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Augsburg: Droege-Gruppe übernimmt Weltbild komplett - Kritik vom Betriebsrat

Augsburg

Droege-Gruppe übernimmt Weltbild komplett - Kritik vom Betriebsrat

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    Die Düsseldorfer Droege Group übernimmt Weltbild komplett.
    Die Düsseldorfer Droege Group übernimmt Weltbild komplett. Foto: Jens Büttner (dpa)

    Die Verlagsgruppe Weltbild gehörte einst der Kirche. Zusammen mit der früher zum Konzern gehörenden Münchner Buchhandelskette Hugendubel und zeitweise 6000 Mitarbeitern entwickelte sich das Augsburger Unternehmen zum größten Buchhändler Europas. Doch die finanzielle Situation war am Ende weit weniger stabil. Im Januar 2014 meldete Weltbild Insolvenz an, die Jahre der Expansion waren erst einmal vorbei,

    Jetzt hat die als Investor eingesprungene Düsseldorfer Droege Group Weltbild komplett übernommen. Bisher hielt Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz von der Neu-Ulmer Kanzlei Schneider Geiwitz & Partner für die Gläubiger noch 30 Prozent. Die Gewerkschaft sieht das Engagement Droeges aber auch kritisch.

    Dass die Droege-Gruppe einmal komplett das Steuer übernimmt, stand praktisch fest. Der Schritt sei „im Rahmen der bestehenden vertraglichen Regelungen“ erfolgt, berichtete die Gruppe. Firmeninhaber Walter P. J. Droege lobte die Zusammenarbeit mit dem Insolvenzverwalter. Dies sei ein „innovatives, bisher einzigartiges Modell in Deutschland“ gewesen.

    Das „erfolgreiche Joint Venture“ zwischen dem Familienunternehmen Droege und Geiwitz habe den Gläubigern die Chance eröffnet, „am Mehrwert der Wertsteigerung zu partizipieren“ und „beim Verkauf der Anteile den Rückfluss zu erhöhen“, sagte Investor Walter P. J. Droege. Über den Kaufpreis sei zwar Stillschweigen vereinbart worden. Für die Altgläubiger habe sich die Kooperation aber „gelohnt“.

    Wie geht es mit Weltbild weiter?

    Wie sieht nun die Zukunft von Weltbild aus? Die Droege-Gruppe berichtet, die Marke Weltbild solle zu einer Plattform ausgebaut werden und als „digitaler Marktplatz“ auch anderen Anbietern zur Verfügung stehen. Eine Zusammenarbeit gebe es bereits mit Ravensburger im Bereich Kinderbücher und Spiele oder Gräfe und Unzer im Bereich Ratgeber. Die Zusammenarbeit mit dem Musikvertrieb Schlager.de sei ein weiteres Beispiel.

    Für Weltbild soll es damit aufwärtsgehen: „Wir gehen davon aus, dass die Gruppe in den kommenden Jahren organisch im Durchschnitt vier bis fünf Prozent pro Jahr wächst“, berichtet die Droege-Gruppe. Aber auch „sinnvolle Zukäufe“ werden genannt, um Wachstum zu schaffen. Im zu Ende gehenden Geschäftsjahr 2016/17 habe Weltbild ein Wachstum von rund fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr erreicht. Der Umsatz liege bei rund 425 Millionen, berichtete die Droege-Gruppe gestern.

    Das wäre etwas weniger als die erwarteten 450 Millionen Euro, die Weltbild-Geschäftsführer Patrick Hofmann unserer Zeitung im Dezember als Zielmarke nannte. Doch der Trend spricht anscheinend für die Augsburger: „Weltbild wächst insbesondere im Online-Geschäft, zum Beispiel mit bücher.de, mit plus zehn Prozent – aber auch im gesamten Distanzhandel.“

    Und wie lange will Droege Weltbild behalten? Wird das Unternehmen eines Tages weiterverkauft? Die Droege-Gruppe betont, sie verfolge das Ziel, die Beteiligungen „langfristig“ im Portfolio zu halten und weiterzuentwickeln. Die gesamte Weltbild-Gruppe beschäftige heute rund 1350 Mitarbeiter. Die Sanierung in den letzten Monaten verlief aber nicht geräuschlos.

    Weltbild-Betriebsrat kritisiert Droege

    Großen Widerstand rief die Schließung der zum Also-Konzern gehörenden Logistik in diesem Jahr hervor. Dabei gingen viele Arbeitsplätze verloren. Die

    Weltbild-Betriebsrat Timm Boßmann hält den Start von Droege bei Weltbild trotzdem für unglücklich: „Fehlentscheidungen haben nicht nur zu einem Arbeitsplatzabbau geführt, an vielen Folgen laborieren wir noch heute“, sagt Boßmann. „Das Bekenntnis von Walter Droege zu Weltbild nutzt uns nichts, solange er sich nicht auch zu unseren Arbeitsplätzen bekennt“, kritisiert er. „Kurz bevor Herr Droege kam, waren wir 1300 Leute in Augsburg, heute sind wir 350“, fügt Boßmann an. Ähnlich kritisch sieht es Thomas Gürlebeck von Verdi in

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