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Augsburg: Frist für Aktien-Verkauf beendet - jetzt kommen die Kuka-Zaunkönige

Augsburg

Frist für Aktien-Verkauf beendet - jetzt kommen die Kuka-Zaunkönige

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    Wie geht es weiter mit dem Augsburger Roboterbauer Kuka?
    Wie geht es weiter mit dem Augsburger Roboterbauer Kuka? Foto: Karl-Josef Hildenbrand (dpa) /Archiv

    Da sage noch einer, die Aktienwelt sei eine trockene und langweilige Materie. Der Fall des Augsburger Anlagen- und Roboterbauers Kuka beweist das Gegenteil.

    Hier können Anteilseigner richtig Kasse machen, bietet der chinesische Midea-Konzern doch 115 Euro je Papier an. Am Freitag um 24 Uhr endete die erste Annahmefrist, bis zu der Aktionäre ihre Anteilsscheine der für Midea handelnden Mecca International (BVI) Limited andienen konnten. Die auf den Britischen Jungferninseln sitzende Mecca-Truppe teilte am Freitag in der nunmehr „9. Wasserstandsmeldung“ mit, schon 76,38 Prozent der Kuka-Aktien eingesammelt zu haben.

    Damit verfügen die Chinesen, die ursprünglich vorgaben, sich mit mehr als 30 Prozent zu begnügen, über eine stolze Dreiviertelmehrheit an dem Augsburger Konzern. Nach dem deutschen Aktienrecht konnten die Asiaten so eine entscheidende Hürde nehmen. Der Rechtsexperte Dr. Jörg Berwanger schreibt im Gabler-Wirtschaftslexikon, wer 75 Prozent des vertretenen Grundkapitals in der Hauptversammlung einer AG hinter sich wisse, könne Satzungsänderungen durchsetzen, Aufsichtsratsmitglieder abberufen, im Extremfall eine Fusion durchsetzen oder die Gesellschaft auflösen. Doch der Kuka AG droht hier keine Gefahr, hat das Management doch mit einer siebeneinhalb Jahre dauernden und damit langen Investorenvereinbarung den Chinesen Handschellen angelegt.

    Auch viele kleinere Anteilseigner sollen Kuka-Aktien halten

    Demnach kann der Kuka-Vorstand unabhängig agieren, die Gesellschaft bleibt an der Börse und darf auch nicht umstrukturiert werden. Daneben begrüßen die Midea-Manager eine breite Aktionärsbasis mit einem bedeutenden Streubesitz. Es wird also angestrebt, dass neben den Asiaten viele kleinere Anteilseigner auf Dauer Papiere an dem Unternehmen halten. Spekuliert wurde zuletzt auch, dass sich die Chinesen mit gut 50 Prozent zufriedengeben könnten und jetzt erworbene Aktien später weiteren Investoren zum Kauf anbieten. Sollte also die Kuka-Börsennotierung nach dem Deal nachgeben, könnte es sein, das sich ein zweiter größerer Anteilseigner herausbildet. Geht es nach der an dem Fall interessierten Bundesregierung, wird ein europäischer, vielleicht deutscher Aktionär bevorzugt. Doch zunächst können die Chinesen noch reichlich Aktien einsammeln. Denn vom 21. Juli bis 3. August, 24 Uhr, währt die „Zaunkönigfrist“. Wer also das Kuka-Drama bisher aus der Distanz wie ein Zaunkönig verfolgt hat, kann in dem Zeitraum seine Aktien für die von Midea garantierten 115 Euro pro Papier verkaufen. Danach ist jedoch endgültig Schluss.

    Kuka: Behörden und Kartellämter müssen Übernahme durch Midea zustimmen

    Im Fall „Kuka“ nehmen die Aktien-Spezialisten sprachlich Anleihen in der Tierwelt, genauer gesagt an einem nach Darstellung des Landesbundes für Vogelschutz gerade einmal zehn Gramm leichten Zaunkönig. Das singende Männchen sei trotz seiner geringen Größe mit bis zu 90 Dezibel auf eine Distanz von bis zu 500 Metern zu hören. Ab 21. Juli können sich also noch bisher leisere Aktionäre bei den sicher erfreuten Chinesen Gehör verschaffen. Doch selbst nach dem 3. August bekommen alle Kuka-Aktionäre, die ihre Anteile verkauft haben, noch nicht automatisch Geld gutgeschrieben. Denn zunächst müssen etwa in Europa und den USA Behörden und Kartellämter der Übernahme durch Midea zustimmen.

    Nach Einschätzung von Experten kann sich der rechtliche Prozess sogar bis März 2017 hinziehen. Am Ende steht das sogenannte Closing. Geschlossen ist die Übernahme-Akte „Kuka“ also erst, wenn keine Einwände mehr von entscheidender Stelle vorgebracht werden. Die Aktionäre brauchen also noch Geduld.

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