhörer im Prozess war ein Firmenangehöriger aus der Rechtsabteilung.

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