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Augsburg: Chinesischer Konzern will Kuka kaufen

Augsburg

Chinesischer Konzern will Kuka kaufen

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    Der chinesische Haushaltsgerätehersteller Midea will den Augsburger Roboter- und Anlagenbauer Kuka übernehmen.
    Der chinesische Haushaltsgerätehersteller Midea will den Augsburger Roboter- und Anlagenbauer Kuka übernehmen. Foto: Stefan Puchner/dpa

    Der chinesische Haushaltsgerätehersteller Midea will den deutschen Roboter- und Anlagenbauer Kuka übernehmen. Die Chinesen, die bereits mehr als 10 Prozent der Aktien des bayerischen Maschinen- und Anlagenbauers halten, bieten den übrigen Aktionären 115 Euro je

    Was der größte Kuka-Aktionär, die Voith-Gruppe, von der Offerte hält, war am Mittwoch zunächst noch offen. Der Maschinenbaukonzern aus Baden-Württemberg hält mehr als 25 Prozent an Kuka und kann damit wichtige Entscheidungen auf der Hauptversammlung blockieren. Midea will sich mit dem Gebot mindestens 30 Prozent der Kuka-Anteile sichern - wird diese Schwelle verfehlt, gilt das Angebot nicht.

    Kuka gilt schon länger als Übernahmeziel

    Kuka: Das ist der Augsburger Roboterbauer

    Kuka ist ein Roboter- und Anlagenbauer mit Hauptsitz in Augsburg. In seiner Branche zählt Kuka zu den weltweit führenden Unternehmen. Bei Kuka arbeiten rund 14.256 Mitarbeiter.

    Die Wurzeln von Kuka reichen bis ins Jahr 1898 zurück. Johann Josef Keller und Jakob Knappich gründeten damals das Acetylenwerk Augsburg. Ihr Ziel: die Produktion von kostengünstigen Haus- und Stadtbeleuchtungen. Doch bereits sieben Jahre danach weitete das Unternehmen die Produktion auf die neue Erfindung des Autogen-Schweißens aus.

    Aus den Anfangbuchstaben der Unternehmensbezeichnung "Keller und Knappich Augsburg" entstand schließlich der Name Kuka.

    Kuka wurde 1966 Marktführer bei Kommunalfahrzeugen in Europa. Auch weltweit wurden diese Fahrzeuge für Entsorgungs- und Reinigungsaufgaben bekannt. Der Kuka-Müllwagen war ein Begriff.

    1973 schrieb Kuka Geschichte als Robotik-Pionier und entwickelt den Famulus - den weltweit ersten Industrieroboter mit sechs elektromechanisch angetriebenen Achsen. Das waren die Anfänge der heute auf Roboter- und Anlagenbau konzentrierten Firma.

    Die Aufträge des Unternehmens kommen heute vor allem aus der internationalen Autoindustrie. Immer öfter liefert das Unternehmen aber auch an andere Branchen. Bei Bosch Siemens Hausgeräte in Dillingen helfen die Kuka-Roboter beispielsweise schon lange bei der Produktion der Spülmaschinen. In der Robotersparte machte die Zahl der Aufträge aus der General Industry, also allen Branchen abseits der Autofertigung, 2015 bereits mehr als ein Drittel aller Aufträge aus. Mit der neuen Tochterfirma Swisslog, die unter anderem in der Krankenhauslogistik tätig ist, will sich Kuka nach eigener Aussage noch unabhängiger von der schwankenden Autoindustrie machen.

    Roboter werden immer intelligenter und arbeiten Hand in Hand mit Menschen. Die elektronischen Helfer sind mit einer zunehmend raffinierteren Software und Sensorik ausgestattet. Kuka ist längst auch ein IT-Konzern. Die Verknüpfung von Mechanik, also Robotergehäusen mit Elektronik, Informationstechnologie und selbst entwickelten Steuerungen lassen Kuka-Chef Till Reuter auf neue Kunden hoffen. "Industrie 4.0" heißt das Schlagwort. Die Augsburger gelten hier weltweit als Pioniere.

    Für Kuka geht es seit Jahren aufwärts. 2017 betrug der Umsatz rund 3,5 Milliarden Euro, davon entfallen 1,2 Milliarden auf den Geschäftsbereich Robotics.

    Einer der wichtigsten Wachstumsmärkte von Kuka ist China. Seit 2000 ist Kuka hier präsent. Im Dezember 2013 ging eine neue Fertigungsstätte in Shanghai in Betrieb. In einem Werbespot konnte man sehen, wie sich der in China sehr bekannte deutsche Tischtennisstar Timo Boll mit einem Kuka-Roboter duelliert.

    Die Roboter von Kuka hatten auch schon einen Auftritt im Kino: im James-Bond-Film "Die Another Day".

    Chef des Unternehmens ist Till Reuter. Als er 2009 die Führung des Augsburger Roboter- und Anlagenbauers übernahm, kannte Till Reuter kaum einer in der Region. Reuter, Jahrgang 1968, hatte zuvor als Wirtschaftsjurist, Rechtsanwalt und Investmentbanker für Adressen wie die Deutsche Bank, Lehman Brothers und Morgan Stanley gearbeitet.

    Nachdem sich die Familie Grenzebach aus dem kleinen nordschwäbischen Ort Hamlar nach einer langen Phase als bestimmender Aktionär zurückgezogen hat, übernahm diese Schlüsselposition das baden-württembergische Familienunternehmen Voith. Der Investor aus Heidenheim hält 25,1 Prozent an dem Roboterbauer, besitzt also eine Sperrminorität. Gegen Voith läuft nichts bei Kuka.

    Midea hat es auf die Stärke des deutschen Herstellers in der Automatisierung von Produktionsprozessen abgesehen. Der Konzern Midea bietet einen guten Zugang zum wichtigen chinesischen Markt, auf dem Kuka seit einiger Zeit versucht, weiter zu wachsen. Kuka mit rund 12 000 Mitarbeitern weltweit gehört zu den führenden Herstellern von Industrierobotern und beliefert eine Vielzahl von Autobauern.

    Das Unternehmen gilt seit längerem als begehrtes Übernahmeziel, auch der Name Midea ist seit einiger Zeit im Gespräch. Mideas Angebot von 115 Euro je Aktie ist deutlich mehr als das Papier zuletzt an der Börse gekostet hatte. Am Mittwoch sprang die Aktie zu Handelsbeginn um 33,87 Prozent auf 113,00 Euro.

    Die komplette Herrschaft wollen die Chinesen bei Kuka nach eigenen Angaben aber nicht übernehmen. So solle kein Gewinnabführungsvertrag geschlossen werden, Kuka solle an der Börse notiert und unabhängig bleiben. Auch das Management solle seine Jobs behalten. "Wir streben eine Vertretung im Aufsichtsrat an, die unsere Beteiligung am Unternehmen entsprechend widerspiegelt", sagte Midea-Chef Paul Fang.

    Midea stieg 2015 bei Kuka ein

    Auch der Belegschaft wolle man Zusagen machen. "Wir sind bereit, in dieser Hinsicht konkrete Zusagen hinsichtlich der Mitarbeiterbeschäftigung, der Firmenmarken und des geistigen Eigentums einzugehen", sagte Fang. Midea war im August vergangenen Jahres bei dem Roboterspezialisten eingestiegen. 

    Derzeit finden Beteiligungen oder gar Übernahmen von chinesischen Unternehmen an europäischen Firmen viel Beachtung. So will etwa der chinesische Staatskonzern ChemChina den schweizerischen Agrarchemie-Konzern Syngenta für 43 Milliarden US-Dollar schlucken. dpa

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