Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Die Übernahmefrist für Kuka endet

Augsburg

Die Übernahmefrist für Kuka endet

    • |
    Beim Umsatz rechnet Kuka im laufenden Jahr mit mehr als drei Milliarden Euro.
    Beim Umsatz rechnet Kuka im laufenden Jahr mit mehr als drei Milliarden Euro. Foto: Karl-Josef Hildenbrand (dpa)

    Allerdings hatte Midea in der regulären Angebotsfrist, die einen Monat dauerte, bereits fast 86 Prozent an dem Augsburger Unternehmen aufgekauft. Nun läuft auch die vorgeschriebene zweiwöchige Nachfrist für unentschlossene Aktionäre aus. Midea bietet 115 Euro pro Aktie, in den vergangenen Wochen war das Papier an der Börse zwischen etwa 105 und 110 Euro gehandelt worden.

    Übernahme von Kuka sorgte für Diskussionen

    Die Übernahme des Roboter- und Logistikspezialisten hatte wochenlang für Diskussionen gesorgt, weil ein Abwandern von deutschem Know-how nach China befürchtet wurde. Der Kuka-Vorstand hat daher mit Midea einen bis Ende 2023 gültigen Investorenvertrag geschlossen, um so lange die Unabhängigkeit der Konzernzentrale in Augsburg und alle 12 300 Arbeitsplätze zu sichern.

    Kuka: Das ist der Augsburger Roboterbauer

    Kuka ist ein Roboter- und Anlagenbauer mit Hauptsitz in Augsburg. In seiner Branche zählt Kuka zu den weltweit führenden Unternehmen. Bei Kuka arbeiten rund 14.256 Mitarbeiter.

    Die Wurzeln von Kuka reichen bis ins Jahr 1898 zurück. Johann Josef Keller und Jakob Knappich gründeten damals das Acetylenwerk Augsburg. Ihr Ziel: die Produktion von kostengünstigen Haus- und Stadtbeleuchtungen. Doch bereits sieben Jahre danach weitete das Unternehmen die Produktion auf die neue Erfindung des Autogen-Schweißens aus.

    Aus den Anfangbuchstaben der Unternehmensbezeichnung "Keller und Knappich Augsburg" entstand schließlich der Name Kuka.

    Kuka wurde 1966 Marktführer bei Kommunalfahrzeugen in Europa. Auch weltweit wurden diese Fahrzeuge für Entsorgungs- und Reinigungsaufgaben bekannt. Der Kuka-Müllwagen war ein Begriff.

    1973 schrieb Kuka Geschichte als Robotik-Pionier und entwickelt den Famulus - den weltweit ersten Industrieroboter mit sechs elektromechanisch angetriebenen Achsen. Das waren die Anfänge der heute auf Roboter- und Anlagenbau konzentrierten Firma.

    Die Aufträge des Unternehmens kommen heute vor allem aus der internationalen Autoindustrie. Immer öfter liefert das Unternehmen aber auch an andere Branchen. Bei Bosch Siemens Hausgeräte in Dillingen helfen die Kuka-Roboter beispielsweise schon lange bei der Produktion der Spülmaschinen. In der Robotersparte machte die Zahl der Aufträge aus der General Industry, also allen Branchen abseits der Autofertigung, 2015 bereits mehr als ein Drittel aller Aufträge aus. Mit der neuen Tochterfirma Swisslog, die unter anderem in der Krankenhauslogistik tätig ist, will sich Kuka nach eigener Aussage noch unabhängiger von der schwankenden Autoindustrie machen.

    Roboter werden immer intelligenter und arbeiten Hand in Hand mit Menschen. Die elektronischen Helfer sind mit einer zunehmend raffinierteren Software und Sensorik ausgestattet. Kuka ist längst auch ein IT-Konzern. Die Verknüpfung von Mechanik, also Robotergehäusen mit Elektronik, Informationstechnologie und selbst entwickelten Steuerungen lassen Kuka-Chef Till Reuter auf neue Kunden hoffen. "Industrie 4.0" heißt das Schlagwort. Die Augsburger gelten hier weltweit als Pioniere.

    Für Kuka geht es seit Jahren aufwärts. 2017 betrug der Umsatz rund 3,5 Milliarden Euro, davon entfallen 1,2 Milliarden auf den Geschäftsbereich Robotics.

    Einer der wichtigsten Wachstumsmärkte von Kuka ist China. Seit 2000 ist Kuka hier präsent. Im Dezember 2013 ging eine neue Fertigungsstätte in Shanghai in Betrieb. In einem Werbespot konnte man sehen, wie sich der in China sehr bekannte deutsche Tischtennisstar Timo Boll mit einem Kuka-Roboter duelliert.

    Die Roboter von Kuka hatten auch schon einen Auftritt im Kino: im James-Bond-Film "Die Another Day".

    Chef des Unternehmens ist Till Reuter. Als er 2009 die Führung des Augsburger Roboter- und Anlagenbauers übernahm, kannte Till Reuter kaum einer in der Region. Reuter, Jahrgang 1968, hatte zuvor als Wirtschaftsjurist, Rechtsanwalt und Investmentbanker für Adressen wie die Deutsche Bank, Lehman Brothers und Morgan Stanley gearbeitet.

    Nachdem sich die Familie Grenzebach aus dem kleinen nordschwäbischen Ort Hamlar nach einer langen Phase als bestimmender Aktionär zurückgezogen hat, übernahm diese Schlüsselposition das baden-württembergische Familienunternehmen Voith. Der Investor aus Heidenheim hält 25,1 Prozent an dem Roboterbauer, besitzt also eine Sperrminorität. Gegen Voith läuft nichts bei Kuka.

    Kuka will am Mittwoch auch die Halbjahreszahlen vorlegen. Wie die Gesellschaft vorab bereits mitteilte, wurde im zweiten Quartal ein Rekordauftragseingang von 890 Millionen Euro erzielt. Im Jahr 2016 rechnet Kuka mit mehr als drei Milliarden Euro Umsatz und einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von über 125 Millionen Euro. Durch die Midea-Übernahme entstehen Kuka nach Angaben des Vorstands Sonderkosten in Höhe von 30 Millionen Euro, die den Überschuss entsprechend reduzieren werden. dpa

    Kuka meldet Rekord bei Auftragseingang im zweiten Quartal  

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden